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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 18.1883/​1884

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Schwartz, Karl: Lebensnachrichten über Jean Paul's Geistesverwandten und Freund Paul Emil Thieriot
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https://doi.org/10.11588/diglit.70115#0103

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XIII.

Lebensnachrichten über Jean Pauls Geistesverwandten
und Freund Paul Emil Thieriot
(geb. zu Leipzig am 17. Februar 1780, gest. zu Wiesbaden am 20. Januar 1831).
Mit einem Anhänge bisher ungedruckter Briefe an Thieriot und mit Anmerkungen.
Von
Oberschulrath Dr. Karl Schwartz.
I

Am 20. Januar 1881 war ein halbes Jahrhundert verflossen, seitdem Paul
Emil Thieriot in Wiesbaden, wo er in den letzten 12 Jahren seines Lebens
als Lehrer der alten Sprachen am de Laspee’sehen Institute gewirkt hatte, im
Alter von 50 Jahren gestorben istx). Der in mehrfacher Beziehung merkwürdige
Mann wurde von seinen Zeitgenossen wegen seiner Genialität, seiner wissen-
schaftlichen und künstlerischen Bildung, seiner gründlichen und vielseitigen
Gelehrsamkeit, die er namentlich auf philologischem Gebiete besass, hochgeschätzt
und gelangte durch seine Virtuosität als Violinspieler sogar zu einem über die
Grenzen Deutschlands hinaus berühmten Namen; überdies gibt ihm das nahe
Freundschaftsverhältnis, in welchem er zu Jean Paul stand, eine Bedeutung,
durch welche ihm ein unvergängliches Andenken gesichert ist. Zu bedauern ist,
dass über diesen seltenen und reichbegabten Mann, der sich auch durch die Vor-
züge seines Charakters, seine Sittenreinheit und Herzensgüte die Liebe Aller,
welche ihm nahe standen, erworben hat — so dass man einzelne Wunderlichkeiten
seines eigenartigen Wesens gern übersah —, bis jetzt Lebensnachrichten nirgends
veröffentlicht worden sind2) und wir uns auf die Mittheilungen beschränkt sehen,
0 Thieriot starb in dem damals dem Herrn Steuer-Commissar Zimmermann, jetzt dem
Herrn Gustav Panthel zugehörigen Hause Friedrichstrasse No. 35, in welchem er zwei
Zimmer im Erdgeschosse bewohnte. Wünschenswerth wäre es, wenn das durch eine so bedeutende
Persönlichkeit merkwürdige Haus durch eine Gedenktafel bezeichnet würde, für welche ich
folgende kurze Inschrift vorschlage:
In diesem Hause wohnte und starb
Jean Paul’s Geistesverwandter und Freund
Paul Emil Thieriot,
geb. zu Leipzig am 17. Februar 1780,
gest. zu Wiesbaden am 20. Januar 1831.
Diese Gedenktafel (eine einfache Granitplatte mit vergoldeter Inschrift) dürfte am passend-
sten unter dem ersten Fenster neben der Hausthüre angebracht werden. 2) Der „Neue
Nekrolog der Deutschen“, der über so viele weniger bedeutende Persönlichkeiten umfangreiche
Biographieen bringt, hat über Thieriot nichts als die Anzeige seines Todes. In Gassners „Uni-
versal-Lexicon der Tonkunst, neue Handausgabe in einem Bande“ (Stuttgart 1849), findet sich
 
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