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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 28.1903

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Sōtēriadēs, Geōrgios: Das Schlachtfeld von Chäronea und der Grabhügel der Makedonen
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https://doi.org/10.11588/diglit.42076#0332
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G. SOTIRIADES

delt haben; der Groll, den er gegen sie hegte und die harte Be-
dingung, mit der sie den Frieden erkauften—die Besetzung der
Kadmea durch die Makedonen — lässt vermuten, dass er nicht
vor dieser vollständigen Erniedrigung der Feinde ihrem Gesuch
um die Bestattung der Toten willfahrte. Diese wird dann auch
schwerlich in Gegenwart einer grösseren Zahl von thebanischen
Bürgern stattgefunden haben und kaum in einer so umständ-
lichen und feierlichen Weise, wie die Errichtung des kolossalen
Scheiterhaufens und die Aufschüttung des stattlichen Grabhü-
gels es notwendig macht. Auf welche einfache Art die The-
baner ihre unglücklichen Kampfgenossen bestatteten, zeigt
das Grab der 254 Männer von der heiligen Schaar, auf dem
sie das Löwendenkmal errichteten. Ohne jegliche Beigabe, mit
Ausnahme von einigen Striegeln, dicht neben einander wur-
den diese Toten, vielleicht mit Hülfe chärone'fscher Bürger,
hastig beigesetzt. Sollten etwa die übrigen Toten der Theba-
ner, die ohne Zweifel nach mehreren Hunderten zählten, eine
feierlichere und grossartigere Bestattung gefunden haben?
Und warum dann so weit von der Begräbnisstätte der 254
auserlesenen Männer? Und was sollten bei diesen Besiegten
die unzähligen Waffen und die sonstigen Beigaben bedeuten,
von denen wir keine Spur in dem Grabe der vernichteten
heiligen Schaar finden ?
Da wir so die Athener selbstverständlich und die Thebaner
aus den angeführten Gründeu von dem Grabhügel ausschlies-
sen müssen, so ist kaum nötig zu sagen, warum man an die
übrigen schwächeren Kontingente der Griechen nicht mehr
denken darf. Um diese wird sich Philipp nicht sonderlich be-
müht und die kleineren Staaten werden für keine stattlichere
Bestattung ihrer Toten gesorgt haben. Somit bleibt nichts an-
deres übrig, als anzunehmen, dass der Grabhügel das makedo-
nische Polyandrion ist. Für einen stolzen Sieger passt das
grossartige Denkmal. Für das ritterliche Kriegervolk der Make-
donen, deren Sitten an die homerische Heldenzeit mahnen,
passt nicht weniger die an heroischen Brauch erinnernde Bestat-
tung der Phalangiten und reisigen Männer, die um den jugend-
lichen Helden geschaart durch ihren Tod den Sieg über die
tapferen Thebaner erkauften. Das Polyandrion dieser Makedo-
 
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