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Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Inventarisation, Dokumentation und Pflege von Museumsgut — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 1: München: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, 1978

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Kuhn- Wengenmayr, Annemarie: Fotographische Dokumentation im Museum
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70268#0018
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Fotographische Dokumentation im Museum

In diesem Referat sollen einige Fragen an die Aufgaben
und an den Zweck der fotographischen Dokumentation im
Museum gestellt werden.
Wovon geht die fotografische Dokumentation aus und was
fordert sie?
Sie geht vom Objekt aus und fordert die objektgerechte
Wiedergabe des Gegenstandes, z. B. des Kunstgegenstan-
des in der Darstellungsform der fotographischen, d. h. der
zweidimensionalen Aufnahme, dem Foto.
Wozu ist die Dokumentationsaufnahme dienlich:
1. als Hilfsmittel der Inventarisation, als Arbeitsfoto im Be-
reich des Museums; auch als Schadendokumentation, un-
ter Umständen als Restaurierungshilfe.
2. als Hilfsmittel der Identifikation bei Diebstahl
Das Dokumentationsfoto geht also vom Objekt aus und soll
objektgerecht sein - das bringt gewisse Forderungen mit
sich.
Als erstes den Entscheid zwischen Farbfotographie und
Schwarz-Weißfotographie. Die Farbfotographie hat
scheinbar vieles für sich, sie scheint dem Objekt gerade
durch ihre Farbigkeit gerechter zu werden - leider ein Irr-
tum: die Farbe verändert sich bereits bei der Aufnahme, bei
der Transponierung aufs Papier und endlich stetig durch
Alterung, und das in sehr kurzer Zeit. Wir werden später
noch darauf zu sprechen kommen - jetzt nur: wir ziehen
die Schwarz-Weiß-Aufnahme unbedingt vor.
Weiter müssen wir überlegen, wie wir der Größe des Ob-
jekts gerecht werden können, denn einem Foto sehen wir
ja nicht ohne weiteres an, wie groß oder klein eine Skulptur
oder ein Gegenstand des Kunstgewerbes ist. Deshalb sind
einmal übertriebene Vergrößerungen zu vermeiden und,
noch wichtiger und viel einfacher ist: man stellt oder legt
eine Meßlatte mit Zentimetereinteilungen neben das Ob-
jekt und vermeidet bei der Aufnahme jedes extreme Objek-
tiv; also kein Weitwinkel, kein Tele. Ergänzend sollten bei
der Beschriftung des Fotos die Größenangaben wie Höhe,
Breite, Tiefe und Durchmesser hinzutreten, die in den mei-
sten Fällen sicherlich bereits von der Inventarisation der
Sammlung zur Verfügung gestellt sind. Weiterhin wäre
eine möglichste Treue in der Wiedergabe der Substanz,
des Materials des Gegenstandes nötig. Es wäre vor allem
jede Überspiegelung zu vermeiden, und das geschieht am
leichtesten, wenn man bei natürlichem Licht - nicht bei
grellem Sonnenlicht - fotografiert - längere Belichtungs-
zeiten müssen natürlich in Kauf genommen werden. Das
Vermeiden von Lampen schließt das Risiko falscher Lam-
penstellung, das bedeutet verfälschter Aufnahmen, aus,
und vor allem es schließt die Gefährdung der Kunstgegen-
stände durch Hitze und große Helligkeit aus - wir müssen
dabei nur an die Gefährdung von Wachs, Textil, von Hand-
zeichnungen und Aquarellen denken. Eine weitere Gefahr
der Objektverfälschung bringt die falsche Wahl der Hinter-

gründe mit sich, seien es nun dunkle Stoffe, seien es
schwungvoll geordnete Drapierungen, letztere lenken nur
vom Kunstgegenstand ab, verunklären die Aufnahme. Zu
empfehlen isteine nichtzu helle, neutrale Fläche, die aller-
dings glatt sein muß und keine Bügelknicke haben darf, sei
es nun, daß man Papier oder Stoff nimmt oder den Gegen-
stand vor eine nicht zu rauh verputzte Wand stellt. Grund-
satz sollte sein: nichts darf vom Kunstgegenstand ablen-
ken, er ist ja wichtig.
Wie sollte nun der Gegenstand, nachdem wir die Fragen
von Licht und Hintergrund zu lösen versucht haben, auf-
genommen werden?
Erforderlich ist einmal die Frontalansicht und die beiden
Seitenansichten. Bei gewissen Objekten dürften noch wei-
tere Aufnahmen notwendig sein, so bei der Skulptur.
Schrägaufnahmen und eine Rückaufnahme sind wichtig,
besonders zu beachten ist, daß die Standflächen der Figu-
ren gut sichtbar sind. Bei Gefäßen, z. B. bei Schalen, sollte
die Form des Gefäßprofils gut erkennbar sein, d.h. die
Schale oder der Teller muß als stehendes Objekt leicht von
unten - Blickpunkt etwa die Mitte des Schalenrandes -
aufgenommen werden. Stempel, Marken, Signaturen sind
nach Möglichkeit mit einer Aufnahme zu dokumentieren.
So ist also das Einzelobjekt in 3 Ansichten vor neutralem
Hintergrund aufgestellt ohne Kunstlicht und mit Meßlatte
mit einem Schwarz-Weiß-Film aufgenommen worden. Es
wäre nun sehr wünschenswert, wenn es noch auf einer
weiteren Aufnahme, und zwar im Ausstellungszusammen-
hang zu sehen wäre. Also etwa, wenn es sich um eine Ke-
ramik handelt mit anderen Stücken in einer Vitrine, dann
wäre über das Foto eine durchsichtige Folie zu spannen
und darauf die Inventarnummer des Museums zu schrei-
ben. Handelt es sich um eine Skulptur, ist deren Aufstel-
lung im Raum, vielleicht im Zusammenhang mit anderen
Figuren von Interesse, dasselbe gilt für Möbel usw. Auch
diese Aufnahmen dienen einmal dem Museum, in dem sie
eine bestimmte, chronologisch zu fixierende Aufstel-
lungsweise wiedergeben und zum anderen der Polizei, wo
sie bei Diebstahl zum Bemerken und unter Umständen zur
raschen Aufklärung helfen können.
Wir haben gesehen, daß das Dokumentationsfoto seine
unentbehrlichen Dienste 1. als Hilfsmittel der Museumsin-
ventarisation und 2. als Identifizierungshilfe bei Diebstahl
leisten kann.
Wo und in welchen Zusammenhang werden nun Negativ
und seine Vergrößerung, unser Dokumentationsfoto also,
am sinnvollsten, arbeitssparendsten und effektivsten ver-
wahrt?
Hier die Möglichkeit einer kleinen, nach den Gesichts-
punkten der Arbeitsrentabilität und schnellen Übersicht-
lichkeit aufgebauten Museumsfotothek als unser Vor-
schlag. Die Arbeitsgänge bilden eine zeitliche Abfolge.

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