INIGE zum Teil nicht vorauszusehende Um-
stände haben das Zustandekommen der vor-
liegenden Monographie in ganz besonderer
Weise erschwert1).
Die erste Schwierigkeit lag darin, dass
von vorneherein, wie bei L. B. Alberti, man
genötigt war, sie auf die in Toscana ge-
legenen Werke zu beschränken. An diese knüpfte sich die
zweite noch grössere dass die in Toscana befindlichen Werke
stilistisch nur die Hälfte etwa des architektonischen Schaffens
Michelangelos zu bilden scheinen. H. v. Stegmann glaubte, dass
es kaum möglich sei, auf Grund dieser allein eine genügende
Darstellung der Kunstentwickelung eines so ausserordentlichen
Meisters zu geben. Er hatte sich daher, zur Zeit als ich in
keinerlei Beziehung mehr zum Toscanawerke stand, entschlossen
die Monographie Michelangelos auszuscheiden.2) Die Hoffnung
mit der Verlagsanstalt eine Gesamtdarstellung des Schaffens des
mächtigen Meisters in Toscana und Rom veröffentlichen zu können,
schien ferner diesen Entschluss zu berechtigen.
Als nach dem Hinscheiden meines verehrten früheren Mit-
arbeiters die Vollendung des Toscanawerks mir anvertraut wurde,
drängte mich eine innere Stimme diese Erage nochmals zu prüfen.
So sehr jener Entschluss mir begreiflich war, so konnte ich mich
doch nicht der Thatsache verschliessen, dass die Schöpfungen
Michelangelos einen einzig dastehenden Teil der Werke der Re-
naissance in Toscana bilden, und dass die Erwartung des Publi-
kums diese hier zu finden, daher eine berechtigte sei3).
Infolge der Thatsache, dass in neuerer Zeit zahlreiche Ver-
fasser die Thätigkeit des grossen Meisters von der biographischen,
historischen, literarischen und dokumentarischen Seite behandelt
haben, glaubte ich einen Mittelweg zu sehen, der den Freunden
des Toscanawerkes hauptsächlich dasjenige bieten würde, welches
in den anderen Werken nicht zu finden ist und in solcher Weise
ihren berechtigten Erwartungen Rechnung tragen zu können.
Dieser Vorschlag fand bei der Verlagsanstalt die bereit-
willigste Aufnahme, vorausgesetzt, dass die mir für die Voll-
endung des Werkes zur Verfügung gestellte Zahl von Tafeln und
und Seiten nicht überschritten werde.4) Nach zahllosen Abkür-
1) Die vorliegende Monographie ist von H. v. Geymüller zusammengestellt
und verfasst worden.
2) Dieser Entschluss wurde seinerzeit den Subskribenten durch die Ver-
lagsanstalt mitgeteilt.
3) Ohne die Werke Michelangelos, sowie ihren Einfluss ins Auge zu fassen,
schien es mir ferner nicht möglich, in dem durchaus notwendigen abschliessen-
den Gesamtüberblick den Charakter der Architektur der Renaissance in Tos-
cana, ferner deren Entwickelung und Einfluss nach aussen hin zu schildern. Ohne
Architektur der Renaissance in Toscana. Michelagnolo Buonarroti.
eine solche vergleichende Würdigung wäre die Stellung der einzelnen Meister
zu einander keine klare geworden und ohne die Werke Michelangelos wäre das
Verständnis derer von Meistern wie Vasari und Ammanati zu sehr erschwert.
4) Hier traten mir drei weitere Hindernisse entgegen. Mit Ausnahme des
von mir gesammelten und auf den Tafeln i, 2 und 3 bereits veröffentlichten
Materials, hatte II. v. Stegmann weder Aufnahmen noch andere Vorarbeiten hinter-
lassen. Ferner war keine Zeit vorhanden, um nach neuem Quellenmaterial zu
forschen und ich musste mich mit demjenigen begnügen, welches ich vor vielen
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