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81 exakt an die Seiten des Konstruktionsdreiecks heran. Auch
die Ideen an der Westseite des Burgplatzes zu beiden Seiten
der einmündenden Straße eine in den Platz hinein wirkende
Fassade anzuordnen sowie die Nordfront des Burgplatzes
stumpfwinklig an seine Westfront anschließen zu lassen,
stammen aus Plan C. Die Verbreiterung der Straße Vor der
Burg wurde, abgesehen von der Aufweitung beim Dompre-
digerhaus, dagegen nur noch so weit ausgeführt, daß die
außerhalb des residentiellen Bereiches bestehenden Bau-
fluchten aufgenommen werden konnten, der Herzog also
nicht in das private Hauseigentum eingreifen mußte.
Sowohl die finanzielle Schwäche des Herzogs als auch die
baulichen Fixpunkte Stiftskirche, Mosthaus bzw. Ferdi-
nandsbau und Straße Vor der Burg als Anschluß an die Alt-
stadt, kurz die historischen örtlichen Verhältnisse, bildeten
den architektonisch-gestalterischen Rahmen für die bau-
lichen Umgestaltungen des mittelalterlichen Burgplatzes20.
Den städtebaulichen Ambitionen Herzog Karl Wilhelm Ferdi-
nands, aber auch dessen begrenzten finanziellen Möglich-
keiten, haben wir den Umstand zu verdanken, daß mit dem
Vieweg-Haus sowohl eine städtebauliche Glanzleistung als
auch ein architektonisches Meisterwerk des Klassizismus im
Zentrum der Stadt Braunschweig verwirklicht werden
konnte. Mit diesem Gebäude fanden die planerischen Be-
mühungen des Herzogs, den Burgplatz nach einem „besten
Allignement“ umzugestalten, zugleich Höhepunkt und vor-
zeitiges Ende.

Anmerkungen
1 Pockels, Carl-Friedrich, Carl Wilhelm Ferdinand, Herzog zu
Braunschweig und Lüneburg - Ein biographisches Gemälde die-
ses Fürsten. Tübingen 1809, S. 223f.
2 a.a.O., S. 231.
3 a.a.O., S. 151.
4 Äußerung Karl Wilhelm Ferdinands anläßlich der Einweihung des
landschaftlichen Hauses, Reskript vom 20. 2.1797.
5 Staatsarchiv Wolfenbüttel, II Alt Nr. 9177.
6 Ribbentrop, Philip Christian, Beschreibung der Stadt Braun-
schweig. 1. Band. Braunschweig 1789.
7 Stadtarchiv Braunschweig, Sacksche Sammlung, H V Nr. 36.
8 Staatsarchiv Wolfenbüttel, 242 N, Nr. 1571.
9 Steinacker, Karl, zur Baugeschichte Braunschweigs im 18. Jahr-
hundert, in: Braunschweigisches Magazin. 26. Februar 1924,
S. 21 f.
10 Staatsarchiv Wolfenbüttel, II Alt Nr. 9177.
11 a.a.O.
12 a.a.O.
13 Lammert, Marlies, David Gilly. Ein Baumeister des deutschen
Klassizismus. Berlin 1981, S. 137.
14 Staatsarchiv Wolfenbüttel, 242 N, Nr. 1571.
15 a.a.O.
16 a.a.O.
17 a.a.O.
18 Im Jahr 1830 befaßte sich Peter Joseph Krähe noch einmal
planerisch mit dem Burgplatz. Nach der Zerstörung des Schlos-
ses plante er den Neubau des Residenzschlosses im Gebiet des
herzoglichen Parks unmittelbar hinter den Wallpromenaden. Von
diesem Schloß legte Krähe eine breite Straßenachse, die Schloß-
straße, zum Burgplatz, wo erhebliche bauliche Eingriffe vorgese-
hen waren. Sowohl das Mosthaus mit Ferdinands Bau als auch
die gesamte Nordwand des Burgplatzes waren zum Abbruch
vorgesehen. In Verlängerung der Front des Vieweg-Hauses
plante Krähe einen Neubau, dem gleichfalls ein Portikus vorgela-
gert werden sollte. Jenseits des Burggrabens legte Krähe recht-
winklig dazu eine neue, nördliche Platzwand an. Der Burgplatz
wurde damit auf die doppelte Größe gebracht. Zwischen Vie-
weg-Haus und dem anschließenden, diesem entsprechend ge-
stalteten Neubau, war als Blickpunkt für die Schloßstraße ein
achtsäuliger Portikus geplant. Den Auftrag für den Schloßbau er-
hielt jedoch nicht Krähe, sondern dessen Schüler Carl Theodor
Ottmer, der das Schloß am alten Standort neu errichtete. Vergl.
Carl Claussen, Peter Joseph Krähe, ein Künstler des Stadtbaus
um 1800. Diss. Braunschweig 1919.
19 Staatsarchiv Wolfenbüttel, 242 N, Nr. 1571.
20 Zum Burgplatz vgl. Winter, Ludwig: Die Burg Dankwarderode.
Braunschweig 1883.

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