fußenden Gutachterfunktion hat sich jede Außenstelle auch
mit wissenschaftlichen Fragestellungen auseinanderzuset-
zen. Zur schnellen Vorinformation der Wissenschaft, aber
auch der breiten Öffentlichkeit nahm R. Christlein deshalb
die jahrzehntelang in den Bayerischen Vorgeschichtsblättern
erschienenen, dann aber leider eingestellten Fundberichte
wieder auf. Als erster Regierungsbezirk Bayerns konnte 1974
Niederbayern eine eigene Fund- und Ausgrabungschronik in
den Jahresberichten des Historischen Vereins von Nieder-
bayern vorweisen.
Rainer Christlein widmete sich aber auch längerfristigen For-
schungsvorhaben. 1976 stieß er bei Ausgrabungen nahe Ai-
terhofen (Lkr. Straubing-Bogen) auf einen viereckigen,
umhegten Platz der Hallstattzeit. Er erschien damals, wie
noch aus dem bald darauf erschienenen Vorbericht zu erse-
hen, als eine Seltenheit. Die beginnende Luftbildprospektion
Niederbayerns bewies aber bald, daß die von Palisaden und
Gräben viereckig umgebenen Gehöfte der Hallstattzeit ein
regelhaft vorkommender Siedlungstyp sind. Christlein war
bestrebt, diesen in seiner Bedeutung erst jetzt erkannten
Siedlungstyp zu erforschen. Er leitete deshalb weitere Aus-
grabungen in die Wege. Seiner Anregung folgend, unter-
suchte P. Wells die Grabenanlage von Lands-
hut-Hascherkeller. Ein gemeinsamer Vorbericht erschien
1979. Später folgten Ausgrabungen in den hallstattzeitlichen
Viereckanlagen von Niedererlbach (Lkr. Landshut) und Lin-
zing (Lkr. Deggendorf), um nur die wichtigsten zu nennen.
Der Tod verhinderte, daß sich Rainer Christlein weiter mit die-
sem Thema beschäftigen konnte.
Ein weiterer Schwerpunkt seines Interesses waren die Über-
gangsphasen zwischen verschiedenen Kulturepochen. Als
sich die Notwendigkeit ergab, in Künzing und Passau, später
dann auch in Straubing, Ausgrabungen in Objekten der
Übergangszeit zwischen Spätantike und Mittelalter vorzu-
nehmen, führte dies zu neuen Erkenntnissen über diese vor-
her archäologisch wie auch historisch so dunkle Epoche.
Leider verhinderte auch hier Christleins früher Tod, daß über
diese bedeutenden Forschungen mehr als ein paar kurze
Vorberichte erschienen. Dasselbe gilt für die Zeit zwischen
dem Ende der Oppidazivilisation und dem Beginn der Rö-
merherrschaft: auch hier war es ihm nicht vergönnt, mehr als
einen ersten, zusammenfassenden Überblick zu veröffentli-
chen. Von den Plänen, sich mit den in den letzten Jahren so
reichlich ans Tageslicht gekommenen Funden aus der baju-
warischen Frühzeit zu beschäftigen, gelangten nur wenige
Notizen in verschiedene Publikationen. Aus dem Bereich der
Außenstelle Landshut sei hier vor allem an den Bestattungs-
platz von Staubing (Lkr. Kelheim) mit seiner Holzkirche und
an den außerordentlich wichtigen Reihengräberfriedhof von
Straubing — Alburg erinnert.
Eine archäologische Außenstelle des Bayer. Landesamtes für
Denkmalpflege hat aber nicht nur die Aufgabe, Ausgrabun-
gen durchzuführen und wissenschaftlich auszuwerten, sie
muß Sinn und Ergebnis ihrer Arbeit auch einem möglichst
breiten Publikum vermitteln. Die Öffentlichkeitsarbeit ist da-
her ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit der Außenstelle.
Bei den meisten Bodendenkmälern ist ja die Schutzwürdig-
keit, im Gegensatz zu vielen Baudenkmälern, nicht so ohne
weiteres einsichtig: einen Acker als archäologisches Schutz-
gebiet auszuweisen, auf dem über der Erde rein gar nichts
zu sehen ist, kann bei einer uninformierten Bevölkerung auf
Unverständnis und damit auf Ablehnung stoßen. Erst wenn
deutlich gemacht wurde, welche bedeutenden, historischen
Zeugnisse sich gerade hier unsichtbar im Boden befinden,
werden zumindest die Einsichtigen den Wert einer Schutz-
vorschrift erkennen.
