DIE GRIECHISCHE BÜHNE
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εισελθόντες δε κατά την ορχήστραν έπ'ι την σκηνήν άναβαίνουσιν
διά κλιμάκων, ergiebt sich aber ferner, dass auch Schau-
spieler durch dieselbe Parodos die Orchestra betreten. Das ist
im griechisch-römischen Theater augenscheinlich unmöglich,
denn die Schauspieler können dort nicht aus der Orchestra
auf die hohe Bühne steigen, weil die letztere in den meisten
Theatern gar keine Treppe hat. In unserem hellenistischen
Theater betreten dagegen in der Tat nicht nur der Chor,
sondern auch einige Schauspieler die Orchestra durch die
πάροδος. Aber steigen sie dort auch weiter έπ'ι τήν σκηνήν hin-
auf, wie Pollux angiebt? Wer hier unter σκηνή die Bühne ver-
steht, an den richte ich zunächst die Gegenfrage, warum Pollux,
wenn er das Logeion gemeint hätte, nicht έπι τό λογείον anstatt
έπ'ι τήν σκηνήν sagt. Offenbar ist auch hier unter σκηνή das
ganze Spielhaus zu verstehen. Pollux will sagen, dass Schau-
spieler zuweilen vermittelst Leitern auf das Dach des Spiel-
hauses steigen. Denn wie es meist bei Pollux der Fall ist, so
denkt er auch hier an ein oder mehrere bestimmte Dramen, wo
jemand auf das Dach des Hauses klettert (vgl. Das griechische
Theater, S. 209). Ein solcher Fall liegt z. B. in den Wolken des
Aristophanes (v. i486) vor: Strepsiades befiehlt seinem Diener,
mit einer Leiter auf das Dach von Sokrates’ Haus zu steifen :
κλίμακα λαβών . . . έπαναβάς έπ'ι τό ερροντιστήριον, τό τέγος κατά-
σκαπτε. Auch in Euripides Bacch. v. 1212 und in Iph. Tanr. v.
96 handelt es sich um ähnliche Fälle. Dass ferner unter den
κλίμακες des Pollux nur tragbare Leitern zu verstehen sind,
geht überdies aus Athenaeus Mech. (p. 29, Wescher) hervor:
κατεσκεΰασαν δε τινες εν πολιορκία κλιμάκων γένη παραπλήσια
τοίς τιθεμένοις έν τοις θεάτροις προς τά παρασκήνια τοίς ΰποκριταΐς.
Ich verstehe nicht, wie man trotz alledem bei Pollux an eine
bequeme Treppe denkt, die von der Orchestra auf das mit
Säulen dekorierte Proskenion geführt haben soll.
Alle Angaben des Pollux lehren uns hiernach unzweideutig,
dass er das hellenistische Theater unserer Ruinen vor Augen
hat und auch alle seine Teile richtig beschreibt und benennt.
Von einem regelmässigen Spielen der Schauspieler auf dem
Logeion über den Säulen weiss er gar nichts.
Nicht besser steht es um das Zeugnis des P 1 u t a r c h, dessen
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εισελθόντες δε κατά την ορχήστραν έπ'ι την σκηνήν άναβαίνουσιν
διά κλιμάκων, ergiebt sich aber ferner, dass auch Schau-
spieler durch dieselbe Parodos die Orchestra betreten. Das ist
im griechisch-römischen Theater augenscheinlich unmöglich,
denn die Schauspieler können dort nicht aus der Orchestra
auf die hohe Bühne steigen, weil die letztere in den meisten
Theatern gar keine Treppe hat. In unserem hellenistischen
Theater betreten dagegen in der Tat nicht nur der Chor,
sondern auch einige Schauspieler die Orchestra durch die
πάροδος. Aber steigen sie dort auch weiter έπ'ι τήν σκηνήν hin-
auf, wie Pollux angiebt? Wer hier unter σκηνή die Bühne ver-
steht, an den richte ich zunächst die Gegenfrage, warum Pollux,
wenn er das Logeion gemeint hätte, nicht έπι τό λογείον anstatt
έπ'ι τήν σκηνήν sagt. Offenbar ist auch hier unter σκηνή das
ganze Spielhaus zu verstehen. Pollux will sagen, dass Schau-
spieler zuweilen vermittelst Leitern auf das Dach des Spiel-
hauses steigen. Denn wie es meist bei Pollux der Fall ist, so
denkt er auch hier an ein oder mehrere bestimmte Dramen, wo
jemand auf das Dach des Hauses klettert (vgl. Das griechische
Theater, S. 209). Ein solcher Fall liegt z. B. in den Wolken des
Aristophanes (v. i486) vor: Strepsiades befiehlt seinem Diener,
mit einer Leiter auf das Dach von Sokrates’ Haus zu steifen :
κλίμακα λαβών . . . έπαναβάς έπ'ι τό ερροντιστήριον, τό τέγος κατά-
σκαπτε. Auch in Euripides Bacch. v. 1212 und in Iph. Tanr. v.
96 handelt es sich um ähnliche Fälle. Dass ferner unter den
κλίμακες des Pollux nur tragbare Leitern zu verstehen sind,
geht überdies aus Athenaeus Mech. (p. 29, Wescher) hervor:
κατεσκεΰασαν δε τινες εν πολιορκία κλιμάκων γένη παραπλήσια
τοίς τιθεμένοις έν τοις θεάτροις προς τά παρασκήνια τοίς ΰποκριταΐς.
Ich verstehe nicht, wie man trotz alledem bei Pollux an eine
bequeme Treppe denkt, die von der Orchestra auf das mit
Säulen dekorierte Proskenion geführt haben soll.
Alle Angaben des Pollux lehren uns hiernach unzweideutig,
dass er das hellenistische Theater unserer Ruinen vor Augen
hat und auch alle seine Teile richtig beschreibt und benennt.
Von einem regelmässigen Spielen der Schauspieler auf dem
Logeion über den Säulen weiss er gar nichts.
Nicht besser steht es um das Zeugnis des P 1 u t a r c h, dessen