Inventarisation und Dokumentation von Museumsgut
Thema der Tagung der Leiter nichtstaatlicher Museen in
Bayern vom 7. bis 9. September 1977 in Ansbach waren In-
ventarisation und Dokumentation von Museumsgut: Nicht
nur, weil wir wissen, daß mindestens 3/4 unserer nicht vom
Staat verwalteten Museen, zu denen in der überwiegenden
Zahl die Heimatmuseen zählen, noch gar nicht oder nur
ungenügend inventarisiert, d.h. für die Wissenschaft und
aus Gründen der Sicherheit erfaßt sind, sondern weil auch
das Konzept der Abteilung Nichtstaatliche Museen im
Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege als Punkt I sei-
nes Wirkungsbereiches und seiner Wirkungsmöglichkei-
ten die Inventarisation nennt. Daraus erwachsen für die
Zukunft Aufgaben, die im Konzept wie folgt formuliert sind:
«Zu den grundlegenden Aufgaben eines Museums gehö-
ren neben dem Sammeln das Bilden und das Forschen.
Voraussetzung für eine sinnvolle Wahrnehmung dieser
drei Grundtätigkeiten eines jeden Museums ist die syste-
matische Erfassung aller Bestände durch die Inventarisa-
tion. Diese ist daher eine der dringlichsten Aufgaben, die
das Landesamt für Denkmalpflege im Rahmen seiner Für-
sorge für die Heimatmuseen und ähnlichen Sammlungen
wahrzunehmen hat.
Vordringlich erscheint hier die Erarbeitung eines Grund-
schemas für eine für Heimatmuseen und ähnliche Samm-
lungen geeignete, rationelle Inventarisationsmethode.
Eine zuverlässige Inventarisation, zu der auch eine Foto-
dokumentation gehört, kann auf lange Sicht nur durch
wissenschaftlich geschulte Mitarbeiter des Landesamtes
bzw. der Museen durchgeführt werden.
Zur Zeit ist das Landesamt für Denkmalpflege darum be-
müht, in Inventarisierungskursen anhand sogenannter
Mustervorlagen die Leiter der Heimatmuseen und ähnli-
cher Sammlungen, die meistens ehrenamtlich tätig sind,
über die Erstellung von Inventaren zu informieren und ih-
nen Vorlagen an die Hand zu geben.«
Noch ist kein Grundschema erarbeitet, noch kann das
Landesamt für Denkmalpflege kein geschultes Mitarbei-
terteam gezielt für diese umfassende Bestandsaufnahme
innerhalb unserer Landesgrenzen einsetzen. Deshalb ver-
suchen wir heute in einer Art Schnellkursus einige Pro-
bleme dieser Arbeit und ihrer Methoden anzuschneiden
und praktische Hinweise zu geben.
Wir wissen, daß wir - als Ziel - zu einer gewissen Einheit-
lichkeit der Inventarisierung von Museumsbeständen
kommen müssen. Wir kennen aber auch die Schwierigkei-
ten, die sich einer solchen Schematisierung entgegenstel-
len schon von der Verschiedenartigkeit der Sammlungen
her, die prähistorische, kulturgeschichtliche, naturwis-
senschaftliche und technische Bereiche umfassen.
Wir wissen, daß die Katalogisierung z. B. von Staatssamm-
lungen nicht unbedingt übertragbar und anwendbar für
kleine Museen ist, d. h. für Museen, die ehrenamtlich gelei-
tet werden und in denen Laien, wenn auch interessierte
Laien, mit Inventaren und Karteien arbeiten müssen.
Und wir wissen, daß als erstes ein richtungsweisendes
Grundschema einer für Heimatmuseen und ähnliche
Sammlungen anwendbaren neuen Inventarisationsme-
thode erarbeitet werden muß: ein System, das neben der
Wortbeschreibung eventuell gleichzeitig eine Zahlenauf-
schlüsselung der einzelnen Objekte für eine spätere Ver-
wertung in der Datenverarbeitung bringt. Ein Vorhaben,
das eben nur von wissenschaftlich geschulten Fachkräften
durchgeführt werden kann und das Jahrzehnte beanspru-
chen wird. Nur auf diese Weise bietet sich dann die einzige
Möglichkeit für eine umfassende und fundierte Überschau
über den Museumsbesitz aller Sachgebiete innerhalb Bay-
erns. Das wiederum bedeutet u.a. Voraussetzung für wis-
senschaftliche Veröffentlichungen, und auch für Mu-
seumskataloge und -führer. Diese Inventarisationsarbei-
ten sind Grundlagenforschung.
