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die Amtleute in Heidelberg Befehl, Beide zu verhaften. Sylvan
wurde auf Margarethentag (Samstag) 1570 zu Ladenburg verhaftet
und nach Heidelberg geführt.
„Als er aber dahier nahe zur Neckarbrücken kommen undt allda
einen Studenten, der Ihm bekant gewesen, ansichtig worden, hat er
denselben in Lateinischer Sprach gebetten, Neusero sein Sylvani ge-
fengnüs ahnzukünden undt denselben zu warnen, welches auch der
Student unverzüglich verrichtet." Neuser hat sich alsbald den Bart
abgeschoren, sich in Landsknechtskleider verstellt, ist aber doch zu Am-
berg verhaftet, von da nach Heidelberg gebracht worden, wo er bis
Juni 1571 saß. Die Abwesenheit Friedrichs III. beim Gespräch mit
den Wiedertäufern in Frankenthal benützten seine Freunde („wozu
noch eine vornehme Person: v. Ick. II. 8 2. 8. geholfen") und be-
freiten Neuser, der in die Türkei entkam und zu Constantinopel in
einem Noßstall Anstellung fand um 3—4 Asper Taglohn. Er starb
hier in bejammernswerthem Zustand.
„Sylvanus aber, ungeachtet er seinen Arianismus erkannt, be-
kannt und auch widerrufen gehabt, ist uff zuvor bei underschiedlichen
in- undt ausländischen fürnemen Theologen undt anderen gelärten
leuthen uff Universiteten uudt sonst gepflogenen geniegsamen Rath,
von wegen obangeregter Verrätherei, insonderheit gantz greulicher
erschröcklicher Lesterungen, die nit zu gedenken, viel weniger zu melden
feint, wider den Herrn Christum und Seine ewige Gottheit den 23.
Deeembris Anno 1572 zu Heydelberg öffentlich vor Recht gestellt
undt als ein Gottslesterer undt Verräter peinlich angeclagt, auch mit
seinen eigenen lester undt anderen Schriften, die er mit eigenen Hän-
den geschrieben gehabt, genugsamlich überzeuget, und daß wegen selbi-
gen tags nach dem Morgenessen zwischen 12 und 1 Uhr daselbst zu
Heydelberg uff offenem Marck vor dem Rath Haus uff einem Sande,
so den vorigen tag dahin gefüret geweßen, vermöge des Jhenigen
Urtheils, welches Churfürst Friedrich desselben morgens selbs gefnssen
undt mit eigener Handt uffs Papyr gebracht gehabdt, in nngesicht
Seiner zween Jungen Söhne, die man Ihnen zur gedechtnus undt
Epempel,zu Ihme in den Kreiß gestellt gehabdt, mit dem Schwert
vom leben zum tode gerichtet worden; wie dann den: Adamo, da er
nit entkommen, auch widerfaren were."
die Amtleute in Heidelberg Befehl, Beide zu verhaften. Sylvan
wurde auf Margarethentag (Samstag) 1570 zu Ladenburg verhaftet
und nach Heidelberg geführt.
„Als er aber dahier nahe zur Neckarbrücken kommen undt allda
einen Studenten, der Ihm bekant gewesen, ansichtig worden, hat er
denselben in Lateinischer Sprach gebetten, Neusero sein Sylvani ge-
fengnüs ahnzukünden undt denselben zu warnen, welches auch der
Student unverzüglich verrichtet." Neuser hat sich alsbald den Bart
abgeschoren, sich in Landsknechtskleider verstellt, ist aber doch zu Am-
berg verhaftet, von da nach Heidelberg gebracht worden, wo er bis
Juni 1571 saß. Die Abwesenheit Friedrichs III. beim Gespräch mit
den Wiedertäufern in Frankenthal benützten seine Freunde („wozu
noch eine vornehme Person: v. Ick. II. 8 2. 8. geholfen") und be-
freiten Neuser, der in die Türkei entkam und zu Constantinopel in
einem Noßstall Anstellung fand um 3—4 Asper Taglohn. Er starb
hier in bejammernswerthem Zustand.
„Sylvanus aber, ungeachtet er seinen Arianismus erkannt, be-
kannt und auch widerrufen gehabt, ist uff zuvor bei underschiedlichen
in- undt ausländischen fürnemen Theologen undt anderen gelärten
leuthen uff Universiteten uudt sonst gepflogenen geniegsamen Rath,
von wegen obangeregter Verrätherei, insonderheit gantz greulicher
erschröcklicher Lesterungen, die nit zu gedenken, viel weniger zu melden
feint, wider den Herrn Christum und Seine ewige Gottheit den 23.
Deeembris Anno 1572 zu Heydelberg öffentlich vor Recht gestellt
undt als ein Gottslesterer undt Verräter peinlich angeclagt, auch mit
seinen eigenen lester undt anderen Schriften, die er mit eigenen Hän-
den geschrieben gehabt, genugsamlich überzeuget, und daß wegen selbi-
gen tags nach dem Morgenessen zwischen 12 und 1 Uhr daselbst zu
Heydelberg uff offenem Marck vor dem Rath Haus uff einem Sande,
so den vorigen tag dahin gefüret geweßen, vermöge des Jhenigen
Urtheils, welches Churfürst Friedrich desselben morgens selbs gefnssen
undt mit eigener Handt uffs Papyr gebracht gehabdt, in nngesicht
Seiner zween Jungen Söhne, die man Ihnen zur gedechtnus undt
Epempel,zu Ihme in den Kreiß gestellt gehabdt, mit dem Schwert
vom leben zum tode gerichtet worden; wie dann den: Adamo, da er
nit entkommen, auch widerfaren were."