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Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Inventarisation, Dokumentation und Pflege von Museumsgut — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 1: München: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, 1978

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Bachmann, Karl-Werner: Die konservatorische Betreuung von Kunstaustellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.70268#0041
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Die konservatorische Betreuung von Kunstausstellungen

In den letzten Jahren häufen sich kulturhistorische Aus-
stellungen. Sie dienen teils der Repräsentation eines Staa-
tes, eines Landes oder einer Gemeinde anläßlich eines be-
deutenden Ereignisses, teils sind solche Ausstellungen
wichtiger Punkt in einem Tourismusprogramm; auch gibt
es Ausstellungen, die sich ernsthaft bemühen, Überblick
über historisch wichtige Epochen zu geben und damit un-
sere Erkenntnisse zu erweitern. Zu diesen Ausstellungen
werden meist hervorragende, für eine Epoche oder einen
Künstler typische Kunstwerke aus öffentlichem oder priva-
tem Besitz als Leihgaben erbeten.
Nicht selten landen Kunstwerke, die von Ausstellungen
kommen, in den Ateliers der Restauratoren. Die sollen
dann die durch die Ausstellung verursachten mehr oder
weniger großen Schäden reparieren. In der Regel stellt
sich dabei heraus, daß diese Schäden hätten vermieden
werden können, wenn die jeweilige Ausstellungsleitung
bessere Voraussetzungen zur Schadensverhütung ge-
schaffen hätte. Um der mitunter erschreckenden Unwis-
senheit und Sorglosigkeit mancher Ausstellungsveranstal-
ter im Umgang mit den ihnen befristet anvertrauten Kunst-
werken zu begegnen, haben schon vor Jahren, zuletzt
1969, mehrere Mitglieder des internationalen ICOM-Komi-
tees für Konservierungsfragen vorgeschlagen, unabhän-
gige Sachverständige mögen prüfen, ob die jeweiligen
Ausstellungen auch wirklich die nötigen Voraussetzungen
für den Schutz und die Sicherheit der Exponate bieten.
Insbesondere möge man das bei jenen Ausstellungen tun,
die das ICOM-Patronat beantragt haben, ja, man möge die
Vergabe des ICOM-Patronats von einer solchen Überprü-
fung durch unabhängige Sachverständige aus dem Be-
reich der Konservierungstechnik abhängig machen.
Doch was sind denn die nötigen Voraussetzungen für ei-
nen optimalen Schutz der Kunstwerke in Ausstellungen?
Decken sie sich denn nicht mit den konservatorischen
Normen für Klima und Diebstahlschutz, die für unsere gro-
ßen Schausammlungen, wie z. B. die Münchener Pinako-
theken, erarbeitet wurden? Sind denn nicht mit den Be-
mühungen der internationalen Arbeitsgruppe » Schutz von
Kunstwerken bei Transporten« alle Voraussetzungen für
die Sicherheit der Kunstwerke vor und nach einer Ausstel-
lung gegeben? Nein, diese Klima- und Alarmanlagen,
diese Bemühungen um klimatisierbare und erschütte-
rungsfreie Transportbehälter sind zwar überaus wichtige
Grundlage auch für die konservatorische Betreuung von
Kunstwerken bei einer Ausstellung, hinzu kommen jedoch
noch eine Fülle von Maßnahmen, die speziell bei Ausstel-
lungen notwendig sind und beachtet werden müssen,
wenn Schäden an den Exponaten vermieden werden sol-
len. Mitunter sind es gerade die sogenannten Kleinigkei-
ten, die irreparable Schäden, also eine Wertminderung des
Kunstwerks zur Folge haben.

Soweit wir sehen, gibt es kein »Vademecum«, in dem alles
aufgeschrieben ist, was einen guten Ablauf einer Ausstel-
lung gewährleistet. Im folgenden versuchen wir eine Art
Katalog von Präventiv-Maßnahmen aufzustellen.
Der hier vorgelegte Katalog ist nach praktischen Gesichts-
punkten geordnet, beginnend mit der Auswahl von Expo-
naten für eine Ausstellung, endend mit dem Rücktransport
der Kunstwerke nach der Ausstellung. Manche der hier
aufgeführten Maßnahmen mögen für selbstverständlich
gehalten, ihre Aufzählung deshalb für banal erachtet wer-
den. Die Erfahrung lehrt, daß über der Installierung hoch-
komplizierter Sicherungssysteme die einfachsten Regeln
und Maßnahmen zum Schutze der Exponate oft vernach-
lässigt oder gar vergessen werden. Die Erfahrung lehrt
weiterhin, daß in zahlreichen Ausstellungen der Schutz der
Exponate lediglich auf einem System (etwa elektrisch be-
triebene Großraumbefeuchter gegen Klimaschwankungen
oder Fernsehüberwachung gegen Beschädigung und
Diebstahl) beruht, bei dessen Ausfall kein anderes System
automatisch dieSchutzfunktion übernimmt. Die Erfahrung
lehrt ferner, daß gerade die komplizierten Schutzsysteme
durch die Nachlässigkeit oder Unaufmerksamkeit eines
mitunter ganz unbedeutend erscheinenden Mitglieds der
Ausstellungsmannschaft gänzlich außer Kraft gesetzt wer-
den kann; die Ausstellung ist dann auf einem Gebiet (ent-
weder Klima, Feuerschutz, Diebstahlsicherung) oder auf
mehreren nicht gesichert.
Nicht alle hieraufgeführten Präventivmaßnahmen müssen
für jede Ausstellung verbindlich sein. Absichtlich wird
vermieden, Rezepte zu geben - etwa für die Erstellung von
Spezialklimata in Vitrinen -; der für eine Ausstellung ver-
antwortliche Restaurator kann sie in der Fachliteratur fin-
den.
Johannes Taubert
Auswahl der Exponate
Jede Ausstellung bringt erhebliche Gefahren für die
Kunstwerke mit sich. Schon das Hantieren mit den Stük-
ken, der Transport und der Wechsel der Umgebung kön-
nen zu Schäden führen. Darum sollten schon bei der Aus-
wahl der Ausstellungsstücke die konservatorischen Ge-
sichtspunkte sorgfältig beachtet werden.
Überprüfung:
Hierzu gehörtvor allen Dingen diegenaue Überprüfung ei-
nes jeden Kunstwerks durch den Restaurator auf Trans-
port- und Ausstellungsfähigkeit. Vom Ergebnis dieser Un-
tersuchung muß es abhängig sein, ob das betreffende
Stück zur Ausstellung kommt oder nicht.
Ausleihbedingungen und Leihverträge:
Von Seiten der Museen wird fast immer so gehandelt, doch
sollten auch hier die Leihbedingungen strenger und die

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