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Hagen, Rüdiger; Neß, Wolfgang; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Mühlen in Niedersachsen: Region und Stadt Hannover — Petersberg: Michael Imhof Verlag, Heft 44.2015

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51272#0364
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Mühlen in Niedersachsen
Region und Stadt Hannover

Hannover-Nordstadt
(Welfengarten/Am Judenkirchhof)
Windmühle

1672 beantragte der Neustädter Lohgerber Hanns
Schmidt beim Herzog die Erlaubnis nahe dem Juden-
kirchhof vor dem Clevertor und Steintor eine Loh- und
Mahlmühle zu errichten, die ihm 1674 erteilt wurde.
1678 wird die Bockwindmühle durch seinen Müller-
knecht Bartold Abelmann betrieben. Im Verlaufe des
18. Jahrhunderts werden auf der Mühle mehrere
Müller erwähnt, die dort bis 1825 den Mahlbetrieb
ausführten. Der letzte Müller, Johann Wilhelm Chris-
tian Heuer, dessen Vorfahren seit 1752 die Mühle
betrieben hatten, beantragte 1819 die Verlegung an
einen windgünstigeren Standort zum so genannten
„Schneiderberg". Aufgrund des Protestes der Müller
aus List, Schulenburg und Marienwerder, die wohl
starke Konkurrenz von einer Mühle befürchteten,
die sehr verkehrsgünstig an der Hauptzufahrtsstra-
ße (heute Engelbosteler Damm) zur Stadt Hannover
liegen sollte, verzögerte sich die Genehmigung zur
Translozierung um mehrere Jahre. Erst 1825 erfolgte
dann der Neuaufbau am Weg nach Hainholz gegen-
über dem Wirtshaus „Schwarzer Hahn". Dort betrieb
er die Mühle bis 1852, nachdem er 1829 noch ein
Wohnhaus daneben errichtet hatte. Heuer verkaufte
die Mühle an den Müller Degenhardt aus Dunau, der
dort die Gutsmühle der Familie von Alten betrieben
hatte. Dieser bat bereits 1856 um die Erlaubnis, die
Mühle weiter zu verkaufen, da er selbst schon eine
weitere Mühle in Rehren betrieb. Müller Heidemann
aus Horst erwarb die Mühle im gleichen Jahr. Unmit-
telbar nach der Übernahme beklagte sich Heidemann
über den Betrieb der Dampfmühle Rockemann (siehe
Hannover-Mitte) und beantragte selbst den Betrieb
mit Dampfkraft, der aber wohl nicht erfolgte. Heide-
mann hatte inzwischen ein Grundstück in der Nähe


Der Kartenausschnitt von 1762 zeigt die Bockwindmühle
zwischen dem Schloß Montbrillant und dem Judenkirchhof
auf einer wallartigen Anlage. Daneben könnte möglicher-
weise das Müllerwohnhaus dargestellt sein. Unterhalb der
Mühle verläuft die Allee nach Herrenhausen. Hannover im
Siebenjährigen Krieg 1756-1763. Niedersächsische Landes-
vermessung 1991.

erworben, um eine neue Mühle nach holländischem
Vorbild zu erbauen. 1866 wird die neue Mühle auf
dem Grundstück zwischen der heutigen Straße An der
Strangriede und dem Herrenhäuser Kirchweg an der
Einmündung der Alleestraße erbaut (siehe dort). Die
alte Bockwindmühle dürfte zur selben Zeit abgebro-
chen worden sein. Ob Teile des Baus an einer anderen
Mühle wieder Verwendung fanden, ist nicht bekannt.
 
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