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Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Inventarisation, Dokumentation und Pflege von Museumsgut — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 1: München: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, 1978

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Kuhn- Wengenmayr, Annemarie: Fotographische Dokumentation im Museum
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70268#0019
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Arbeitsgang 1:
Negative und Vergrößerungen liegen vor dem Bearbeiter.
Beschriftung der Vergrößerungen: Objektbezeichnung
und Inventarnummer des Museums, z. B. Krug, Ansbacher
Fayence, Mus. Inv. Nr. 855
Arbeitsgang 2:
Inventarisierung des Negativs, d.h. die Negative erhalten
im Fotoinventarbuch eine fortlaufende Nummer, die sich
zusammensetzt aus 3 Zahlen, 1. der Zahl des Inventarisa-
tionsjahres, 2. der Inventarnummer des Negativs und 3. der
Neg. Nummer des Filmes also z.B.: 1977/335/1. Daneben
werden ins Fotoinventarbuch Objektbezeichnung und In-
ventarnummer des Museums geschrieben.
Arbeitsgang 3:
Auf die Vergrößerung werden die Fotoinventarnummern
geschrieben, so daß auf dem Foto folgende Angaben ste-
hen: Krug, Ansbacher Fayence, 18. Jh. Inv. Nr. 855; KB
1977/335/1
Arbeitsgang 4:
diese Beschriftung wird in die Negativtasche eingetragen
(siehe beiliegendes Muster)
so erscheint auf Foto und Negativ, im Fotoinventarbuch
und auf der Museumsinventarkarte bzw. dem Museumsin-
ventarverzeichnis dieselbe Beschriftung.
Sollte man den Wunsch haben, die Museumsobjekte in ei-
ner kleinen Fotosammlung zur Hand zu haben, was sehr
wünschenswert wäre, müßte die gesamte Beschriftung
neben, unter oder über das montierte Foto geschrieben
werden. Die Fotos können dann unabhängig von ihrer In-
ventarisationsnummer nach allen gewünschten Zusam-
menhängen geordnet werden, sei es nach der Führungsli-
nie, sei es nach Gattungen. Ebenso sind Ergänzungen
durch weitere Aufnahmen zu einem Objekt jederzeit mög-
lich.
Der Weg vom Negativ zur Vergrößerung und umgekehrt ist
jederzeit nach und von beiden Seiten gangbar, Negative
und Fotos sind immer auffindbar.
Und noch eines: Negative müssen, um eine maximale Le-
bensdauer zu erreichen, sachgerecht gelagert werden,
d. h. 1. dunkel, 2. kühl, 3. im Zusammenhang mit möglichst
wenig Papier - deshalb am besten Pergamintüten.
Es ist also gut, wenn sie in Schachteln oder am besten in
einem Metallschrank ihrer Nummernfolge nach geordnet
werden; findet man noch einen kühlen Platz, ca. 16 Grad,
wären die Bedingungen optimal. Die Vergrößerungen ver-
gilben im Licht und wellen sich unter Hitzeeinwirkung;
montiert auf Pappe im Fotoband oder Fotokasten sind sie
ausreichend gesichert. Ein gut fixiertes und gewässertes
Schwarz-Weiß-Negativ kann eine Lebensdauer von ca. 60

Jahren erreichen, ein Farbnegativ wird ohne Farbverände-
rungen kaum 30 Jahre alt. Damit möchte ich noch einmal
kurzzum Thema der Farbfotographie kommen. Sie hat die
Nachteile 1. der Farbveränderung bei der Aufnahme, 2. der
Farbveränderung bei der Entwicklung, 3. der Farbverände-
rung bei der Transponierung auf Papier und 4. der zeitlich
bedingten laufenden Farbveränderung. Dazu kommen die
hohen Kosten. Also hohe Kosten und geringe Objektge-
rechtigkeit bei den Kleinbildaufnahmen. Uns erscheint die
Farbfotographie für den Zweck der Dokumentation im Mu-
seum als noch zu sehr in der Entwicklung begriffen, um mit
ihr sinnvoll arbeiten zu können.
Die Herstellung von Dokumentationsfotos als Hilfe zur In-
ventarisation des Museumsbestandes und als Hilfe zur
Identifizierung bei Diebstahl erweist sich. Diese Aufgaben
kann ein geschickter und eingearbeiteter Amateurfoto-
graf, der Freude an der Sache und Interesse am Kunstwerk
hat, durchaus bewältigen. Wir würden hier als geeignete
Kameras die Spiegelreflexkameras und außerdem einfach
zu handhaben sind die kleine Rolleiflex-Kleinbildkamera
mit eingebautem Belichtungsmesser (Preis ca. DM 700,-)
oder die Asahi-Pentax-Kleinbildkamera, ebenfalls ca. DM
700,- empfehlen können. Zusatzobjektive sind unnötig,
wohl aber ein Stativ, eventuell Marke Gitzo mit einfachem
Kugelkopf, ca. DM 100,-.
Mit beiden Kameras können auch Dias hergestellt werden.
Das Filmmaterial richtet sich nach den Lichtumständen,
eine Beratung im Fotogeschäft und etwas Erfahrung sind
dabei notwendig. Im übrigen sind wir gerne zu Auskünften
bereit.
Natürlich gibt es wesentlich teuerere Kameras; die ge-
nannten dürften die Aufgaben der Dokumentationsauf-
nahme, des Arbeitsfotots innerhalb des Museums erfüllen.
Die Aufnahme nun, die als klischeefähige Vorlage für Pu-
blikationen bestimmt ist, sollte in der Regel von Berufsfo-
tografen mit größeren Kameras, etwa der großen 6:6-Rol-
lei oder der 9:12 Linhoff oder Hasselblatt ausgeführt wer-
den. In Publikation hätte dann auch die Farbabbildung, de-
ren Grundlage ein einwandfreies 9:12-Ektachrom wäre, ih-
ren Platz.
Aber auch hier gilt als oberster Grundsatz: keine Gefähr-
dung der Museumsgegenstände durch Lampenhitze,
starke Helligkeit und weitestgehende Objekttreue. Jeder
Fotograf hat den Gegenstand mit den Mitteln der ihm zur
Verfügung stehenden Technik sachgerecht wiederzuge-
ben; auf Interpretation, in welchem Zusammenhang auch
immer, hat er zu verzichten. Man kann auch mit der Kamera
schönen, verfälschen, lügen; das soll vermieden werden,
im Interesse der Sammlungsgegenstände, deren Wert im
objektiven Foto am klarsten erkennbar wird.
Annemarie Kuhn-Wengenmayr

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