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286'

ERNST PFUHL

im Hausbesitze rechnen muss, zeigt z. B. das gleichzeitige Vor-
handensein altkorinthischer Kothone von guter Arbeit, joni-
scher Terracotten entwickelten Stiles und schwarzfiguriger atti-
scher Schalen in der sicher von einmaligem Opfer herstam-
menden Aschenschicht 70,1. Kaum eines der theräischen Ge-
fässe kann noch zur Dragendorffschen ersten Stufe gerechnet
werden. Man wird demnach als die hauptsächliche Benutzungs-
zeit des Friedhofes das siebente und den Anfang des sechsten
Jahrhunderts zu bezeichnen haben; die ältesten Gräber mögen
dem Ende des achten, die jüngsten der Mitte des sechsten
Jahrhunderts angehören.
Ins Einzelne gehende Zeitbestimmungen erfordern bei den
Familiengräbern Vorsicht, da die Reihenfolge der Beisetzungen
nur annähernd festgestellt werden kann und auch gelegentliche
Umstellung einzelner Urnen und beigegebener Gefässe nicht
ausgeschlossen ist; die Verbrennungsplätze dürfen garnicht,
die Opfergruben nur mit Auswahl herangezogen werden. Einen
guten Ausgangspunkt bieten die Gräber 97 und 98 ; ersteres
ist nach Einsturz des letzteren darüber errichtet; es enthielt
altprotokorinthische Ware und ein Dipylonkännchen, gehört
also seinerseits noch zu den ältesten Gräbern. Das ältere Grab
enthielt zahlreiche theräische Scherben, darunter solche von
einem Teller freien Stiles, der höchstens dem Ausgange des
achten Jahrhunderts zugewiesen werden kann, ferner Scherben
von einfachen protokorinthischen Gefässen, von einer kretischen
und einer Schwarzclipylonamphora, sowie von rein geometrisch
verzierten euböischen Gefässen. Von den Haupteinfuhrgebieten
sind also alle mit Ausnahme von Jonien bereits in der ältesten
Zeit des Friedhofes vertreten.
Die kretische Ware hat sich mindestens das ganze sie-
bente Jahrhundert hindurch gehalten. Sie begegnet z. B. in
Grab 113, dessen älteste Beisetzungen theräische Amphoren
der dritten Stilstufe sind — begleitet von protokorinthischen
Gefässen guterjspäterer Art—während die jüngsten Urnen eine
jonische eiförmige Amphora mit einem orientalisierenden euböi-
schen Kessel und eine glänzend schwarz gefirnisste Hydria sind.
Die einzige Inschrift dieses Grabes gehört der zweiten Stufe
des theräischen Alphabetes an. Ferner finden sich kretische
 
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