Erster Ansprechpartner für die Information der Öffentlichkeit
ist die Presse, und wohl jeder Denkmalpfleger ist hier um ei-
ne gute Zusammenarbeit bemüht. Rainer Christlein hat es
darüber hinaus glänzend verstanden, selbst komplizierte
archäologische Sachverhalte ohne falsche Vereinfachung ei-
nem Laienpublikum zu erklären. Dies gilt für sein Buch „Die
Alamannen. Archäologie eines lebendigen Volkes" wie für
den zusammen mit 0. Braasch verfaßten Bildband „Das un-
terirdische Bayern", ein Buch, das gerade in Niederbayern
sehr viel Verständnis für die Bodendenkmalpflege geweckt
hat. Ein weiteres Buch über die mittelalterlichen Burgen und
Burgställe Altbayerns gelangte leider nicht über die Konzep-
tion hinaus. Zu diesen Glanzpunkten populärwissenschaftli-
cher Berichterstattung gehörte auch die dreiteilige
Fernsehsendung „...daß Jahrtausende nicht spurlos vor-
übergehen", die Christlein 1982 zusammen mit Frau G. Die-
polder für das 3. Programm des Bayerischen Fernsehens
redigierte. Während seiner Zeit in Niederbayern verfaßte
Christlein darüber hinaus eine ganze Reihe kleinerer Aufsät-
ze im lokalen Schrifttum, die sich auch an ein breiteres Publi-
kum wandten. Bezirksheimatpfleger Hans Bleibrunner stellte
ihm dazu mit den „Beilagen zum amtlichen Schulanzeiger"
das ideale Publikationsorgan zur Verfügung. Daneben er-
schienen Artikel in den Verhandlungen des Historischen Ver-
eins von Straubing oder im Storchenturm.
Ebenso wie die Publikationen waren für Christlein die Vorträ-
ge ein gern genutztes Mittel, um die Öffentlichkeit über den
Zweck der Bodendenkmalpflege zu informieren. Schon bald
hatten seine Diaabende einen großen Zulauf, ja manche Re-
ferate mußten wegen des Publikumsandrangs wiederholt
werden. Diese Bemühungen erreichten, daß heute die
archäologische Denkmalpflege im Bewußtsein weiter Kreise
Niederbayerns fest verankert ist und auch bei den Behörden
freundliche Unterstützung findet. Allen voran ist hier der Be-
zirkstag von Niederbayern mit seinem Präsidenten S. Schenk
und Bezirksheimatpfleger H. Bleibrunner zu nennen.
In den letzten Jahren seit 1980, in denen die Außenstelle
Landshut des Bayer. Landesamtes für Denkmalpflege unter
der Leitung des Verfassers dieser Zeilen stand, hat sich das
Tätigkeitsfeld auf den von Rainer Christlein gebahnten We-
gen weiter entwickelt. Als besonderer Vorteil hat sich die der
Außenstelle angeschlossene, für ganz Bayern zuständige
Luftbildstelle erwiesen. Bei der täglichen Arbeit ist jederzeit
ein Zugriff zu den heute ca. 150.000 Photos des Luftbildarchi-
ves möglich. Dies ist nicht nur bei der Erstellung von Gutach-
ten und der Vorbereitung von Ausgrabungen von Nutzen,
sondern ermöglicht auch die direkte Zusammenarbeit von
ehrenamtlichen Helfern und dem Luftbildarchäologen. Diese
Zusammenarbeit hat sich bei der archäologischen Landes-
aufnahme Niederbayerns als äußerst nützlich erwiesen. Die
Zahl der jährlich neu entdeckten archäologischen Fundstel-
len ist so weiterhin im Ansteigen begriffen. Um diese ständig
zunehmende Zahl der in Archiven der Außenstelle gespei-
cherten archäologischen Daten für den täglichen Gebrauch
besser aufzuschließen, wurde damit begonnen, die in dem
Orts-, Ausgrabungs- und Luftbildarchiv enthaltenen Daten
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mit wissenschaftlichen Fragestellungen auseinanderzuset-
zen. Zur schnellen Vorinformation der Wissenschaft, aber
auch der breiten Öffentlichkeit nahm R. Christlein deshalb
die jahrzehntelang in den Bayerischen Vorgeschichtsblättern
erschienenen, dann aber leider eingestellten Fundberichte
wieder auf. Als erster Regierungsbezirk Bayerns konnte 1974
Niederbayern eine eigene Fund- und Ausgrabungschronik in
den Jahresberichten des Historischen Vereins von Nieder-
bayern vorweisen.
