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Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Mitarb.]
Inventarisation, Dokumentation und Pflege von Museumsgut — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 1: München: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, 1978

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Merkblatt zur Erhaltung des Museumsgutes
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https://doi.org/10.11588/diglit.70268#0048
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Merkblatt zur Erhaltung des Museumsgutes

Dieses Merkblatt wurde von den Werkstätten des Landes-
amtes für Denkmalpflege erarbeitet. Es kann nur in groben
Zügen auf die wichtigsten Maßnahmen hinweisen, die zur
Erhaltung des Museumsgutes notwendig sind.
Museumsbau:
Heimatmuseen sind fast immer in historischen Gebäuden
untergebracht. In allen Nebengelassen muß Übersichtlich-
keit und Ordnung herrschen, z. B. auch auf Dachböden, die
oft über Jahre hinaus unkontrollierte Abstellplätze sind.
Hier bilden sich leicht Brutplätze für Schädlinge aller Art,
wie Anobien, Insekten, Mäuse, Ratten, Vögel, die dem Mu-
seumsgut gefährlich werden können. Bei radikaler Schäd-
lingsbekämpfung ist ein Spezialist hinzuzuziehen.
Sicherung:
Sicherungsvorkehrungen gegen Feuer, Diebstahl oder
Beschädigung durch Besucher sind zu treffen.
Unter Beachtung der feuerpolizeilichen Vorschriften ist es
dringend anzuraten, Trockenlöscher der Schweizer Firma
Cerberus zu verwenden. Die genannte Firma wird in
Deutschland von Siemens vertreten. Bei Gebrauch richten
diese Geräte kaum einen zusätzlichen Schaden an. Sie fin-
den aus diesem Grund in den großen staatlichen Museen
Verwendung. Durch Rauchmelder kann eine zusätzliche
Sicherung geschaffen werden.
Um das Museumsgut gegen Diebstahl zu sichern, muß
darauf geachtet werden, daß das Museum einen in sich ge-
schlossenen Komplex bildet. Es ist schärfstens gegen an-
grenzende fremde Arbeitsbereiche oder Wohnräume ab-
zugrenzen. Auch die Fenster müssen gesichert sein. Wie
das Museum durch eine Alarmanlage gesichert werden
kann, muß im Einzelfall mit einer Alarmanlageninstalla-
tionsfirma besprochen werden. Beratend wirkt hierzu das
Landeskriminalamt, Abt. Verbrechensschutz,8 München 2
Maillingerstraße 15.
Kunstgegenstände dürfen zur Sicherung weder ange-
bohrt, noch darf originale Substanz entnommen werden,
um z.B. Magnete einer Alarmanlage unterzubringen. Ge-
genstände aus arbeitenden Material (vor allem Holz) dür-
fen zur Sicherung nicht derart befestigt werden, daß das
Material sich nicht mehrausdehnen bzw. schwinden kann.
Alle ausgestellten Objekte müssen so präsentiert sein, daß
sie der Besucher nicht ohne weiteres betasten kann. Hier
ist besonders an Kleinkunst, Textilien und Waffen gedacht.
Es ist zu prüfen, inwieweit hier mit Vitrinen und Absper-
rungen Abhilfe geschaffen werden kann. Die Zone für die
Besucher muß ausreichend bemessen sein. Exponate dür-
fen den Besuchern nicht im Wege stehen.
Depot und Magazinierung:
Das Museumsgut, welches in den Depoträumen gelagert
wird, muß übersichtlich geordnet, getrennt nach Materia-
lien, in genügend Abstand voneinander, um sich nicht ge-

genseitig zu beschädigen, deponiert werden. Metalle,
Wachs, Textilien, Papier und Leder nicht auf Kunststoffe,
wie z.B. Schaumgummi, legen. In den Depoträumen müs-
sen dieselben klimatischen Verhältnisse geschaffen wer-
den wie in den Ausstellungsräumen. Bei Wahrung des op-
timalen Klimas sollte für eine Luftzirkulation innerhalb des
Depots gesorgt werden. Dies kann durch Be- oder Entlüf-
ten oder durch an der Decke angebrachte, langsam lau-
fende Ventilatoren geschehen. Stehende Luft bringt bei
hoher Luftfeuchtigkeit Schimmelgefahr. Depoträume soll-
ten, wie die Ausstellungsräume auch, unversiegelte Holz-
böden haben (Klimapuffer).
Klima und Heizung:
Die Ausstellungsräume der Heimatmuseen sind meist völ-
lig unklimatisiert. Fast immer herrscht in diesen Räumen
eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Nur selten konnten die
dem Museumsgut angemessenen klimatischen Bedin-
gungen festgestellt werden. Mit Hilfe eines Thermohygro-
graphen ist über ein Jahr hinaus zu prüfen, welche Kli-
maunterschiede in den Museen herrschen. Diese Klima-
messungen über lange Zeit sind notwendig, um den Ein-
fluß des jahreszeitlich bedingten Klimawechsels auf das
Innenklima zu messen. Die Messungen werden mit einem
Trommelschreiber durchgeführt. Die Meßblätter müssen
wöchentlich gewechselt, sorgfältig datiert und aufbewahrt
werden. Sie dienen dem beratenden Klimafachmann dazu,
das gewünschte Klima zu erzeugen.
Besonders häufig entstehen gravierende Schäden dann,
wenn in gewöhnlich unbeheizten Museumsräumen Ver-
sammlungen oder Feste stattfinden. Durch kurzfristiges
Aufheizen und zahlreiche, auf engem Raum versammelte
Menschen wird das Raumklima stark beeinflußt. Striktes
Rauchverbot sollte immer bestehen. Es liegt auf der Hand,
daß die durch das Rauchen entstehende extreme Luftver-
schmutzung schädlich für jedes Kulturgut ist, ganz abge-
sehen von Brandschäden, die durch glimmende Zigaretten
verursacht werden können. Zu viele Menschen in einem
Museumsraum berühren häufig zwangsweise das Mu-
seumsgut. Dies muß verhindert werden.
Besonderes Augenmerk ist auf das Klima in Museumsräu-
men zu richten, wenn diese anderweitige Verwendung fin-
den (Kulturzentren, Bibliotheken etc.). Weil diese Räume
im allgemeinen beheizt sind, ist hier vor allem in den Win-
termonaten das Klima meist zu trocken. Für eine angemes-
sene Luftbefeuchtung ist hier auf jeden Fall zu sorgen.
Um zu erklären, welche Schäden das Museumsgut z.B.
auch durch Kälte erleiden kann, sei hier kurz ein Beispiel
genannt. Die relative Luftfeuchtigkeit ist abhängig von der
Temperatur. Je wärmer es ist, desto mehr Feuchtigkeit
kann die Luft in Form von Wasserdampf auf nehmen. In den
kalten Wintermonaten z.B. kann kaum noch Feuchtigkeit
von der Luft aufgenommen werden. Sinkt die Temperatur

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