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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Oehningen, das Dorf und ehemalige Kloster
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0081
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der Verfall jener Klöster waren der Grnnd dieses Begehrens. Der
Pabst bewilligte die Inkorporation der Reichenau, zuerst nur auf zehn
Jahre lang, in der Folge aber, als die Reformation begann, und das
Domkapitel eine Menge Einkünfte, wie das Bisthum den größten
Theil seiner alten Diözesanen verlor, wurde die definitive Inkorporation
jener Abtei, und zugleich der Probstei Oehningen, neuerdings be-
trieben und endlich im Jahre vier nnd dreißig erwirkt.
Damals befanden sich kaum noch drei Konventualen im Kloster,
und selbst zum Unterhalte dieser Wenigen reichten die Einkünfte, nach
Abzug der darauf liegenden Lasten, nicht mehr hin. Diesen Zustand
schilderte der Bischof mit lebhaften Farben der Regierung zu Inns-
bruck, und als die Konventherren auf die Wahl eines neuen Vorstehers
drangen, schob er dieselbe hinaus, in sicherer Erwartung des baldigen
Erfolgs der Jnkorporationsbulle. Die Mönche indessen, unter Vorschub
des nellenburgischen Landvogts und der Gemeinde zu Oehningen, be- ,
stimmten selbstständig einen Wahltag, und erhoben an demselben den
Leontius Offenburger zu ihrem Probste, um dessen Bestätigung sie
durch eine Deputation nachsuchten. Der Bischof aber erwiederte der-
selben: „Er habe die Sache erst mit seinen Räthen zu überlegen,
welche gerade abwesend seyen. Sie möchten daher einsweilen wieder
heimkehren, er werd'e es gen Oehningen zu wissen machen, wer
heraufkommen solle, die Konfirmation als Probst zu empfangen."
Da die Konventualen aus dieser Antwort leicht abnehmen konnten,
was die Gesinnungen des Bischofs seyen, so wendeten sie sich unver-
weilt an die Regierung zu Innsbruck, und suchten sich dort in einem
ausführlichen Schreiben gegen die Beschuldigungen des Bischofs zu
rechtfertigen. Auch der Landvogt und die Gemeinde Oehningen
verwendeten sich für die Erhaltung deS Klosters in seinem alten Be-
stand und Wesen. Allein der Bischof hatte inzwischen die erwartete
Bulle erhalten, rind konnte jetzt nicht mehr zurückgehen. Er wendete
sich daher mit den alten Beschwerden über den Verfall des Klosters
und mit Darstellung der Unmöglichkeit, dasselbe länger bestehen zu
lassen, wieder an die innsbruckische Regierung. Namentlich wurde be-
merkt, daß der alte Probst Konrad ganz kindisch geworden sey, und
die Probstei zu Gunsten des Bischofs resignirt habe. Alsdann wurde
angeführt, daß die vorhandenen drei Konventsherrcn „ein ganz un-
klösterlich, ärgerlich, verführerisch, verderblich und widerwärtig Wesen
getrieben, auch sonderlich die heilige Messe vcrläugnet, ihren Habit
abgelegt und viel anderer Gestalt ein nnehrbar Leben geführct haben."
 
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