Rainer Christlein widmete sich aber auch längerfristigen For-
schungsvorhaben. 1976 stieß er bei Ausgrabungen nahe Ai-
terhofen (Lkr. Straubing-Bogen) auf einen viereckigen,
umhegten Platz der Hallstattzeit. Er erschien damals, wie
noch aus dem bald darauf erschienenen Vorbericht zu erse-
hen, als eine Seltenheit. Die beginnende Luftbildprospektion
Niederbayerns bewies aber bald, daß die von Palisaden und
Gräben viereckig umgebenen Gehöfte der Hallstattzeit ein
regelhaft vorkommender Siedlungstyp sind. Christlein war
bestrebt, diesen in seiner Bedeutung erst jetzt erkannten
Siedlungstyp zu erforschen. Er leitete deshalb weitere Aus-
grabungen in die Wege. Seiner Anregung folgend, unter-
suchte P. Wells die Grabenanlage von Lands-
hut-Hascherkeller. Ein gemeinsamer Vorbericht erschien
1979. Später folgten Ausgrabungen in den hallstattzeitlichen
Viereckanlagen von Niedererlbach (Lkr. Landshut) und Lin-
zing (Lkr. Deggendorf), um nur die wichtigsten zu nennen.
Der Tod verhinderte, daß sich Rainer Christlein weiter mit die-
sem Thema beschäftigen konnte.
Ein weiterer Schwerpunkt seines Interesses waren die Über-
gangsphasen zwischen verschiedenen Kulturepochen. Als
sich die Notwendigkeit ergab, in Künzing und Passau, später
dann auch in Straubing, Ausgrabungen in Objekten der
Übergangszeit zwischen Spätantike und Mittelalter vorzu-
nehmen, führte dies zu neuen Erkenntnissen über diese vor-
her archäologisch wie auch historisch so dunkle Epoche.
Leider verhinderte auch hier Christleins früher Tod, daß über
diese bedeutenden Forschungen mehr als ein paar kurze
Vorberichte erschienen. Dasselbe gilt für die Zeit zwischen
dem Ende der Oppidazivilisation und dem Beginn der Rö-
merherrschaft: auch hier war es ihm nicht vergönnt, mehr als
einen ersten, zusammenfassenden Überblick zu veröffentli-
chen. Von den Plänen, sich mit den in den letzten Jahren so
reichlich ans Tageslicht gekommenen Funden aus der baju-
warischen Frühzeit zu beschäftigen, gelangten nur wenige
Notizen in verschiedene Publikationen. Aus dem Bereich der
Außenstelle Landshut sei hier vor allem an den Bestattungs-
platz von Staubing (Lkr. Kelheim) mit seiner Holzkirche und
an den außerordentlich wichtigen Reihengräberfriedhof von
Straubing — Alburg erinnert.
Eine archäologische Außenstelle des Bayer. Landesamtes für
Denkmalpflege hat aber nicht nur die Aufgabe, Ausgrabun-
gen durchzuführen und wissenschaftlich auszuwerten, sie
muß Sinn und Ergebnis ihrer Arbeit auch einem möglichst
breiten Publikum vermitteln. Die Öffentlichkeitsarbeit ist da-
her ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit der Außenstelle.
Bei den meisten Bodendenkmälern ist ja die Schutzwürdig-
keit, im Gegensatz zu vielen Baudenkmälern, nicht so ohne
weiteres einsichtig: einen Acker als archäologisches Schutz-
gebiet auszuweisen, auf dem über der Erde rein gar nichts
zu sehen ist, kann bei einer uninformierten Bevölkerung auf
Unverständnis und damit auf Ablehnung stoßen. Erst wenn
deutlich gemacht wurde, welche bedeutenden, historischen
Zeugnisse sich gerade hier unsichtbar im Boden befinden,
werden zumindest die Einsichtigen den Wert einer Schutz-
vorschrift erkennen.