Als Vorbereitung für ein solches »Zielsystem«, vor allem
aber um keine Zeit zu verlieren, müssen wir jetzt bemüht
sein, anhand von einigen Mustervorlagen die Leiter unse-
rer nichtstaatlichen Museen selbst über die herkömmliche
Fertigung von Inventaren zu informieren. Wir bitten darum,
daß-soweit es im Bereich Ihrer Kenntnisse liegt-von Ih-
nen vor allem jene Aufzeichnungen gemacht werden, die
mit zur Bestimmung eines Objektes wesentlich sind, wie
z. B. Herkunft oder Fundort, Erwerb oder bei Geräten wann
wurden sie und wo zum letztenmal benutzt.
Wir haben auch verschiedenartige Formblätter für die In-
ventarisierung beigeheftet-sie sind einigen von Ihnen aus
der Praxis längst bekannt-die von den Bearbeitern selbst
ausgewählt werden können je nach den Bedürfnissen und
dem Inhalt ihrer Sammlungen. Wir sind gern bereit, in den
Einzelfällen mit Ihnen zu beraten, welches Ordnungs-
schema sich gerade für Ihr Museum eignet.
Zusammenfassend darf wiederholt werden, das Bayeri-
sche Landesamt für Denkmalpflege strebt an, eine Be-
standsaufnahme unseres bayerischen Museumsbesitzes
in öffentlicher Hand im Verlauf der nächsten Jahrzehnte zu
erarbeiten, die vielleicht vergleichbar sein könnte dem
Werk der Kunstdenkmäler in Bayern. Bitte unterstützen Sie
uns durch Ihre Mitarbeit bei diesem Beginnen, denn wir
stellen uns eine große Aufgabe.
Isolde Rieger
7
Thema der Tagung der Leiter nichtstaatlicher Museen in
Bayern vom 7. bis 9. September 1977 in Ansbach waren In-
ventarisation und Dokumentation von Museumsgut: Nicht
nur, weil wir wissen, daß mindestens 3/4 unserer nicht vom
Staat verwalteten Museen, zu denen in der überwiegenden
Zahl die Heimatmuseen zählen, noch gar nicht oder nur
ungenügend inventarisiert, d.h. für die Wissenschaft und
aus Gründen der Sicherheit erfaßt sind, sondern weil auch
das Konzept der Abteilung Nichtstaatliche Museen im
Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege als Punkt I sei-
nes Wirkungsbereiches und seiner Wirkungsmöglichkei-
ten die Inventarisation nennt. Daraus erwachsen für die
Zukunft Aufgaben, die im Konzept wie folgt formuliert sind:
«Zu den grundlegenden Aufgaben eines Museums gehö-
ren neben dem Sammeln das Bilden und das Forschen.
Voraussetzung für eine sinnvolle Wahrnehmung dieser
drei Grundtätigkeiten eines jeden Museums ist die syste-
matische Erfassung aller Bestände durch die Inventarisa-
tion. Diese ist daher eine der dringlichsten Aufgaben, die
das Landesamt für Denkmalpflege im Rahmen seiner Für-
sorge für die Heimatmuseen und ähnlichen Sammlungen
wahrzunehmen hat.
Vordringlich erscheint hier die Erarbeitung eines Grund-
schemas für eine für Heimatmuseen und ähnliche Samm-
lungen geeignete, rationelle Inventarisationsmethode.
Eine zuverlässige Inventarisation, zu der auch eine Foto-
dokumentation gehört, kann auf lange Sicht nur durch
wissenschaftlich geschulte Mitarbeiter des Landesamtes
bzw. der Museen durchgeführt werden.
