268 Zwölfter Abschnitt.
Caprea, jezt Capri genannt, und der Vesuv. Alles
dieses vereinigt, bildet ein Ganzes, das jede Be-
schreibung übcrtrift. Man vergißt in den ersten Ta-
gen seines Hierseyns Künste und Menjchen, und ist
ganz allein mit der leblosen Natur beschäftigt.
Der Charakter der Neapolitaner hat viel eigenes,
und ist besonders von dem Charakter ihrer nächsten
Nachbarn, der Römer, außerordentlich verschieden,
daher sie sich auch einander von ganzem Herzen
hassen; die leztcrn treiben diesen Haß vorzüglich
weit, der selbst die klügsten und sanftmüthigsten
Menschen beherrscht, die den Neapolitanern durch-
aus in keinem Falle Gerechtigkeit wollen wiederfah-
rcn lassen.
Unstreitig ist diese Nation die unaufgeklärteste in
Italien, daher sie auch die andächtigste, oder eigent-
lich zu reden , die am meisten abergläubige ist. Es
ist wohl kein mehr sicherer Criterion der Cultur eines
Volks, als das Maas dieser sogenannten Andacht.
Man betrachte aus diesem Gesichtspunkt alle Länder
und Provinzen in Europa, die protestantischen ja
nicht ausgenommen, so wird man die Bestätigung
dieses Satzes finden.
Ein Chinefer, der, ohne Europa zu kennen, von
Rom nach Neapel käme, würde nimmermehr glau-
ben , daß beide Städte ganz eincrley Religion ha-
ben , noch weniger daß der Hauptsiz derfelben in
derjenigen von beiden fey, die sich bey allen AndachtS-
übungen am laulichstcn zeigt. Denn warlich im Ver-
gleich mit den Neapolitanern sind die Römer Frey-
denker. Die Processionen sind in Neapel auch weit
häufiger
Caprea, jezt Capri genannt, und der Vesuv. Alles
dieses vereinigt, bildet ein Ganzes, das jede Be-
schreibung übcrtrift. Man vergißt in den ersten Ta-
gen seines Hierseyns Künste und Menjchen, und ist
ganz allein mit der leblosen Natur beschäftigt.
Der Charakter der Neapolitaner hat viel eigenes,
und ist besonders von dem Charakter ihrer nächsten
Nachbarn, der Römer, außerordentlich verschieden,
daher sie sich auch einander von ganzem Herzen
hassen; die leztcrn treiben diesen Haß vorzüglich
weit, der selbst die klügsten und sanftmüthigsten
Menschen beherrscht, die den Neapolitanern durch-
aus in keinem Falle Gerechtigkeit wollen wiederfah-
rcn lassen.
Unstreitig ist diese Nation die unaufgeklärteste in
Italien, daher sie auch die andächtigste, oder eigent-
lich zu reden , die am meisten abergläubige ist. Es
ist wohl kein mehr sicherer Criterion der Cultur eines
Volks, als das Maas dieser sogenannten Andacht.
Man betrachte aus diesem Gesichtspunkt alle Länder
und Provinzen in Europa, die protestantischen ja
nicht ausgenommen, so wird man die Bestätigung
dieses Satzes finden.
Ein Chinefer, der, ohne Europa zu kennen, von
Rom nach Neapel käme, würde nimmermehr glau-
ben , daß beide Städte ganz eincrley Religion ha-
ben , noch weniger daß der Hauptsiz derfelben in
derjenigen von beiden fey, die sich bey allen AndachtS-
übungen am laulichstcn zeigt. Denn warlich im Ver-
gleich mit den Neapolitanern sind die Römer Frey-
denker. Die Processionen sind in Neapel auch weit
häufiger