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deren Freien nur noch zwei Wege übrig, die Freiheit zu behaupten
und Vermögen zu erwerben — der Dienst bei den Fürsten oder der
christlich geistliche Stand. Beides geschah; aber auch die Leibeigenen
und Sklaven drängten sich massenhaft zum geistlichen Stand; später
noch flüchteten sie sich in die Städte, um hier durch Verjährung die
Freiheit zu erlangen; das waren die Wurzeln des Mittelstandes, der
im freien Bürgerthum der Städte gipfelte.
Wie also der Adel oder der freie besitzende Stand, so zeigte auch
der unfreie Besitz- und rechtlose Stand Unterschiede; er bestand ans
Leibeigenen und Sklaven, oder dem leibeigenen Bnuern-
und dein eigentlichen Sklaven stand, welche beide jedoch zur Zeit
der earolingischen Könige noch die Rechtlosigkeit allszeichnete.
Woher rührte dieser gewaltige Ständeunterschied? Wer waren
die Herren, wer die Leibeigenen und Sklaven?
Bezüglich der ersteil wiederholen wir nur kurz, daß sie die
Freien waren, deren Vorfahren die Heerzüge der Könige mitgemacht
hatten und mit Ländereien belohnt worden waren. Die Leib-
eigenen waren arm gewordene Freie, welche in den Dienst der
Freien traten und als Bauern deren Güter bewirtschafteten.
Die Sklaven, oder wie sie in unfern Urkundelt heißen, die
Naneipia hatteil folgenden Ursprung. In den heftigen Stürmen
und Umwälzungen der frühesten Zeit waren Kriegszüge der deutscheu
Stämme in benachbarte Gebiete an der Tagesordnung. Der siegende
Theil unterjochte den besiegten, nahm nicht bloß von seinem Gebiet,
sondern auch von den Leuten Besitz. Die so unterjochten Stämme
mußten in den Sklavenstand treteil, und mußten als solche die fer-
neren Kriegszüge mitmachen. Als der Stamm der Alemannen in
unfern Gegenden die Rüinerherrschaft brach, bekamen sie zahlreiche
römische Bauern mit ihren keltischen Sklaven unter ihre Botmäßig-
keit. Als aber der Frankenstamm diese Gegenden in Besitz nahm,
bekam er nicht bloß die besiegten Alemannen, sondern auch deren
römische und keltische Sklavenreste in Besitz. Dazu brachte der
Frankenstamm selbst voll seinen frühern Kriegszügen zahlreiche Skla-
ven, deutschell, slavischen und romanischen Ursprungs, mit, und es
darf uns demnach nicht wundern, daß der Sklavenstand bei»: Fran-
deren Freien nur noch zwei Wege übrig, die Freiheit zu behaupten
und Vermögen zu erwerben — der Dienst bei den Fürsten oder der
christlich geistliche Stand. Beides geschah; aber auch die Leibeigenen
und Sklaven drängten sich massenhaft zum geistlichen Stand; später
noch flüchteten sie sich in die Städte, um hier durch Verjährung die
Freiheit zu erlangen; das waren die Wurzeln des Mittelstandes, der
im freien Bürgerthum der Städte gipfelte.
Wie also der Adel oder der freie besitzende Stand, so zeigte auch
der unfreie Besitz- und rechtlose Stand Unterschiede; er bestand ans
Leibeigenen und Sklaven, oder dem leibeigenen Bnuern-
und dein eigentlichen Sklaven stand, welche beide jedoch zur Zeit
der earolingischen Könige noch die Rechtlosigkeit allszeichnete.
Woher rührte dieser gewaltige Ständeunterschied? Wer waren
die Herren, wer die Leibeigenen und Sklaven?
Bezüglich der ersteil wiederholen wir nur kurz, daß sie die
Freien waren, deren Vorfahren die Heerzüge der Könige mitgemacht
hatten und mit Ländereien belohnt worden waren. Die Leib-
eigenen waren arm gewordene Freie, welche in den Dienst der
Freien traten und als Bauern deren Güter bewirtschafteten.
Die Sklaven, oder wie sie in unfern Urkundelt heißen, die
Naneipia hatteil folgenden Ursprung. In den heftigen Stürmen
und Umwälzungen der frühesten Zeit waren Kriegszüge der deutscheu
Stämme in benachbarte Gebiete an der Tagesordnung. Der siegende
Theil unterjochte den besiegten, nahm nicht bloß von seinem Gebiet,
sondern auch von den Leuten Besitz. Die so unterjochten Stämme
mußten in den Sklavenstand treteil, und mußten als solche die fer-
neren Kriegszüge mitmachen. Als der Stamm der Alemannen in
unfern Gegenden die Rüinerherrschaft brach, bekamen sie zahlreiche
römische Bauern mit ihren keltischen Sklaven unter ihre Botmäßig-
keit. Als aber der Frankenstamm diese Gegenden in Besitz nahm,
bekam er nicht bloß die besiegten Alemannen, sondern auch deren
römische und keltische Sklavenreste in Besitz. Dazu brachte der
Frankenstamm selbst voll seinen frühern Kriegszügen zahlreiche Skla-
ven, deutschell, slavischen und romanischen Ursprungs, mit, und es
darf uns demnach nicht wundern, daß der Sklavenstand bei»: Fran-