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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Das Edelgeschlecht von Reinach
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0171
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Schwert über das Schicksal der eidgenössischen Verbindung entscheiden
sollte. Das Volk der Eidgenossen hatte sich in einem erhöht gelegenen
Walde gesammelt und betrachtete von da herab die stolzen Herren von
Adel in ihrem schimmernden Waffenschmuck uuter dem wehenden Banner
von Oestreich. Es war eine starke, wohlgerüstete, herrliche Reiterei.
Die eidgenössischen Haufen zu Fuß, an Zahl gering, und meist schlecht
bewaffnet, wie würden sie dem Andrange derselben haben widerstehen
können?
Plötzlich aber schwang sich der Adel von den Hengsten, welche so-
fort in den Hintergrund gebracht wurden. Ein Befehl des Herzogs hatte
dies angeordnet, weil es seinen Begriffen von ritterlicher Ehre unbillig
schien, mit überlegenen Waffen auf den Feind zu dringeu. Man bereitete
sich also, in geschlossenen Reihen zu Fuße zu streiten. Hieran aber
wurden die Ritter weniger gehindert durch ihre schweren Rüstungen,
als durch die langen Schuhschnäbel, welche damals Mode waren.
Also beeilte sich jeder, die sinnigen mit dem Schwerte zu verkürzen.
Dies wollte auch Hamann thun, der jüngste unter den sünf Brüdern
von Rein ach. Aber unvorsichtig in seiner jugendlichen Hast, hieb er
sich in die Zehen des einen Fußes. Das Blut floß heftig aus der
Wunde, so daß die Brüder den Jüngling vom Kampfplatze Hinweg-
bringen ließen, wahrscheinlich nach ihrem Stammsitz, welcher nur eine
Meile Wegs unterhalb Sempach lag.
Unmuthig über das ärgerliche Begegniß, da er an diesem Tage
die erste Probe seines Muthes abzulegen sich gefreut, harrte Hamann
begierig ans den Ausgang der Schlacht. Schon sah' er seine Brüder
ruhmgekrönt zurückkehren, oder seine Jugendfreunde mit den ersten
Lorbeern geschmückt, und mochte bei diesen Bildern den Stachel der
Eifersucht empfindlicher fühlen, als den Schmerz seiner Wunde. Da
aber, wie die Sonne blntroth hinter die Berge sank, erscholl die
Schreckenskunde, der Feind habe gesiegt, der Herzog sey erschlagen und
der Adel vernichtet! Des andern Tages erhielt Hamann die Nach-
richt bestätigt, auch seine Brüder seyen geblieben, Heinrich, Ulrich,
Friedrich und Günther, nebst ihrem Oheim, Herrn Rutschmann, alle
fünfe neben einander!
So sähe man durch den Schlag bei Sempach den Hauptzweig
des bisher so zahlreichen Hauses Reinach auf einen einzigen jungen
Sprößliug beschränkt. Doch eben dieser Hamann war es, welcher
dem reinachischen Namen neues Ansehen verlieh, und als zweiter
Stammvater ruhmvoll aus der laugen Reihe seiner Väter und Enkel
 
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