Die Burgen und die Burgfrieden des deutschen
Mittelalters
nebst
einem Anhänge von Urkunden.
Von
Gymnasial-Oberlehrer Colombel.
Einleitung-,
So bedeutend auch die Denkmäler der Baukunst für die Cultur
überhaupt und insbesondere für die specielle Landesgeschichte sind, da
sie dort, wo sie stehen, Zeugniss geben von dem, was man zur Zeit
ihrer Erbauung gewollt und gekonnt hat, so ruht doch in bemerkens-
werthem Gegensätze zu den kirchlichen Bauten, die meist mit grossem
Fleisse und gutem Erfolge erforscht und beschrieben sind, auf dem
grössten Theile der Burgen, mit denen einst Deutschland und vorzüg-
lich die Rheinlande wie übersäet waren, dichtes Dunkel. Zwar sind sie
längst theils durch den Zahn der Zeit, theils in den Verwüstungen des
Bauernkriegs, des dreissigjährigen Kriegs und durch die Verheerungs-
züge französischer Raubhorden zerstört, und die wenigen, welche die
Stürme der Jahrhunderte überdauert, haben eine solche Veränderung
erlitten, dass meist nur geringe Theile aus dem Mittelalter übrig sind,
und wo sonst Pracht und reges Leben herrschte, wo Schwerter und
Lanzen klirrten, wo bei festlichen Gelagen zarter Minnegesang und
liebliches Saitenspiel erklangen, da umkriecht jetzt die Eidechse und
Blindschleiche das Gestein, da nistet das lichtscheue Käuzchen, da
schwirren zur nächtlichen Zeit die Fledermäuse, da umfängt uns Grabes-
stille, wenn wir in die vereinsamten Mauern eintreten. Allein auch in
ihren Trümmern müssen sie uns ehrwürdig sein als Zeugen einer grossen
Vergangenheit; waren sie doch, bevor die Städte sich in Freiheit er-
hoben, neben den Fronhöfen, wie v. Maurer richtig sagt, die eigent-
lichen Träger deutschen Wesens, der feinen ritterlichen Sitten, wie
überhaupt der ächt nationalen Bildung. Ausserdem machten sie die
Mittelalters
nebst
einem Anhänge von Urkunden.
Von
Gymnasial-Oberlehrer Colombel.
Einleitung-,
So bedeutend auch die Denkmäler der Baukunst für die Cultur
überhaupt und insbesondere für die specielle Landesgeschichte sind, da
sie dort, wo sie stehen, Zeugniss geben von dem, was man zur Zeit
ihrer Erbauung gewollt und gekonnt hat, so ruht doch in bemerkens-
werthem Gegensätze zu den kirchlichen Bauten, die meist mit grossem
Fleisse und gutem Erfolge erforscht und beschrieben sind, auf dem
grössten Theile der Burgen, mit denen einst Deutschland und vorzüg-
lich die Rheinlande wie übersäet waren, dichtes Dunkel. Zwar sind sie
längst theils durch den Zahn der Zeit, theils in den Verwüstungen des
Bauernkriegs, des dreissigjährigen Kriegs und durch die Verheerungs-
züge französischer Raubhorden zerstört, und die wenigen, welche die
Stürme der Jahrhunderte überdauert, haben eine solche Veränderung
erlitten, dass meist nur geringe Theile aus dem Mittelalter übrig sind,
und wo sonst Pracht und reges Leben herrschte, wo Schwerter und
Lanzen klirrten, wo bei festlichen Gelagen zarter Minnegesang und
liebliches Saitenspiel erklangen, da umkriecht jetzt die Eidechse und
Blindschleiche das Gestein, da nistet das lichtscheue Käuzchen, da
schwirren zur nächtlichen Zeit die Fledermäuse, da umfängt uns Grabes-
stille, wenn wir in die vereinsamten Mauern eintreten. Allein auch in
ihren Trümmern müssen sie uns ehrwürdig sein als Zeugen einer grossen
Vergangenheit; waren sie doch, bevor die Städte sich in Freiheit er-
hoben, neben den Fronhöfen, wie v. Maurer richtig sagt, die eigent-
lichen Träger deutschen Wesens, der feinen ritterlichen Sitten, wie
überhaupt der ächt nationalen Bildung. Ausserdem machten sie die