Zur Zeit ist das Landesamt für Denkmalpflege darum be-
müht, in Inventarisierungskursen anhand sogenannter
Mustervorlagen die Leiter der Heimatmuseen und ähnli-
cher Sammlungen, die meistens ehrenamtlich tätig sind,
über die Erstellung von Inventaren zu informieren und ih-
nen Vorlagen an die Hand zu geben.«
Noch ist kein Grundschema erarbeitet, noch kann das
Landesamt für Denkmalpflege kein geschultes Mitarbei-
terteam gezielt für diese umfassende Bestandsaufnahme
innerhalb unserer Landesgrenzen einsetzen. Deshalb ver-
suchen wir heute in einer Art Schnellkursus einige Pro-
bleme dieser Arbeit und ihrer Methoden anzuschneiden
und praktische Hinweise zu geben.
Wir wissen, daß wir - als Ziel - zu einer gewissen Einheit-
lichkeit der Inventarisierung von Museumsbeständen
kommen müssen. Wir kennen aber auch die Schwierigkei-
ten, die sich einer solchen Schematisierung entgegenstel-
len schon von der Verschiedenartigkeit der Sammlungen
her, die prähistorische, kulturgeschichtliche, naturwis-
senschaftliche und technische Bereiche umfassen.
Wir wissen, daß die Katalogisierung z. B. von Staatssamm-
lungen nicht unbedingt übertragbar und anwendbar für
kleine Museen ist, d. h. für Museen, die ehrenamtlich gelei-
tet werden und in denen Laien, wenn auch interessierte
Laien, mit Inventaren und Karteien arbeiten müssen.
Und wir wissen, daß als erstes ein richtungsweisendes
Grundschema einer für Heimatmuseen und ähnliche
Sammlungen anwendbaren neuen Inventarisationsme-
thode erarbeitet werden muß: ein System, das neben der
Wortbeschreibung eventuell gleichzeitig eine Zahlenauf-
schlüsselung der einzelnen Objekte für eine spätere Ver-
wertung in der Datenverarbeitung bringt. Ein Vorhaben,
das eben nur von wissenschaftlich geschulten Fachkräften
durchgeführt werden kann und das Jahrzehnte beanspru-
chen wird. Nur auf diese Weise bietet sich dann die einzige
Möglichkeit für eine umfassende und fundierte Überschau
über den Museumsbesitz aller Sachgebiete innerhalb Bay-
erns. Das wiederum bedeutet u.a. Voraussetzung für wis-
senschaftliche Veröffentlichungen, und auch für Mu-
seumskataloge und -führer. Diese Inventarisationsarbei-
ten sind Grundlagenforschung.
Als Vorbereitung für ein solches »Zielsystem«, vor allem
aber um keine Zeit zu verlieren, müssen wir jetzt bemüht
sein, anhand von einigen Mustervorlagen die Leiter unse-
rer nichtstaatlichen Museen selbst über die herkömmliche
Fertigung von Inventaren zu informieren. Wir bitten darum,
daß-soweit es im Bereich Ihrer Kenntnisse liegt-von Ih-
nen vor allem jene Aufzeichnungen gemacht werden, die
mit zur Bestimmung eines Objektes wesentlich sind, wie
z. B. Herkunft oder Fundort, Erwerb oder bei Geräten wann
wurden sie und wo zum letztenmal benutzt.
Wir haben auch verschiedenartige Formblätter für die In-
ventarisierung beigeheftet-sie sind einigen von Ihnen aus
der Praxis längst bekannt-die von den Bearbeitern selbst
ausgewählt werden können je nach den Bedürfnissen und
dem Inhalt ihrer Sammlungen. Wir sind gern bereit, in den
Einzelfällen mit Ihnen zu beraten, welches Ordnungs-
schema sich gerade für Ihr Museum eignet.
Zusammenfassend darf wiederholt werden, das Bayeri-
sche Landesamt für Denkmalpflege strebt an, eine Be-
standsaufnahme unseres bayerischen Museumsbesitzes
in öffentlicher Hand im Verlauf der nächsten Jahrzehnte zu
erarbeiten, die vielleicht vergleichbar sein könnte dem
Werk der Kunstdenkmäler in Bayern. Bitte unterstützen Sie
uns durch Ihre Mitarbeit bei diesem Beginnen, denn wir
stellen uns eine große Aufgabe.
Isolde Rieger
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