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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Daniel Schöpflin. Eine biographische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0072
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Pechfeuer mehr mit Rauch, als daß sie ihn erleuchtet hätten. Nach
geendigtem Musikgeräusch kam er herab und trat unter uns; und hier
war er recht an seinem Platze. Der schlank und wohl gewachsene
Greis stand mit leichtem, freiem Wesen würdig vor uns, und schätzte
uns werth genug, eiue wohlgedachte Rede, ohne Spur von Zwang und
Pedantismus, väterlich liebevoll auszusprechen, so daß wir uns in diesem
Augenblicke etwas düukten, da er uns wie die Könige und Fürsten
behandelte, die er öffentlich anzureden so oft berufen war."
Die Vorzüge Schöpflin'ö glänzen hier im hellsten Lichte; die
geschichtliche Wahrheit aber erfordert es, daß wir auch die Kehrseite
unseres Landsmannes beleuchten. Zwei Schattenstriche hat schon sein
Lobredner angedeutet, indem er sich bemühte, dieselben zu entschul-
digen oder zu beschönigen; es ist zunächst die Rolle, welche Schöpf-
lin zwischen Frankreich und Deutschland spieltest), und alsdann seine
Überschätzung der lateinischen und französischen Sprache auf Kosten
der deutschen GD- Die politische Zweideutigkeit tritt unverkennbar
in seinen Schriften und Handlungen hervor; denn buhlte er nicht um
die Gunst und Gnade des Kaisers, der deutschen Fürsten und Großen,
während seine Feder ganz im Dienste des französischen Hofes stund?
Für die damalige Schmach seiner Nation, für die Leiden seiner Lands-
leute, blieb der große Geschichtsforscher kalt; aber seinen Monarchen
vergötterte er alljährlich am Geburtsfeste in öffentlichem Vortrag, und
in gewählten Anreden bei jeder Gelegenheit. Wie wird einem zu
Muthe, wenn man jene Reihe von etlichen über zwanzig Lobreden
durchgeht, worin ein Deutscher, ein gelehrter, gebildeter, berühmter
Mann, die Monarchie des Verwüsters der Pfalz seine zweite, ihm

(11) „Neminem kaeile unum acleo inlantem puto, ut male vertat oratori nostro,
causam eum acl versus mox maxime, mox Hispanos,
^n»Ios aliosve tutatum esse, Oalliarumque re»num, re^em et populum super
alios collocasse; cum nemo unus iä aliis vitio vertat, qui Oarolum VI caessrem,
vel (»eorAium II re^em, vel atium lös minorem principem paneA^rica oratione
ultra alios sui orclinis extulerunt et praeclara kacinora, quos sitii celebranelos
sumserunt lieroum, pietats in suos principe« utique non culpamla clucti,
celeiirarunt. keccavit olim liac in re dunus qui lVostrum
aclulativni« insimulare voluit." Diese Entschuldigung paßt ganz für einen
Deutschen jener Zeit.
(12) „Vituperant in Nostro liinc incle aliqui //nAttrre commenclalionem nimiam.
kaciljz est ac! Iioc vituperium responsio. ^cciclit enim, quoll, cum mutentur
in clies vu/Alrrez linAuae, cuique »enti Aermanae 6rma stet latinae linKuae
structura, vis et eleKantia« etc.
 
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