DIE GRIECHISCHE BÜHNE
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wohnliche Bedeutung der Namen ganz unberücksichtigt zu lassen.
Ich glaube hiernach zu dem Vorwurf berechtigt zu sein, dass
Puchstein die Grundlagen, auf denen die Ergänzung des grie-
chischen Theaters beruhen muss, teils unrichtig, teils überhaupt
nicht benutzt hat. Wichtige Zeugen hat er bei seiner Untersu-
chung willkürlich bei Seite geschoben. Insbesondere ist er mit
dem falschen Vorurteil an die Ruinen herangetreten, dass das
griechische Theater zu allen Zeiten die von Vitruv beschrie-
bene Gestalt gehabt habe. Die ostentative Missachtung der
literarischen Quellen kann auch nicht, wie einige Recensenten
getan haben, mit dem Hinweis darauf entschuldigt werden,
dass Puchstein selbst seine Untersuchung eine architektonische
nenne, denn auch architektonische Forschungen, welche zu
einem sicheren Ziele führen sollen, dürfen niemals ohne sorg-
fältige Beachtung der literarischen Überlieferung betrieben
werden. Ist denn aber, so müssen wir uns weiter fragen, die
Untersuchung wenigstens auf architektonischem Gebiete richtig
und erfolgreich geführt? Dass wir auch diese Frage verneinen
müssen, wird sich aus unseren weiteren Darlegungen ergeben.
II. Das hellenistische Theater nach den Ruinen.
Bevor wir die Puchsteinsche Rekonstruktion des griechischen
Theaters besprechen und beurteilen können, müssen wir fest-
zustellen suchen, was uns die Ruinen selbst über das Aussehen
des griechischen Theaters lehren. Da von altgriechischen Thea-
tern keine ergänzungsfähigen Reste erhalten sind, haben wir
von den zahlreichen jüngeren griechischen Theatergebäuden
auszugehen, wie sie an vielen Orten Griechenlands erhalten
sind. Wir dürfen das um so unbedenklicher, als auch Puchstein
keinen wesentlichen Unterschied zwischen dem älteren und
jüngeren griechischen Theater kennt und mit mir darüber
einig ist, dass die Steinsäulen der hellenistischen Proskenien
an die Stelle ähnlicher Holzstützen des älteren Theaters ge-
treten sind.
Nach der übereinstimmenden Aussage der zahlreichen vor-
römischen Ruinen bestand das neben der Orchestra errichtete
Skenengebäude im Untergeschoss aus einem einfachen vier-
eckigen Bau, der Skene im engeren Sinne, mit einem zum
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wohnliche Bedeutung der Namen ganz unberücksichtigt zu lassen.
Ich glaube hiernach zu dem Vorwurf berechtigt zu sein, dass
Puchstein die Grundlagen, auf denen die Ergänzung des grie-
chischen Theaters beruhen muss, teils unrichtig, teils überhaupt
nicht benutzt hat. Wichtige Zeugen hat er bei seiner Untersu-
chung willkürlich bei Seite geschoben. Insbesondere ist er mit
dem falschen Vorurteil an die Ruinen herangetreten, dass das
griechische Theater zu allen Zeiten die von Vitruv beschrie-
bene Gestalt gehabt habe. Die ostentative Missachtung der
literarischen Quellen kann auch nicht, wie einige Recensenten
getan haben, mit dem Hinweis darauf entschuldigt werden,
dass Puchstein selbst seine Untersuchung eine architektonische
nenne, denn auch architektonische Forschungen, welche zu
einem sicheren Ziele führen sollen, dürfen niemals ohne sorg-
fältige Beachtung der literarischen Überlieferung betrieben
werden. Ist denn aber, so müssen wir uns weiter fragen, die
Untersuchung wenigstens auf architektonischem Gebiete richtig
und erfolgreich geführt? Dass wir auch diese Frage verneinen
müssen, wird sich aus unseren weiteren Darlegungen ergeben.
II. Das hellenistische Theater nach den Ruinen.
Bevor wir die Puchsteinsche Rekonstruktion des griechischen
Theaters besprechen und beurteilen können, müssen wir fest-
zustellen suchen, was uns die Ruinen selbst über das Aussehen
des griechischen Theaters lehren. Da von altgriechischen Thea-
tern keine ergänzungsfähigen Reste erhalten sind, haben wir
von den zahlreichen jüngeren griechischen Theatergebäuden
auszugehen, wie sie an vielen Orten Griechenlands erhalten
sind. Wir dürfen das um so unbedenklicher, als auch Puchstein
keinen wesentlichen Unterschied zwischen dem älteren und
jüngeren griechischen Theater kennt und mit mir darüber
einig ist, dass die Steinsäulen der hellenistischen Proskenien
an die Stelle ähnlicher Holzstützen des älteren Theaters ge-
treten sind.
Nach der übereinstimmenden Aussage der zahlreichen vor-
römischen Ruinen bestand das neben der Orchestra errichtete
Skenengebäude im Untergeschoss aus einem einfachen vier-
eckigen Bau, der Skene im engeren Sinne, mit einem zum