Die drei Treppen von 5 Fuß Breite, das sind 1,43 m, bildeten
das Haupttreppenhaus im Flügel Vor der Burg, das nach den
Gepflogenheiten derZeit bis ins Dachgeschoß führte. In den
annähernd gleichzeitig erbauten Häusern gegenüber auf der
anderen Seite der Straße Vor der Burg sind teilweise die bis
ins Dachgeschoß führenden Treppenanlagen noch vorhan-
den. Die beiden Treppen von je 11 Autritten und 7 Fuß Breite
(= 2,00 m) können nach den baulichen Gegebenheiten nur
die beiden Treppen in der Durchfahrt von der Straße Vor der
40 Burg gewesen sein, die vom Straßenniveau nach beiden Sei-
ten hinauf zum Hochparterre führten. Damit ergibt sich ein
klares Bild über den Umfang der 1804 von Friedrich Vieweg
ausgeführten Treppenanlage und nicht der geringste An-
haltspunkt dafür, daß um diese Zeit im Flügel am Burgplatz
eine Treppenanlage geplant und, erst recht nicht, ausgeführt
wurde.
IV
Friedrich Vieweg erbaute sein Haus am Burgplatz ohne die
Mitwirkung des Architekten. Es ist ziemlich sicher, daß der
noch unbekannte Berliner Architekt, der für Vieweg die Risse
anfertigte, die Baustelle in Braunschweig niemals besucht
hat, und es ist möglich, daß er auch das fertige Werk nie ge-
sehen hat. Die Bauausführung hatte der Steinhauer- und
Maurermeister Heinrich Andreas Liebau übernommen, der
für Vieweg auch Pläne anfertigte und Risse umzeichnete. So
hatte Vieweg die Möglichkeit, ohne Einspruch erwarten zu
müssen, in die Planung nach eigenem Ermessen einzugrei-
fen und Änderungen ausführen zu lassen und, wie das Bei-
spiel Wohnhaus der Ziegelei zeigte, hatte er auch keine Skru-
pel, einen Entwurf des geheimen Oberbaurats Gilly zu än-
dern und vereinfacht von seinem Maurermeister zeichnen zu
lassen.
Auch der folgenden Verlegergeneration fehlte durchaus das
Verständnis für die Architektur des Hauses. Friedrich Vie-
wegs Sohn Eduard, der als Achtjähriger die Fertigstellung
des Hauses am Burgplatz erlebte, beabsichtigte 1863 alle
Fenster im 2. Obergeschoß nach oben zu vergrößern. Die
quadratischen Fenster sollten um die Hälfte nach oben er-
weitert werden, so daß sich ihr Sturz dann knapp unter dem
kräftig vorspringenden Dachgesims befunden hätte. Eduard
Viewegs Antrag wurde vom Stadtbaumeister Tappe abge-
lehnt, der in dieser Veränderung eine grobe Verletzung der
architektonischen Schönheitsregeln sah. In seinem Ein-
spruch gegen diese Ablehnung weist Eduard Vieweg darauf
hin, daß er schon vor Jahren im Zwischengeschoß des Hofes
7 Fenster in ähnlicher Weise und ebenso - allerdings nach
unten - die Souterrainfenster in den Hausfronten am Burg-
platz und in der Burgstraße vergrößert habe. Außerdem dürf-
ten nach seiner Meinung architektonische Gründe allein als
45 Verdachung der Balkontür an der Fassade zum Burgplatz
1984.
46 Fensterdetail vom Mittel-Risalit des Südflügels 1984.
47 Etrurisches Ornament am Mittel-Risalit des Südflügels 1984.
48 Mäanderband am Ostflügel 1984.
49 Mäanderband und Blattfries am Südflügel 1984.
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das Haupttreppenhaus im Flügel Vor der Burg, das nach den
Gepflogenheiten derZeit bis ins Dachgeschoß führte. In den
annähernd gleichzeitig erbauten Häusern gegenüber auf der
anderen Seite der Straße Vor der Burg sind teilweise die bis
ins Dachgeschoß führenden Treppenanlagen noch vorhan-
den. Die beiden Treppen von je 11 Autritten und 7 Fuß Breite
(= 2,00 m) können nach den baulichen Gegebenheiten nur
die beiden Treppen in der Durchfahrt von der Straße Vor der
40 Burg gewesen sein, die vom Straßenniveau nach beiden Sei-
ten hinauf zum Hochparterre führten. Damit ergibt sich ein
klares Bild über den Umfang der 1804 von Friedrich Vieweg
ausgeführten Treppenanlage und nicht der geringste An-
haltspunkt dafür, daß um diese Zeit im Flügel am Burgplatz
eine Treppenanlage geplant und, erst recht nicht, ausgeführt
wurde.
IV
Friedrich Vieweg erbaute sein Haus am Burgplatz ohne die
Mitwirkung des Architekten. Es ist ziemlich sicher, daß der
noch unbekannte Berliner Architekt, der für Vieweg die Risse
anfertigte, die Baustelle in Braunschweig niemals besucht
hat, und es ist möglich, daß er auch das fertige Werk nie ge-
sehen hat. Die Bauausführung hatte der Steinhauer- und
Maurermeister Heinrich Andreas Liebau übernommen, der
für Vieweg auch Pläne anfertigte und Risse umzeichnete. So
hatte Vieweg die Möglichkeit, ohne Einspruch erwarten zu
müssen, in die Planung nach eigenem Ermessen einzugrei-
fen und Änderungen ausführen zu lassen und, wie das Bei-
spiel Wohnhaus der Ziegelei zeigte, hatte er auch keine Skru-
pel, einen Entwurf des geheimen Oberbaurats Gilly zu än-
dern und vereinfacht von seinem Maurermeister zeichnen zu
lassen.
Auch der folgenden Verlegergeneration fehlte durchaus das
Verständnis für die Architektur des Hauses. Friedrich Vie-
wegs Sohn Eduard, der als Achtjähriger die Fertigstellung
des Hauses am Burgplatz erlebte, beabsichtigte 1863 alle
Fenster im 2. Obergeschoß nach oben zu vergrößern. Die
quadratischen Fenster sollten um die Hälfte nach oben er-
weitert werden, so daß sich ihr Sturz dann knapp unter dem
kräftig vorspringenden Dachgesims befunden hätte. Eduard
Viewegs Antrag wurde vom Stadtbaumeister Tappe abge-
lehnt, der in dieser Veränderung eine grobe Verletzung der
architektonischen Schönheitsregeln sah. In seinem Ein-
spruch gegen diese Ablehnung weist Eduard Vieweg darauf
hin, daß er schon vor Jahren im Zwischengeschoß des Hofes
7 Fenster in ähnlicher Weise und ebenso - allerdings nach
unten - die Souterrainfenster in den Hausfronten am Burg-
platz und in der Burgstraße vergrößert habe. Außerdem dürf-
ten nach seiner Meinung architektonische Gründe allein als
45 Verdachung der Balkontür an der Fassade zum Burgplatz
1984.
46 Fensterdetail vom Mittel-Risalit des Südflügels 1984.
47 Etrurisches Ornament am Mittel-Risalit des Südflügels 1984.
48 Mäanderband am Ostflügel 1984.
49 Mäanderband und Blattfries am Südflügel 1984.
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