Krummhörn-Campen, Landkreis Aurich, Ev.-ref. Kirche
377
Die Freilegung der figürlichen Darstellungen des mitt-
leren Gewölbejochs findet in den Akten bis hierhin
keine Erwähnung. Sie müssen jedoch im August 1939
freigelegt worden sein, was aus einem Schreiben des
Pastors hervorgeht. Man war jedoch der Meinung,
diese ließen sich nicht erhalten.394 Von den figürlichen
Malereien im mittleren Joch sind die aufliegenden
Tünchen vollständig entfernt worden, während an
den anderen Gewölben nur Teilfreilegungen erfolg-
ten. Im westlichen Joch sind die späteren Tünchen
weitgehend entfernt worden, im östlichen Gewölbe
finden sich jedoch noch einige Zentimeter starke Tün-
cheschichten. Gotta legt vermutlich nur so viel Subs-
tanz frei, wie für eine Rekonstruktion der Ornamentik
notwendig war.
Restaurierung
Nachdem die ursprüngliche Ausmalung der Gewölbe
anhand der Befunde nachvollzogen werden konnte,
rekonstruierte Gotta die Ziegelmuster auf den Gewöl-
bekappen in Rot mit weißen Fugen und die Bemalung
der Rippen Rot mit den oben angegebenen Mustern.
Er malte teilweise direkt auf dem mittelalterlichen,
fragmentarisch erhaltenen Malereibestand, wobei er
zunächst eine weiße Grundierung auftrug, dann die
Flächen Rot tünchte und die Fugenmalerei aufbrach-
te. In großen Bereichen brachte er seine Malerei aber
auch als oberste Schicht auf den gewachsenen
Tünchebestand auf. Gotta übernahm die ursprüngli-
chen Motive der Dekoration, nahm aber nur sehr frei
auf sie Bezug.395 So versetzte er die Motive, verein-
fachte sie und veränderte den Richtungsverlauf der
gemalten Ziegel. Als Orientierung für die Ausführung
der mittelalterlichen Malerei waren die Motive in den
Verputz geritzt worden. Diese Ritzungen sind auch
heute noch an einigen Stellen deutlich sichtbar und
zeigen die Abweichungen der Malerei Gottas.
Gegen Ende der Maßnahmen schrieb der Campener
Pastor: „Viele schöne Muster sind .. an den Tag ge-
kommen und auch wieder nachgemalt. Fraglich ist
uns das mittlere Gewölbe mit allerhand Figuren, die
wohl nicht bleiben können." 396 Auch in dieser
Formulierung wird deutlich, dass sämtlicher Malerei-
bestand rekonstruiert worden ist. Die figürlichen Ma-
lereien des mittleren Gewölbes sah man vermutlich
aufgrund ihres reduzierten Erhaltungszustands, aber
auch wegen ihrer Einzigartigkeit als nicht rekonstru-
ierbar und daher als nicht präsentierbar an. Zum wei-
teren Vorgehen fehlen Quellen, die belegen könnten,
wie mit den figürlichen Malereien des mittleren Jochs
verfahren wurde. Entgegen der Vermutung des Pas-
tors erhielt man sie jedoch sichtbar. Die Gewölbe-
flächen erscheinen heute bis auf die mittelalterliche
Malschicht freigelegt. Unter der Malerei ist nur noch
der Putz zu sehen. Welche Maßnahmen Gotta hier
durchgeführt hat, ist archivalisch nicht belegt. Die
Darstellungen wirken jedoch im Gegensatz zur deko-
rativen Malerei nicht rekonstruiert oder flächig über-
Südöstlicher Gewölbezwickel des mittleren Jochs, Detail.
Freilegeschnitt einer jüngeren Restaurierung. Gottas rekons-
truierte Fassung liegt auf diversen Anstrichen. Zuunterst die
mittelalterliche Ausmalung.
Mittleres Gewölbe, Ausschnitt. Freigelegte mittelalterliche
Malerei mit lasierenden Retuschen und nachgezogenen
Konturen durch Gotta.
