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Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege / Aussenstelle Landshut [Contr.]; Engelhardt, Bernd [Oth.]
Archäologische Denkmalpflege in Niederbayern: 10 Jahre Aussenstelle des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege in Landshut (1973 - 1983) — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 26: München: Lipp, 1985

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kommt ihnen eine wichtige Rolle zu, wenn es gilt, die Aus-
dehnung einer Siedlung festzulegen. Dies ist auch in Kün-
zing der Fall, wo zwar das mittelkaiserzeitliche Kastell2, nicht
aber der umfangreiche Vicus hinreichend untersucht sind3.
Die Fundstelle der Gräber liegt in einem Neubaugebiet süd-
lich des ehemaligen Kastells (Abb. 1) auf Flur Nr. 492, Parzel-
le 12. Dort war im Augenblick der Entdeckung der Humus
bereits zum größten Teil maschinell entfernt und eine Bau-
grube in den anstehenden Löß ausgehoben worden. Neben
zahlreichen Streufunden der Urnenfelderkultur fanden sich
auch die Reste zerstörter, römischer Brandgräber (Abb. 2 A)
und auf dem Abraumhaufen ein verlagertes, aber noch voll-
ständiges Grab (Abb. 2 B; 3 A). Eine östlich an den Neubau
anschließende Notbergung erbrachte nur noch die klägli-
chen Reste von fünf Bestattungen (Abb. 3 B—E).
Dennoch reicht der Befund aus, um hier südlich des Kastel-
les ein zweites, mittelkaiserzeitliches Brandgräberfeld in
Künzing zu lokalisieren, das auch als Grenze für den Vicus
in Anspruch genommen werden kann und eine Straße an-
deutet, die, ausgehend von der Porta decumana, nach Sü-
den oder Südosten verläuft.
Die chronologische Einordnung der Grabfunde erfolgt über
die Terra sigillata4 und ergibt ein relativ einheitliches Bild. Es
überwiegen Stücke aus Rheinzabern, deren Import nach der
Mitte des 2. Jahrhunderts anzusetzen ist. Mittel- und ostgalli-
sche Ware gelangt allenfalls bis ca. 180 n. Chr. in den ostrae-
tischen Raum. Präziser datieren läßt sich die Schüssel Drag.
37 des Primitivus I aus Rheinzabern (Abb. 3 B, 2), die dem
ersten Drittel des 3. Jahrhunderts zuzuordnen ist.

Das Grab Abb. 2 B; 3 A ist zunächst durch den Teller Drag.
32 datiert (Abb. 2 B, 10), der ab ca. 180 n. Chr. bis in die zwei-
te Hälfte des 3. Jahrhunderts in Rheinzabern produziert wur-
de. Eine noch genauere zeitliche Bestimmung erlaubt der
Faltenbecher Abb. 2 B, 11, dessen Vorbild schwarz engobier-
te Becher des Typs Niederbieber 33 c sind. Diese Form tritt
erst mit dem 3. Jahrhundert auf. Eine obere Grenze für die
Datierung des Gräberfeldes liefert die Zerstörung des Ka-
stells und Vicus durch die Germanen nach 240.
Auch die übrigen Kleinfunde widersprechen einer Datierung
in die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte
des 3. Jahrhunderts nicht5.
Natürlich zeigt der hier vorgelegte kleine Ausschnitt aus dem
sicher größeren Gräberfeld nicht das ganze zeitliche Spek-
trum der Nekropole.
Das Baisamarium Abb. 2 B, 4 charakterisiert den Grabfund
Abb. 2 B; 3 A als Bestattung einer Frau. Weitere Aussagen
über Geschlecht, Alter und soziale Stellung der Bestatteten
sind nicht möglich6.
Umfangreiche Ausgrabungen im Bereich des Südvicus er-
brachten 1978 und 1979 den Nachweis einer Handwerker-
siedlung, deren Siedlungsniederschläge zum Gräberfeld hin
merklich ausdünnen. Eine umfassende Analyse der Entwick-
lung der Künzinger Zivilsiedlung läßt sich erst anläßlich der
Veröffentlichung dieser Grabungen geben. Es kann aber vor-
weggenommen werden, daß sich anscheinend Wohn- und
Gewerbeviertel unterscheiden lassen und daß eine Verschie-
bung der Siedlungsschwerpunkte vom 1. bis zum 3. Jahrhun-
dert und auch später archäologisch faßbar wird.

Katalog

Die Durchnumerierung im Katalog entspricht der der Abbil-
dungen.
Funde, deren Ordnungszahl im Katalog eingeklammert sind,
werden nicht abgebildet.
Die Farbbestimmung der Keramik (wenn nichts anderes an-
gegeben, handelt es sich um scheibengedrehte Ware) erfolgt
nach den Angaben in Schwaneberger Farbenführer (27.
Auflage).
Die Magerung wird in drei Stufen angegeben:
fein = Magerung mit bloßem Auge nicht
kenntlich
mittelgrob = Magerung durch Quarzsand bis zu 1 mm
0
grob = Magerung durch Quarzsand über 1 mm
0
Abgekürzt werden:
TS = Terra sigillata
Rst = Randstück
Wst = Wandstück
Bst = Bodenstück
sek. verbr. = sekundär verbrannt

Die Funde werden in der Prähistorischen Staatssammlung
München aufbewahrt. Zur Zeit der Bearbeitung waren sie
noch nicht inventarisiert.
Lesefunde aus beim Hausbau zerstörten Gräbern Abb. 2 A
1) Eisennagel mit Feuerpatina
2) Bst Glasgefäß, wassergrün
(3 ) Glasschmelz, wassergrün
4) Rst TS Drag. 33, Rheinzabern
(5) Wst TS Drag. 31, mittel-ostgallisch, sek. verbr.
(6) 2 Rst, Wst TS Drag. 32, Rheinzabern, sek. verbr.
(7) Wst TS Drag. 36, mittel-ostgallisch
(8) Wst TS Drag. 37, Rheinzabern, sek. verbr.
9) Bst einer Dreifußschüssel, grauschwarz, mittel
(10) Wst Reibschüssel, orange, fein, sek. verbr.
(11) 2 Rst, 3 Wst Teller, orange, fein, rotorange engo-
biert, sek. verbr.
12) Rst Teller, orange, fein, rotorange engobiert, sek.
verbr.
13) Rst Teller, orange, fein, rotorange engobiert
14) Rst Topf mit einziehendem Kolbenrand, schwarz-
braun, mittel
(15) Leichenbrand

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