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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Das Edelgeschlecht von Reinach
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0173
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übergab sich die Besatzung, nur sollte der Burgfrau gestattet seyn, sich
mit ihrem Säugliug, ihren Zofen und dem Theuersten, was sie sonst
besitze, unter sicherem Geleite nach Bernau zu begeben. Herr Hamann
selbst schien unrettbar dem Zorne des Feindes anheimgefallen und er-
wartete seinen Tod. Da aber erwies sich in einem neuen glänzenden
Beispiele die muthvolle Treue deutscher Frauen. Cäcilia, im Schmucke
ihres kostbarsten Anzuges, nahm den Gemahl auf den Rücken, ließ
sich den Sohn in der Wiege nachtragen, und schritt muthig durch das
Thor der Burg. Die Berner, durch diesen Auftritt gerührt, vergaßen
ihres Schwurs, uud schenkten sowohl dem Burgherrn als seiner ganzen
Mannschaft großmüthig das Leben (").
So war die Familie Reinach zum dritten Male vom Unterfange
gerettet, und jetzt betrat Herr Hamann, bei gereiftem Alter und erwei-
terter Lebenserfahrung diejenige Bahn seiner Wirksamkeit, worauf er
sich als einer der nützlichsten Amtleute des Hanfes Oestreich ein nicht
geringes Verdienst erworben hat. Kanin wurde unter den benachbarten
Edelherren und Klöstern oder im habsburgischen Hause ein öffentliches
Geschäft verhandelt, zu welchem man nicht auch deu Herrn von
Reinach zog GH; er war der besonders gute Freund und beständige
Rathgeber Graf Hans des Sechten von Habsburg-Laufenburg, uud
zum Rathe ihrer Herrschaft erhoben ihn auch die Erzherzoge.
Als im Jahre vierzehnhuudert und neun, nach dem Tode des
Grafen Johann, welcher nur zwei Töchtev hinterließ, die Herrschaft
Laufenburg an das Haus Oestreich überging, wollten die Laufenburger
keinen andern von den östreichischen Amtleuten zum Vogte haben, als
den Herrn von Reinach GH. Er zog auf Turniere und trat in
Bündnisse, nach der Sitte des damaligen Adels; seinen Haß gegen
die Eidgenossenschaft, wie seine Treue für Oestreich nahm er mit in
das Grab; sonst war er populär gesinnt, und allenthalben ehrte man
den „frommen, festen Herrn Hamann von Reinach."

(1.9) Diese ganze Schilderung ist nach der Familienchronik mit Beizug der
betreffenden Schweizer-Chroniken, besonders auch Johann von Müllers,
versaßt.
(20) Vergl. nur allein die Urk. bei H e r r g o t t H, 760, 767, 771, 772, 780,
784, 793 und 797.
(21) „Und daruf, sagt Herzog Friedrich in der Uebernahmsurkunde, haut nns
die von Louffenburg die Veste und die zwo stette zu unser Händen inge-
antwurt, doch mit dem Gedinge, daz wir inen den frommen Vesten Heumann
von Ninach, Ritter, zu einem Vogt geben." Herrgott H, 814.
 
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