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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Erholungsreife durch einen Theil des Großherzogthums
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0030
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altes Manuscript aus Sankt Georgen Berthold den Dritten von
Zäringen als Erbauer von Villingen angibt, und ein anderes ans

Ursprung von Villingen sich in die ersten Zeiten der Bevölkerung und
Kultur des Schwarzwaldes verliere."
„Es erscheint nämlich in einem Diplome des Kaisers Ludwig des
Frommen (actum Aachen, den 4ten Juni d. I. 817), worin er 47 Hofgüter
(m:ru8i), welche dem Kloster St. Gallen gehörten, von den Abgaben frei- »
spricht, welche sie den Grafen (Jnstkzbeamten) zu entrichten hatten; doch des
Ertrags unbeschadet, welcher dem kaiserlichen Fiskus davon zufloß. Unter
diesen 47 Hofgütern kommen nun auch einige zu Villingen (all klllinAns)
gelegen vor. Sie wurden von zwei Leibeigenen, Namens Wito und Heimo,
für das Kloster St. Gallen angebaut. Villingen hatte damals, wie
aus dem Diplome weiter erhellet, äusser dem Kaiser noch keinen besondern
Herrn, und lag in dem Amtsbezirke eines gewissen GraAn R u d h e r r (iu
ininisterin HrumIIurri comitis), zn dem unter andern auch Thun in gen,
Nordstetten (das heutige Einftettcn), Pforen, Speichln gen und
- Thanheim gehörten. Lollex ctiplom. Nieman, lom. I. PNA. 163."
„Wie wir oben gesehen haben, wird der Name Villingen im be-
merkten Diplome TMnAue, in der vielfachen Zahl geschrieben. In einem
andern Diplome von Kaiser Otto dem Dritten, vom Lösten März d. I.
999, heißt es Vr'kr/rAttn. In allen andern Urkunden bis zum 16ten Jahr-
hundert steht im Deutschen immer „V i l i n g e n", und im Lateinischen „Vi-
nach dieser Zeit aber änderte sich diese Schreibart in „Villingen"
oder „VillinAk" um. Da im Altdeutschen das Wort Jng ein Besitzthum,
einen Wohnsitz, Hof bedeutet, wie im Altfränkischen das Wort Heim, wo-
mit es in den Benennungen der Ortschaften häufig abwechselt, so liegt die
Bedeutung des Wortes Villingen am Tage. Denn es heißt nach der
einfachsten, natürlichsten Ableitung nichts Anderes, als viele Ingen,
d. i. viele Hose, oder mit einem Worte nach dem neuen Sprachgebrauche
Nielhofen. Diese Ableitung wird durch die älteste Schreibart dieses
Namens, „Vilingun", vollkommen bestätigt. Denn diese ist nichts Anderes,
als der alte Plural von dem einfachen „Viling". Und eben deswegen, weil
das Wort Vilingun die vielfache Zahl ausdrückt, so wurde es auch im
Lateinischen durch gegeben. Damals nämlich, wo das Wort Jng
im gemeinen Sprachgebrauche noch gang und gebe war, erkannte man die
Form Jngun sogleich für den Plural, welches späterhin, da dieses Wort
cursser Gebrauch kam, und in Ingen auöartete, nicht mehr gefühlt wurde.
Hieraus läßt sich nun die natürliche Schlußfolge ziehen, daß der Ort Vil-
lingen schon in den ältesten Zeiten ein beträchtlicher, mit vielen Höfen be-
setzter Flecken gewesen sey."
„Die Höfe dieses Dorfes lagen aber nicht auf dem Platze, wo jetzt die *
Stadt Villingen steht, sondern beiläufig eine Viertelstunde südöstlich davon
entfernt, auf der Anhöhe in der Gegend der sogenannten Altstatt, wo sich
der Gottesacker der Stadt befindet. Diese Thatsache ergibt sich aus folgenden
Umständen. Erstlich wird die Kirche dieses Gottesackers, welche ziemlich
 
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