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ERNST PFUHL

der Sellada im Bimsstein gefunden sei. In der That liegen
dort auch zahlreiche Scherben und soll vor langer Zeit ein gros-
ses Kammergrab geöffnet und zerstört worden sein. Dies ver-
bürgt der ebenso zuverlässige wie geschickte Vorarbeiter Pothi-
tos Mitropias, dessen Grossvater das Grab gefunden hat. Es
muss dicht bei dem Wege zur Zooclochosquelle gelegen haben,
wo sich auch die meisten Scherben finden. Die von Dragen-
clorff vergeblich untersuchte Stelle liegt viel weiter oben. So
entschloss sich Hiller von Gärtringen während seines letzten
Aufenthaltes in Thera noch eine neue Ausgrabung in der Toten-
stadt vorzunehmen, wozu Herr Generalephoros Kavvadias mit
gewohnter Liberalität die Erlaubnis erteilte. Dafür dass Hiller
mir die Leitung anvertraute und mich in voller Freiheit schal-
ten liess, sei ihm auch hier der wärmste Dank gesagt.
Bei der Voruntersuchung wurde beschlossen, an beiden be-
zeichneten Stellen zu graben und mit dem Siiclwestabhange
des Messavuno zu beginnen, wo die Mauerreste sichere Funde
verhiessen. Bei dem ersten Versuche unterhalb des von Bailass
entdeckten Grabes fand sich sofort eine dicht geschlossene
Gruppe von Gräbern. Sieben wurden gereinigt, dann aber die
Arbeit dort oben eingestellt. Es hatte sich ein tiefgehender
Unterschied zwischen diesem und dem von Dragenclorff ausge-
grabenen Teile der Totenstadt gezeigt: während dort vorwie-
gend einzelne Urnen in das tiefe Erdreich versenkt, selten meh-
rere Beisetzungen in einer Höhle oder in einer gemauerten
Grabkammer vereinigt waren, während dort die Gesamtanlage
keinerlei Regel zeigte, so fand sich hier ein gemauertes Fami-
liengrab am anderen, planvoll zwischen mächtigen Felsblöcken
angelegt. Ein Blick auf das Gelände lehrte, was zu erwarten
sei. Die Schieferstufen des steilen Abhanges verlangten einen
terrassenartigen Ausbau und die Regelmässigkeit dieser Fels-
terrassen bedingte eine regelmässige Anlage der Gräber. Die
Aufgabe war, den Gesamtplan klar zur Anschauung zu brin-
gen. Dazu musste ein in sich geschlossenes Stück des Fried-
hofs vollständig ausgegraben werden. Die Grenzen des Arbeits-
feldes ergaben sich von selbst: nach der Sellada zu unter-
bricht ein Sturzwasserbett und kahler Fels den Zusammenhang,
an der anderen Seite tritt der Schiefer in breiter Fläche stufenlos
 
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