Erster Ansprechpartner für die Information der Öffentlichkeit
ist die Presse, und wohl jeder Denkmalpfleger ist hier um ei-
ne gute Zusammenarbeit bemüht. Rainer Christlein hat es
darüber hinaus glänzend verstanden, selbst komplizierte
archäologische Sachverhalte ohne falsche Vereinfachung ei-
nem Laienpublikum zu erklären. Dies gilt für sein Buch „Die
Alamannen. Archäologie eines lebendigen Volkes" wie für
den zusammen mit 0. Braasch verfaßten Bildband „Das un-
terirdische Bayern", ein Buch, das gerade in Niederbayern
sehr viel Verständnis für die Bodendenkmalpflege geweckt
hat. Ein weiteres Buch über die mittelalterlichen Burgen und
Burgställe Altbayerns gelangte leider nicht über die Konzep-
tion hinaus. Zu diesen Glanzpunkten populärwissenschaftli-
cher Berichterstattung gehörte auch die dreiteilige
Fernsehsendung „...daß Jahrtausende nicht spurlos vor-
übergehen", die Christlein 1982 zusammen mit Frau G. Die-
polder für das 3. Programm des Bayerischen Fernsehens
redigierte. Während seiner Zeit in Niederbayern verfaßte
Christlein darüber hinaus eine ganze Reihe kleinerer Aufsät-
ze im lokalen Schrifttum, die sich auch an ein breiteres Publi-
kum wandten. Bezirksheimatpfleger Hans Bleibrunner stellte
ihm dazu mit den „Beilagen zum amtlichen Schulanzeiger"
das ideale Publikationsorgan zur Verfügung. Daneben er-
schienen Artikel in den Verhandlungen des Historischen Ver-
eins von Straubing oder im Storchenturm.
Ebenso wie die Publikationen waren für Christlein die Vorträ-
ge ein gern genutztes Mittel, um die Öffentlichkeit über den
Zweck der Bodendenkmalpflege zu informieren. Schon bald
hatten seine Diaabende einen großen Zulauf, ja manche Re-
ferate mußten wegen des Publikumsandrangs wiederholt
werden. Diese Bemühungen erreichten, daß heute die
archäologische Denkmalpflege im Bewußtsein weiter Kreise
Niederbayerns fest verankert ist und auch bei den Behörden
freundliche Unterstützung findet. Allen voran ist hier der Be-
zirkstag von Niederbayern mit seinem Präsidenten S. Schenk
und Bezirksheimatpfleger H. Bleibrunner zu nennen.
In den letzten Jahren seit 1980, in denen die Außenstelle
Landshut des Bayer. Landesamtes für Denkmalpflege unter
der Leitung des Verfassers dieser Zeilen stand, hat sich das
Tätigkeitsfeld auf den von Rainer Christlein gebahnten We-
gen weiter entwickelt. Als besonderer Vorteil hat sich die der
Außenstelle angeschlossene, für ganz Bayern zuständige
Luftbildstelle erwiesen. Bei der täglichen Arbeit ist jederzeit
ein Zugriff zu den heute ca. 150.000 Photos des Luftbildarchi-
ves möglich. Dies ist nicht nur bei der Erstellung von Gutach-
ten und der Vorbereitung von Ausgrabungen von Nutzen,
sondern ermöglicht auch die direkte Zusammenarbeit von
ehrenamtlichen Helfern und dem Luftbildarchäologen. Diese
Zusammenarbeit hat sich bei der archäologischen Landes-
aufnahme Niederbayerns als äußerst nützlich erwiesen. Die
Zahl der jährlich neu entdeckten archäologischen Fundstel-
len ist so weiterhin im Ansteigen begriffen. Um diese ständig
zunehmende Zahl der in Archiven der Außenstelle gespei-
cherten archäologischen Daten für den täglichen Gebrauch
besser aufzuschließen, wurde damit begonnen, die in dem
Orts-, Ausgrabungs- und Luftbildarchiv enthaltenen Daten
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