VARIA
Albert Boesten-Stengel
LEONARDOS DA VINCI WENDE
IN DER SCHLACHT BEI ANGHIARI:
POETIK UND GENETISCHE KRITIK
DER ZEICHNERISCHEN ENTWÜRFE
In der Ausstellung Europa in der Renaissance (1.8.-27.11.2016) des
Schweizer Landesmuseums in Zürich war die von mir konzipierte und
unter meiner Regie durch das Studio xkopp in Berlin erstellte digitale
Animation zu sehen. In bewegten Bildern ohne Worte koordiniert sie die
Suchbewegung des Kunsthistorikers, der erprobt, wie die originalen Skiz-
zen zusammenpassen, und die an den Skizzen ablesbaren Entwurfs schritte
des Künstlers. In ihnen sind Veränderungen der Positionen und Posen be-
stimmter zeichnerischer Protagonisten so zu verfolgen, als sähen wir, wie
sie sich im Blattraum bewegten, gleichsam handelten und die schließlich
auszuführende Szene daraus hervorginge. Die Animation rekonstruiert
nicht das Aussehen des unvollendeten und nachmals zerstörten Wand-
bilds im Florentiner Palazzo Vecchio nach den unsicheren Bezeugungen
durch Kopien fremder Hand, sondern das von Leonardo beabsichtigte Werk
aus dem Zeichenvorgang. *
TOPOS DES UNGLÜCKLICH UNVOLLENDETEN
MEISTERWERKES
Im Herbst 1503 erhielt Leonardo den Auftrag, eine der Wandflächen des
erst 1495 erbauten großen Ratssaales im Palazzo Vecchio, des institutionel-
len Zentrums der nach der Vertreibung der Medici erneuerten Republik, mit
einer Darstellung der Schlacht bei Anghiari zu schmücken. Ab Januar 1504
wurden in der Sala del Papa im Konvent von Santa Maria Novella die Vorbe-
Editorische Notiz: Der hier vorgelegte Aufsatz setzt meine Arbeit an der Animation
fort und ergänzt sie um den wissenschaftlichen Kommentar.
Albert Boesten-Stengel
LEONARDOS DA VINCI WENDE
IN DER SCHLACHT BEI ANGHIARI:
POETIK UND GENETISCHE KRITIK
DER ZEICHNERISCHEN ENTWÜRFE
In der Ausstellung Europa in der Renaissance (1.8.-27.11.2016) des
Schweizer Landesmuseums in Zürich war die von mir konzipierte und
unter meiner Regie durch das Studio xkopp in Berlin erstellte digitale
Animation zu sehen. In bewegten Bildern ohne Worte koordiniert sie die
Suchbewegung des Kunsthistorikers, der erprobt, wie die originalen Skiz-
zen zusammenpassen, und die an den Skizzen ablesbaren Entwurfs schritte
des Künstlers. In ihnen sind Veränderungen der Positionen und Posen be-
stimmter zeichnerischer Protagonisten so zu verfolgen, als sähen wir, wie
sie sich im Blattraum bewegten, gleichsam handelten und die schließlich
auszuführende Szene daraus hervorginge. Die Animation rekonstruiert
nicht das Aussehen des unvollendeten und nachmals zerstörten Wand-
bilds im Florentiner Palazzo Vecchio nach den unsicheren Bezeugungen
durch Kopien fremder Hand, sondern das von Leonardo beabsichtigte Werk
aus dem Zeichenvorgang. *
TOPOS DES UNGLÜCKLICH UNVOLLENDETEN
MEISTERWERKES
Im Herbst 1503 erhielt Leonardo den Auftrag, eine der Wandflächen des
erst 1495 erbauten großen Ratssaales im Palazzo Vecchio, des institutionel-
len Zentrums der nach der Vertreibung der Medici erneuerten Republik, mit
einer Darstellung der Schlacht bei Anghiari zu schmücken. Ab Januar 1504
wurden in der Sala del Papa im Konvent von Santa Maria Novella die Vorbe-
Editorische Notiz: Der hier vorgelegte Aufsatz setzt meine Arbeit an der Animation
fort und ergänzt sie um den wissenschaftlichen Kommentar.