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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Unser Ehemals und Jetzt: eine historische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0023
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khümliche Mischung von keltischer, römisch-gallischer und aleman-
nisch-fränkischer Bevölkerung und Kultur, welche die Grundlage
unserer vaterländischen Geschichte und Ethnographie ist*).
Die nächsten Folgen der Einverleibung unseres Oberrhcines
in die fränkische Monarchie waren für denselben die Einführung
des Christentums und die Ausbildung des Gauwesens,
wodurch die Gestalt des Landes und die Verhaltniße seiner Bewoh-
ner für die Zukunft politisch und kirchlich bedingt wurden.
Die Verpflanzung des Evangeliums uach unserer Heimath
war eigentlich nur eine Wiedereinführung; denn unter den
Römern schon, namentlich seit Konstantin dem Großen, gab-es
am Rheine christliche Bekenner, und schon damals, im 4ten
Jahrhunderte unserer Zeitrechnung, bestanden zu Windisch, Basel-,
äugst, Straßburg, Speier und Mainz christlich e Kirchengemein-
den und Bischofsitze.
Nachdem dieselben aber durch die Alemannen zerstört worden,
erlangten sie durch die fränkischen Könige ihre Wiederher-

*) Der deutsche Patriotismus sträubt sich gegen die Anerkennung
dieses Umstandes und unserer keltisch-römischen Geblüts- und Kulturerbschaft, da
er uns gerne zu möglichst reinen Abkömmlingen der Alemannen und Fraisen
stempeln möchte. Das finde ich ganz natürlich und ehre die Gesinnung, woraus
cs entspringt. Dagegen aber wird man Einem, der als Kind aus dem Menhir
seiner Heimath (dem „langen Steine" an der Wutach) von der Hebamme geholt
worden; der als Knabe beim Spielen mit Resten keltischer Sprüche ange-
zählt, sich bei den Mardels (Trichtergruben) des Galgenholzes und den Stein-
ringen des Glockcnberges Herumgetrieben; als Jüngling die Schirm orte
(oppieln, 6n68nr cle dello Asll.) am Heidenthore zu Berau, auf dem Hörn-
leinberge bei Ewatingen, am Orlivar bei Schaffhausen, im Schwaben bei Rheinau
und im Murghart bei EgliSau, vermessen und ausgezeichnet, und später die kel-
tische Streitfrage von Schöpflin bis Brandes verfolgt hat — wird man
einem Solchen auch nicht verargen, wenn er an einen ersten Anbau unserer
Gaue durch die Kelten und an den bedeutenden Einfluß keltisch-römischer Kultur
auf die unserige glaubt.
Und die Germanen hatten diesen Kultureinfluß, von welchem man gern
alles Schlimme im deutschen Entwickclungsgange ableiten möchte, wohl sehr
nöthig; denn schwerlich wäre die Deutsch!) eit auf ihren eigenen Füßen in der
Kultur so weit gekommen. Zwischen den bloßen Bauern und Soldaten
gehörte noch Manches hinein, wenn es kulturmäßig vorwärts gehen sollte.
 
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