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Die Freilegung der figürlichen Darstellungen des mitt-
leren Gewölbejochs findet in den Akten bis hierhin
keine Erwähnung. Sie müssen jedoch im August 1939
freigelegt worden sein, was aus einem Schreiben des
Pastors hervorgeht. Man war jedoch der Meinung,
diese ließen sich nicht erhalten.394 Von den figürlichen
Malereien im mittleren Joch sind die aufliegenden
Tünchen vollständig entfernt worden, während an
den anderen Gewölben nur Teilfreilegungen erfolg-
ten. Im westlichen Joch sind die späteren Tünchen
weitgehend entfernt worden, im östlichen Gewölbe
finden sich jedoch noch einige Zentimeter starke Tün-
cheschichten. Gotta legt vermutlich nur so viel Subs-
tanz frei, wie für eine Rekonstruktion der Ornamentik
notwendig war.
Restaurierung
Nachdem die ursprüngliche Ausmalung der Gewölbe
anhand der Befunde nachvollzogen werden konnte,
rekonstruierte Gotta die Ziegelmuster auf den Gewöl-
bekappen in Rot mit weißen Fugen und die Bemalung
der Rippen Rot mit den oben angegebenen Mustern.
Er malte teilweise direkt auf dem mittelalterlichen,
fragmentarisch erhaltenen Malereibestand, wobei er
zunächst eine weiße Grundierung auftrug, dann die
Flächen Rot tünchte und die Fugenmalerei aufbrach-
te. In großen Bereichen brachte er seine Malerei aber
auch als oberste Schicht auf den gewachsenen
Tünchebestand auf. Gotta übernahm die ursprüngli-
chen Motive der Dekoration, nahm aber nur sehr frei
auf sie Bezug.395 So versetzte er die Motive, verein-
fachte sie und veränderte den Richtungsverlauf der
gemalten Ziegel. Als Orientierung für die Ausführung
der mittelalterlichen Malerei waren die Motive in den
Verputz geritzt worden. Diese Ritzungen sind auch
heute noch an einigen Stellen deutlich sichtbar und
zeigen die Abweichungen der Malerei Gottas.
Gegen Ende der Maßnahmen schrieb der Campener
Pastor: „Viele schöne Muster sind .. an den Tag ge-
kommen und auch wieder nachgemalt. Fraglich ist
uns das mittlere Gewölbe mit allerhand Figuren, die
wohl nicht bleiben können." 396 Auch in dieser
Formulierung wird deutlich, dass sämtlicher Malerei-
bestand rekonstruiert worden ist. Die figürlichen Ma-
lereien des mittleren Gewölbes sah man vermutlich
aufgrund ihres reduzierten Erhaltungszustands, aber
auch wegen ihrer Einzigartigkeit als nicht rekonstru-
ierbar und daher als nicht präsentierbar an. Zum wei-
teren Vorgehen fehlen Quellen, die belegen könnten,
wie mit den figürlichen Malereien des mittleren Jochs
verfahren wurde. Entgegen der Vermutung des Pas-
tors erhielt man sie jedoch sichtbar. Die Gewölbe-
flächen erscheinen heute bis auf die mittelalterliche
Malschicht freigelegt. Unter der Malerei ist nur noch
der Putz zu sehen. Welche Maßnahmen Gotta hier
durchgeführt hat, ist archivalisch nicht belegt. Die
Darstellungen wirken jedoch im Gegensatz zur deko-
rativen Malerei nicht rekonstruiert oder flächig über-
Südöstlicher Gewölbezwickel des mittleren Jochs, Detail.
Freilegeschnitt einer jüngeren Restaurierung. Gottas rekons-
truierte Fassung liegt auf diversen Anstrichen. Zuunterst die
mittelalterliche Ausmalung.
Mittleres Gewölbe, Ausschnitt. Freigelegte mittelalterliche
Malerei mit lasierenden Retuschen und nachgezogenen
Konturen durch Gotta.