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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 26.1901

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Pfuhl, Ernst: Alexandrinische Grabreliefs
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https://doi.org/10.11588/diglit.41307#0302
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292

ERNST RFUHL

kapitellen tragen ein flach gewölbtes Dach. Das Gebälk besteht
aus einem schmalen Architrav, der von den Abaci der Säulen
nicht plastisch getrennt ist, Rundstab, ägyptischer Hohlkehle,
griechischem Zahnschnittgeison. An der Vorderseite erhebt sich
darüber eine mächtige Kehle mit dreizehn Uräusschlangen.
Neben- und Rückseite sind glatt, die Vorderseite zeigt eine
Thür der gewöhnlichen ägyptischen Form. Darin erscheinen,
rückwärts von einem Rundbogen überwölbt, in hohem Reliet
Kopf und Schultern eines Jünglings. Die linke Schulter weicht
zurück, der Hals neigt sich ebendorthin, der Kopf ist lebhaft
halb nach rechts gewendet. Straffe Konture halten schwellende
Gesichtsformen zusammen, die feinen, doch vollen Lippen sind
halb geöffnet. Das Haar ist kurz gelockt; vom Hinterkopfe
fällt die ägyptische Perücke auf die Schultern b Ein Mantel ist
um Schultern und Oberarm geschlungen. — Die Figur ist nach
Analogie aller ähnlichen Denkmäler stehend zu ergänzen. Der
Na'iskos erhält dann die schlanken Formen ägyptischer Kapel-
len, vgl. z. B. Berl. Katal. Agypt. Abt. S. 322. Die Formen und
die im Gegensatz zu späteren Grabsteinen lebhafte Bewegung
der Figur weist sie der Königzeit und zwar gewiss noch dem
zweiten Jahrhundert zu. Hier treten ägyptische Formen zum er-
sten Male ebenbürtig neben die griechischen. Das Grabmal—
gleichzeitig der erste vollständige Na'iskos — ist das erste Bei-
spiel eines hybriden Stiles, der in wechselndem Mischungs-
verhältnis die Folgezeit beherrscht, und am glänzendsten
vertreten ist durch die der Wende des ersten Jahrhunderts
nach Christus an gehörigen Katakomben von Kom-el-Schu-
gafa. Der dritte pompeianische Stil entstammt der gleichen
Wurzel.
37. Alexandria. Friedhof von Hadra. Botti 13,3. Na'iskos ägyp-
tisierenden Stils aus lockerem Kalkstein. Höhe 0,62, Breite 0,44,

1 Auf dem Oberkopfe scheint sich die Perücke in fortlaufender Linie vom
Haare abzuheben ; man wird deshalb nicht an die merkwürdige Haartracht der
Büste aus Kyzikos in Constantinopel (Catal. des mon. fun. Nr. 46) denken dür-
fen : dort sind mit dem kurzen Vorderhaar der ersten Kaiserzeit lange Nacken-
locken vereinigt. Übrigens sei hier auf die wenig beachtete Thatsache hingewie-
sen, dass jene Büste mit der Asche des Toten in einer λάρναξ beigesetzt war.
 
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