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DER ARCHAISCHE FRIEDHOF AM STADTBERGE VON THERA 91
ren, die vielleicht einer und derselben, wahrscheinlicher aber
zwei verschiedenen Beisetzungen angehören ; über ihnen stand
eine gut verpackte spätere Beisetzung. Die nördliche von den
unteren Amphoren lag mit der Mündung nach Süden auf der
Seite; es war eine bauchige theräische Amphora, die nur am
Halse Reste von Ornamenten zeigte, am Rumpf gestreift war.
Eine Platte verschloss die Mündung; darin waren unverbrannte
Kinderknochen und ein Gefässfuss. Vor der Mündung dieser
Urne stand die Amphora A 234 schräg gegen die grosse Pac-
kung gelehnt; das ganz zerdrückte Gefäss enthielt nur Erde,
wird jedoch eher eine Kinderurne als eine Beigabe gewesen
sein. Eine spätere Beisetzung war die euböische Amphora J 17,
die unverbrannte Kinderknochen enthielt; die fehlenden Scher-
ben waren nicht im Grabe, das Gefäss ist also wahrscheinlich
zerbrochen, als man die Leiche hineinzwängte. — Schliesslich
fand sich in dem südlichen Maueransatz dicht an dem Schiefer,
0,4 m über dem Boden die grosse theräische Kanne A 61 a —
so gut eingebaut, dass sie nur durch zufällige Zerstörung der
Mauer sichtbar wurde. Sie war ohne Hals auf der Seite lie-
gend mit der Öffnung nach Osten gegen den Schiefer ge-
richtet ; eine Scherbe der Mündung war mit eingebaut; in dem
zerstörten Gefäss fand sich nur Erde. Unterhalb auf einem
herausragenden Steine der untersten Schicht stand die spät-
protokorinthische Pyxis K70; darauf lagen das kretische Töpf-
chen C 93 und die jonische Sirene T 1. Hier ist entweder ein
Kindergrab mit Beigaben zu erkennen, welches sehr wohl nach-
träglich in der Mauer angelegt sein kann, oder es sind alles
Beigaben einer der anderen Beisetzungen. Die erste Möglich-
keit hat mehr für sich.
Grab 116 (86). Hart am Fusse der Felswand zwischen gros-
sen Blöcken liegt eines der grössten und einst reichsten Grä-
ber des Friedhofes. Rück- und Nordwand sind in den Schie-
fer, letztere auch in den Steinschutt geschnitten und ver-
kleidet. Sie sind noch 0,8 m hoch. Vorder- und Südwand sind
sehr stark gebaut, erstere ist bis auf die unterste Steinschicht
zerstört. In Nord- und Vordermauer ist je ein Felsblock ein-
bezogen. Die 0,5 m breite Thür lag in der Nordwestecke zwi-
 
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