Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Alembert, Jean Le Rond d'; Weissegger von Weissenegg, Johann Maria [Übers.]
Des Herrn von Alemberts Anfangsgründe der Philosophie (Band 1) — Wien, 1787

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22590#0108
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

104
Je mehr man von der allgemeinen Men-
schenliebe erwärmt sein wird, desto reiner wird
auch die Tugend sein. Da unsre Seele nur ein
gewißes Maaß von Assektionen zulaßt, so wer,
den Leidenschaften (HMous) welche unsre Seele
mit irgend einem besonder« Gegenstand erfüllen,
der Tugend nachtheilig, weil bei dein Grade der
Empfindung, den sie an sich reissen, und auf-
zehren, eben soviel von demjenigen verringert wird,
den man allen Gliedern der gesummten Gesell,
schäft schuldig ist; So kann z. B. die siebe die
nämliche Wirkung , wieder Mangel an Mensch-
lichkeit, durch die Heftigkeit hervorbringen, wo-
durch sie uns auf einen einzigen Gegenstand kon-
ccntrirt, und von allen übrigen abwendig machet;
sie ersticket zwar die Freundschaft bei tugendhaf-
ten Seelen nicht gänzlich/ allein sie schläfert sie
doch wenigstens ein; wenn sie auch manchmal
verwilderte Seelen mildert, so würdiget sie doch
gewiß öfters niedrige Seelen herab. Und doch
ist die siebe aus allen Leidenschaften die natür-
lichste , die gemeinste, und die sich am leichte-
sten entschuldigen läßt.
Die seidenschaften können demnach durch
ihr blosses Uibermaaß der Tugend entgegen ar-
beiten, wenn sie gleich sonst einen lobenswürdi¬
gen
 
Annotationen