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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Ein Spaziergang durch´s Markgrafenland
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0122
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Die Garnison zu Badenweiler war inzwischen gewechselt und
vermehrt worden; sie hatte sowohl das Schloß als das Amthaus inne,
und verschanzte sich durch Pallisaden dermaßen, daß man auf ein
längeres Verbleiben derselben schließen mußte. Daher war das Er-
staunen nicht gering, als man am sechsten April acht und siebzig,
Morgens in aller Frühe, das Schloß in Flammen stehen und die
Franzosen sämmtlich abziehen sah. Auf diese Kunde hin kehrten die
geflüchteten Unterthanen zwar wieder zurück, hüteten sich aber sehr,
Etwas zu thun, was dem Feinde mißfällig seyn konnte, wie sie denn
unter Anderem den Befehl, alles in Badenweiler noch Brauchbare
abzureißen und wegzubringen, mit den Worten zurückwiesen: „Wenn
die Franzosen gewollt hätten, daß die Veste gänzlich zerstört werden
solle, so würden sie es schon selbst gethan haben." Natürlich aber
gab es Leute genug, welche alles Eisen und Holz nächtlicher Weile
hinwegschleppteH und so wurde das Schloß nun vollends zur Ruine.
Dem Amtmann mit seiner Kanzlei ließ der Markgraf das herrschaftliche

der Anfang gemacht worden. Bei solchem Brennen sagte ich zn Herrn Komman-
danten cum pcrmissiouc: Wann man dergestalt verfahren werde, würde man wenig
Unterthanen im Lande behalten. Worauf er mir antwortete: Es werde in der
Herrschaft Badenweiler, wo die Leute zu Hause sehen, dergleichen nicht ge-
schehen; sie (die Franzosen) sehen nun hier, und werden auch hler verbleiben,
und sollten sie müssen Steine fressen. Der Kerl, sagte ein Anderer, welcher das
Schloß übergeben, der seh ein —, und wäre Werth, daß man ihn an den höchsten
Baum hängte. Wie denn sicherlich dieses Schloß von ihnen dem zu Lands-
krone gleich geschätzt wird, und hätten sie dasselbe nicht für cahabel gefunden, sich
darin wider einen Fc^ zu defendiren, so würde mau gleich Frucht und Wein
daraus weg geführt habeu uud es iu Brand stecken lassen; so aber wollen sie
es manuteniren, wie lang sie können, und gedenken auch das Amthaus so zu
fortifiziren, daß ihnen dann 1000 Mann nichts anhaben mögen."
«Jetzo soll der Kommandant die Ordre haben, die Häuser aller derer zu
verbrennen oder abzubrechen, welche sich nicht nach Haus begeben wollen; hat
auch darauf vergangenen Samstag zu Müllheim ein kleines Häuslein und
zu Hügelheim eine Hütte anstecken und verbrennen lassen, und es wären
noch mehr Häuser angesteckt worden, wenn die Unterthanen nicht so flehentlich
gebeten hätten. Gestern hat der Kommandant nuferes Vogts Behausung
selber anstecken wollen, und wäre auch geschehen, wenn es Herr Förderer nicht
declinirt und abgewandt hätte. Der Jammer ist bei uns nicht zu beschreiben,
sonderlich wegen der Dragoner, welche die Unterthanen verhalten sollen oder das
Geld dafür geben. Die Leute werden ganz ungehorsam, widerspännig und
desperat, so daß sie sich verlauten lassen: sie wollen einmal aus dem Land, man
möge dann sengen und brennen, cs gehe doch endlich dahinaus."
 
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