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Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Inventarisation, Dokumentation und Pflege von Museumsgut — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 1: München: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, 1978

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Taubert, Johannes: Die Pflege von Museumsgut
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https://doi.org/10.11588/diglit.70268#0036
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Die Pflege von Museumsgut

Im Sommer 1975 vom 9. bis 11. Juli fand in Garmisch-Par-
tenkirchen die Tagung der Leiter nichtstaatlicher Museen
in Bayern statt. Das Thema der beiden Referate stand unter
dem Titel »Die Pflege von Museumsgut«.
Bayern hat rund 400 nichtstaatliche Museen. In ihnen spie-
gelt sich die Vielfalt unseres Landes und die Breite seines
kulturellen Besitzes, dafür ist das Hirtenmuseum in Hers-
bruck ebenso beredtes Beispiel wie das Freilichtmuseum
in Massing, das Stadtmuseum Nördlingen oder die Samm-
lung des Historischen Vereins in Straubing. Es ist ganz
eindeutig, daß diesen nichtstaatlichen Museen in unserer
Zeit eine besonders wichtige Aufgabe zufällt. Die Museen
sind der Zufluchtsort für das durch Industrialisierung und
Konsumdenken verdrängte Kulturgut, gleichgültig ob es
sich dabei um bäuerliches Gut, Bürgermöbel, Votivgaben,
Trachten oder schmiedeeiserne Gasthausschilder handelt.
Die Museen haben dieses kulturelle Erbe zu bewahren und
der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Bewahren heißt pflegen, ein Museum, das lediglich Sta-
pelplatz von Sachen oder ein Gebäude ist, in dem das
Sammelgut »vergammelt«, verdient den Namen Museum
nicht.
In den meisten nichtstaatlichen Museen wird natürlich
sehr vielfältiges Sammelgut aufbewahrt. Die Pflege dieser
Gegenstände aus sehr unterschiedlichem Material ist na-
turgemäß sehr schwierig, denn Gemälde bedürfen einer
anderen Pflege als etwa Ausgrabungsgegenstände, Kera-
mik oder Möbel. Ein Museumsmann ist nicht immer in der
Lage, dieses vielfältige Material sachgemäß zu pflegen.
Aber auch innerhalb bestimmter Sachgruppen, etwa Texti-
lien unterscheiden sich die Konservierungsprobleme er-
heblich, Fahnen bedürfen anderer Pflegemaßnahmen als
Trachten.
So ist das Aufstellen von Normen für die Pflege ganz be-
stimmter Werkgruppen sehr gefährlich, denn solche Nor-
men werden dem jeweiligen Einzelfall in dem jeweiligen
Museum nicht gerecht, ja in vielen Fällen sind schematisch
durchgeführte Pflegemaßnahmen dem Sammelgut ge-
fährlich geworden. Das Bayer. Landesamt für Denkmal-
pflege hält es deshalb nicht für sinnvoll, allgemeine Richt-
linien für die Konservierung oder gar für die Restaurierung
bestimmter Sachgruppen herauszugeben. Vielmehr soll-
ten wir alle stärker als bisher darauf achten, daß in unseren
Museen erst gar keine Schäden entstehen können. Der
Vorsorge sollte vom Museumsleiter oder dem Museums-
wart mehr Interesse gewidmet werden als dem Heilen von
Schäden, das man besser dem ausgebildeten Restaurator
überläßt.
Eine solche Vorsorge fängt an beim Aufstellen des Bud-
gets. Jedes Museum sollte in seinem Haushaltsplan eine
eigene Position »Konservierung« haben; mag diese Posi-

tion auch nur eine kleine Summe Geldes ausweisen, ist sie
doch wichtig für den Fortbestand der Sammlung. Manche
Museen kombinieren in ihrem Haushalt »Neuerwerbung«
mit »Konservierung«. Das erscheint uns fragwürdig, denn
wenn aus finanziellen Gründen die Position »Neuerwer-
bung« gestrichen wird, fällt damit auch das Geld für not-
wendige Konservierungsmaßnahmen weg. Zur Vorsorge
gehört die Instandhaltung des Museumsgebäudes. Dessen
Dächer, Fenster und Türen müssen so intakt sein, daß das
Sammelgut keinen Schaden leiden kann, das verbaute
Holz sollte gesund sein, damit sich nicht Holzwürmer darin
einnisten können, die dann über das Sammelgut herfallen.
Zur Vorsorge gehört ein gut geführtes Inventar, denn nur
damit können Verluste, Beschädigungen etc. festgestellt
werden. Vorsorge trifft der Museumsleister, wenn er bei
Neuerwerbungen überprüfen läßt, ob das neu erworbene
Stück nichtvom lebenden Holzwurm befallen istund damit
eine Gefährdung für das bereits vorhandene Sammgelgut
darstellt. Zur Vorsorge gehört aber auch, daß der Mu-
seumsleiter und der Museumswart eine klare Vorstellung
davon haben, welche Umstände für eine gute Erhaltung
des ihnen anvertrauten Kulturguts notwendig sind, damit
nicht Klima oder Licht - anders gesagt - Zentralheizung
oder Sonneneinstrahlung Schäden am empfindlichen
Sammelgut hervorrufen. Nachdrücklich wird festgestellt,
daß auf dem Gebiet der Schadensverhütung gerade dem
Museumswart eine besondere Aufgabe und Verantwor-
tung zukommt, fast möchte man sagen, ein Museumswart,
der etwas von Klimatisierung versteht, ist für die Erhaltung
der Kunstwerke wichtiger als ein Wissenschaftler.
Die Restaurierungswerkstätten des Bayer. Landesamts für
Denkmalpflege wollen den nichtstaatlichen Museen bei
der Pflege ihres Sammelgutes helfen. Die Amtsrestaurato-
ren haben in den vergangenen Monaten eine Anzahl nicht-
staatlicher Museen besichtigt, Bestandsaufnahmen der
Schäden vorgenommen, Konservierungsaktionen durch-
geführt, Museumswarte geschult und anderes mehr. Ein
Ergebnis dieser Arbeit war die Feststellung, daß über we-
sentliche Fragen der Schadensverhütung bei den Mu-
seumsleitungen geringe Kenntnisse vorhanden sind. Hier
besteht eine echte Informationslücke. Die Amtsrestaurato-
ren halten es deshalb für notwendig, den nichtstaatlichen
Museen Informationsmaterial über die Schadensverhü-
tung an die Hand zu geben, damit der Museumsleiter oder
der Museumswart selbst überprüfen kann, ob sein Mu-
seum »in Ordnung« ist oder nicht. Im vorliegenden Infor-
mationsdienst sind deshalb die von den Amtsrestauratoren
erarbeiteten konservatorischen »Gesichtspunkt zum Aus-
stellungswesen« noch einmal abgedruckt, sie dürften
auch für die Sammlungen in den nichtstaatlichen Museen
gültig sein. Mit diesen »Gesichtspunkten« geben die Amts-
restauratoren den Museumsleitern zudem eine Informa-
tion darüber, was sie beachten sollten, wenn sie selbst

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