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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0010
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IV

den Triumph der Befreiungskriege nur darum als Knabe noch
sehen sollen, damit er als Jüngling den bleiernen Druck von
1829 und als gereifter Mann die traurigen, die schmählichen
Bankerute von 1849 und 1859 erlebe!
So die große, herrliche Hoffnung gebrochen, so den Stolz
auf den deutschen Namen gedemüthigt fühlen zu müßen,
war zu viel für einen Mann seiner Gattung. Der billige
Leser wird ihn daher gerne entschuldigen, wenn die letzteren
Bogen dieses Bandes öfters eine gar trübe, vertrauenslose
Anschauung verrathen.
Unsere Vergangenheit und unsere Gegenwart sind
in national-politischer Beziehung von so leidiger Art, daß man
dem redlich deutschen Herzen eine solche Anschauung nicht ver-
übeln kann. Nur einen Trost dürfte es für dasselbe noch geben:
das unverwüstliche Wesen unserer Natur in Verbindung mit der
nationalen Messias-Hoffnung, welche uns, wie ein leiten-
der Stern, durch die Nacht unserer Zerrissenheit führt und nie-
mals ganz vom Wege verirren läßt.
Wenn wir in unsere Geschichte zurückgehen und den deut-
schen Bruderhaß und Bruderkrieg verfolgen, von Hermann
und Flavins an, durch die Kämpfe der karolingischen Zeiten,
der Waiblinger und Welfen, der Thronstrcite, der Kirchentren-
nung und des dreißigjährigen Krieges, herab Lis zur Auflösung
des römisch-deutschen Reich's und weiter, all' das Blut,
all' die Leiden und Verluste, all' die Schmach und Demüthigung
dieser 1800 Jahre mit einem Blicke überschauend — wahrlich,
das ist ein schreckliches, ein trostloses Bild!
Und dennoch, trotz allen Hemmnissen, Schlägen und Er-
schütterungen, trotz allen zersetzenden und zerstörenden Einflüssen
von Innen und Außen, dennoch hat es unserem ewigen Fa-
milienhader und dessen Pflegern und Ausbeutern nicht
gelingen können, ein gewisses Band zu zerreißen, welches uns
innerlichst zusammenhält.
 
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