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83 Berlin. Brandenburger Tor.
Aquatinta von 1798.

84 Wörlitz. Südfassade des

Schlosses.

Quaderung der Flächen ins Übermenschliche steigern. In
den Londoner Kirchen seines Mitarbeiters Nicholas Hawks-
more gewinnen Säulenordnungen zwar wieder eine selb-
ständige Existenz, aber nur im Gegensatz zu klar geschnitte-
nen Baukörperfügungen und stereometrisch vereinfachten
Gliederungen von betonten Wandflächen. Dies war der Bo-
den, auf dem der von Colen Campbell in seinem „Vitruvius
Britanniens“ geforderte Neopalladianismus, wie ihn Lord Bur-
lington und William Kent in ihren Bauten vertreten, wurzeln
konnte. Die Bewegung der Massen und Gliederungen wird
zu einem neuartigen „Staccato“ weitergebildet, das später
Robert Adam als gültiges Ziel formuliert.
Um die Jahrhundertmitte beginnen die Linien zusammenzu-
laufen. 1749 tritt William Chambers, der künftige Architekt
von Somerset House, London, in die Pariser Privatbauschule
des auch als Schriftsteller einflußreichen Jacques-Frangois
Blondel ein, um ein Jahr später Rom zu besuchen. Dort be-
gegnet er als Pensionären der Akademie Julien-David Le
Roy, Charles-Louis Clerisseau, Marie-Joseph Peyre und
Charles de Wailly. Kurz nach ihm treffen Robert und James
Adam und George Dance ein. Die Namen auswärtiger Archi-
tekten erscheinen unter den Professori Accademici der Ac-
cademia di S. Luca. Deren Wettbewerbe werden zusammen
mit denen der Pariser Academie Royale d’Architecture zur
Bühne der Entwicklung des neuen Stils.

Sie wird entscheidend vorangetrieben durch neueinset-
zende archäologische Forschung, die sich nicht mehr der rö-
mischen, sondern nachdrücklich der griechischen Antike zu-
wendet. 1751 reisen James Stuart und Nicholas Revett im
Auftrag der Londoner Society of Dilettanti nach Griechen-
land. Sie haben ihre Aufnahme der Athener Altertümer be-
reits abgeschlossen, als ihnen Le Roy 1754 folgt. Es drängen
sich dieVeröffentlichungen. Richard Wood legt 1753 „Die Rui-
nen von Palmyra“, 1757 „Die Ruinen von Balbec“ vor. Le Roy
kommt mit „Die Ruinen der schönsten Monumente Grie-
chenlands“ 1758 Stuart und Revett zuvor, deren erster Band
der „Altertümer von Athen“ 1762 auf den Markt gelangt. Ga-
briel-Pierre-Martin Dumont gibt 1769 „Die Ruinen von Paes-
tum“ heraus. Selbst Giovanni Battista Piranesi huldigt in sei-
nen die archaische Schwere zu hinreißender Monumentalität
erhebenden „verschiedenen Ansichten von Paestum“ 1778
den für die weitere Entwicklung des Neoklassizismus folgen-
reichen Entdeckungen , ungeachtet er in seinem seit 1748
erscheinenden graphischen Werk den höheren Rang römi-
scher Architektur herausstellt. Hierin folgt ihm Robert Adam,
der 1764 seine Zeichnungen der „Ruinen des Kaiserpalastes
Diokletians in Spalato in Dalmatien“ zum Druck bringt.
Ist die Bedeutung Roms als Schule der Architekten durch
Vorbild in Idee und Theorie kaum zu überschätzen, tritt die
praktische Anweisung deutlich zurück. Die Säle des seit

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