Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

DOI Heft:
Der Rappenkrieg. Eine Schilderung aus dem vorvorigen Jahrhundert
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0137
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
122

des Jahres sechszehnhundert vierzehn. Die Bauern bezahlten den
Rappenpfenuig nicht und veranlaßten dadurch, daß andere Gebüh-
ren und Schuldigkeiten von Ucbelwollendeu oder Unverständigen gleich-
falls nicht bezahlt wurden. Jetzt fand sich die Regierung bewogen,
auf den sechsten Juli einen Landtag nach Ensisheim auszuschreiben
und dorthin einen Ausschuß der Landleute zu bescheiden, zugleich aber
Alles aufzubieten, um die Unruhe zu stillen, sich wo möglich der
Hauptanstifter zu bemächtigen und sie zur Strafe zu ziehen. Die Land-
leute schickten auch wirklich Abgeordnete, die sich zu allem Guten er-
boten, aber wegen Mangel an hinreichender Vollmacht in keine bestimm-
ten Versprechen einließen. Sie wurden daher wieder entlassen, um sich
mit ihren Mitgeuossen zu unterreden und ausgedehntere Vollmachten
mitzubringen.
Einen besseren Erfolg hatten die Vorstellungen bei dem Landvolk
aus den Thälern von Schönau und Todtnau. Diese leisteten dem
landesfürstlichen Kommissäre fußfällig Abbitte, und gelobten, den Maas-
pfennig sowie andere ausgeschriebene Geldbeiträge zu bezahlen. Dafür
wurde ihnen auf Fürbitte der Stände Vergebung und Vergessenheit
des bisherigen Ungehorsams bewilliget. Anderthalbhundert Hauen-
steiner mit sechs Einuugsmeistern folgten diesem Beispiel, und erhielten
ebenfalls Verzeihung. Alle übrigen Gemeinden aber beharrten bei
ihren Weigerungen (H.
Was man nun gegen die ungehorsamen Gemeinden unternehmen
sollte, darüber waren die Ansichten getheilt. Einige riethen zu Ge-
waltschritten, Andere zur Güte. Die Stimme der Gemäßigten erhielt
das Uebergewicht, und man beschloß eine Abschickung von Deputaten
der Städte und Stände an die Aufrührer, um ihnen den Landtags-
beschluß zu eröffnen und sie wo möglich auf bessere Gedanken zu bringen;
ebenso aber auch Botschafter an die benachbarten Fürsten und Städte
zu schicken, und sich für den schlimmsten Fall ihres Beistandes zu ver-
sichern. Denn man war zugleich überein gekommen, sofern auf dem
gütlichen Wege der Zweck abermals nicht erreicht werden sollte, in
einer weiteren Zusammenkunft über die Mittel zu berathschlagen, die
Unzufriedenen mit Gewalt zum Gehorsame zu zwingeu.
Diese zeigten sich besonders im Amte Rheinfelden störrisch. Sie

(4) Nach Gerbert (Iu8tor. mi^ras II, 400) wären es vorzüglich die
Hauenstein er gewesen, welche den Rappcnkrieg erregt. Kräuter mel-
det auffallender Weise gar Nichts von diesen Unruhen.
 
Annotationen