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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Eine Wanderung durch die Landschaft Ortenau
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0260
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von Kyklopenmauern sich auf der Berghalde erhoben — all' daö ver-
lieh unserer Lage etwas höchst Abenteuerliches, was man unmöglich
beschreiben kann.
Wir entließen nun unsere leichtfüßige Führerin, gebührlich be-
schenkt, und nahmen den Rückweg auf dem alten Burgpfade, welcher
bequem zu gehen ist. Da wir ziemlich Hunger und Durst.verspürten,
so war uns ein Bauernhof, den wir an der Westseite des Berges
erreichten, ganz erwünscht, und glücklicher Weise fanden wir darin
eine gastliche Aufnahme. Die süße Milch, der frische Käs und daS
rauhe Brod mundeten unS vortrefflich, während auch die Unterhaltung
mit Bauer und Bänerin, Kind nnd Großvater höchst ergötzlich war.
Im Verlaufe des Gespräches erkundigten wir uns sodann über
das Brigittenschloß, und vernahmen zunächst, daß vor Kurzem noch
weit mehreres Manerwerk und der Thurm beinahe noch ganz gestan-.
den, daß aber einige Bauern ans der Gegend, um einen vergrabenen
Schatz zu heben, den größten Theil mit Pulver gesprengt hätten. Von
diesen Schatzgräbern habe sich hernach einer im Rauchfange seines
Hauses erhängt, und der Leichnam sep nach Jahr und Tag völlig
ausgetrocknet gefunden worden.
Die Sucht der Schatzgräberei ist ein eigener Zug in unserem
Landvolkes ich wüßte keine Gegend, wo man nicht ähnliche Historien
erzählt, und fast keine Burg- oder Klosterruine, welche verschont ge-
blieben wäre von der umwühlenden Hacke dieses Aberglaubens. Viel-
fache Untersuchungsakten sprechen von jahrelangen Vorbereitungen, von
weiten Reisen und Verbindungen, selbst von den größten Geldopfern,
denen sich die Bauern oftmals unterzogen. Freilich aber steckte meist
ein Betrüger dahinter, welcher die Leichtgläubigkeit und die Geldgier
solcher Thoren für seinen eigenen Beutel benützte.
Nach dieser Schatzgräbergeschichte erfuhren wir noch einige Sagen
aus der mittelalterlichen Vorzeit, welche sich an den Namen Brigitte
und an die kühne Lage des Schlosses knüpfen. Denn wirklich war
es ein abenteuerlicher Gedanke und ein kühnes Unternehmen, auf einer
so rauhen, unwirthlichen und schwer ersteigbaren Höhe eine bleibende
Wohnstätte, einen Bnrgsitz zu erbauen. Der Volksaberglauben erfand
daher das Mährchen, die Veste sep ursprünglich am Fuße des Berges
gestanden, von der Zauberin Brigitte aber, unter Donner- und
Blitzschlägen, durch die Luft auf die steile Felshöhe versetzt worden.
Und in der That enthält dieses Bild etwas sehr Bezeichnendes — so
sieht die zerfallene Veste noch immer aus auf ihrer Felsunterlage, hoch
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