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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Unser Ehemals und Jetzt: eine historische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0016
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schreiber keinen Z u s a m m enhang, kein organisches Wachsthum;
es gehöre ganz verschiedenen, oft weit auseinander gelegenen Ent-
wicklungskreisen an.
Man hat hierin aber unrecht. Es gibt eine Auffassung, wo-
nach die verschiedenen Landschaften unseres gegenwärtigen Staates
schon seit der vordeutschen Zeit allerdings als ein Ganzes erschei-
nen , das seine charakteristische Bildungsgeschichte besitzt.
Die Hauptgestalt des Großherzogthums ist durch seine na-
türliche Lage zwischen dem Rheinstrome und dem Gebirgszuge
des Schwarzwaldes bedingt. Dieses Ufer- und Vorhügelland von
Konstanz bis Mannheim aber bildete mit den angränzenden Hoch-
länder!: der Baar und des Bäulandes in den ersten Jahrhunderten
unserer Zeitrechnung den Kern eines politischen und militä-
rischen Ganzen, eines Vor- oder Gränzlandes des großen No-
na erreich es, zwischen Gallien und Rhätien.
Denn den großen, durch die obere Donau und die Beugung
des Rheines bei Basel gebildeten Land-Winkel, welcher damals
wie ein Keil in die Nordgränze des Reiches eindrang, durften
die Römer denn Feinde nicht überlasten. Derselbe wurde also in
Besitz genommen, durch einen Gränzwall gegen die Deurschen
abgeschlossen, mit Besatzungen versehen und sofort als sinus im-
pLN'ii 6t IUN'8 piovinoise betrachtet.
Der ausschließlich militärische Zweck dieses Vorlandes
aber veranlaßte den Kaiser, sich dasselbe als spezielles Eigen-
thum vorzubehalten, um in seinen Anordnungen darin durch
keine Zivilgesetze und privatrechtliche Besitzverhältniße gehemmt zu
sein. Daher gab es daselbst keine Privatgüter, alles Land war


kaiserlich und nur von Lehenleuten und Pächtern besetzt.
Da sich aber im ganzen oberen Rheinthale ursprünglich die
Kelten niedergelassen und angebaut, denen die Germanen nur
vorübergehend diese schönen: Gaue streitig machten, während die
Römer sic sofort für bleibend mit ihren Veteranen und gal-
lischen Colonisten besetzten*), so verbreitete sich am Bodensee, an

*) Schon ein halb Jahrtausend vor den Zeiten des Augustus waren die
Kelten aus Gallien über den Rhein gekommen und hatten sich in unsern Gauen
 
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