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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Unser Ehemals und Jetzt: eine historische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0046
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Die republikanischen Grundsätze sanden auch diesseits des
Rheines bei einem großen Theile der Bevölkerungen ihre Ver-
ehrer und Verbreiter. Denn nicht allein in den Gebieten der
Reichsstädte und Reichsritterschast, wo der alte Schlen-
drian verknöcherter Mißbräuche oder eines willkürlichen, wirth-
schaftlosen Wesens schon seit früher vielfache Unzufriedenheit und
Opposition hervorgerufen, und im Vorderösterreichischen,
wo mit dein Tode Josephs II eine völlige Reaction eingetreten,
sondern selbst bei den Unterthanen des väterlichen Karl Fride-
rich sehnten sich viele Leute aus allen Ständen nach dem Glücke
der neufränkischen Freiheit.
Nachdem die Franzosen siegreich über den Rhein nach Schwa-
ben gedrungen, regte sich sowohl hier als besonders an der Kinzig
und Schütter, an der Elz, Treisam nnd Wise der Gedanke einer
Re publik anisierug des Landes und es waren überall be-
deutende Leute dabei im Spiele. Schon zeigte man sich in Lahr
zum Empfange der Republikaner freudig bereit; schon zirkulierte
in Freiburg eine Liste von Pränumeranten auf die Freiheit
und Gleichheit, und schon wanderten viele Landleute aus dem
österreichischen und badischen Breisgau nach Basel, um
sich im dortigen Freiheitsbureau einschreiben zu laßen. Da aber
änderte das Kriegsglück den Lauf der Dinge und die breis-
gauische wie die schwäbische Republik wurde zu Wasser.
Und zehn Jahre später, nachdem das deutsche Reich in Stücke
gegangen und das Volk am rechten Oberrheine den Krieg und
seine Folgen zur Genüge empfunden — kaum zehn Jahre später
wünschte man dort nichts lebhafter, nichts sehnlicher, als die
Wiederkehr und den Fortbestand der alten Verhältniße!
Denn das Losreißen dieser Länder aus ihrem bisherigen
Verbände und ihr Zusammenwerfen zu einem neuen Staate
gieng nicht vor sich ohne Schmerz und Widerstreben. Schon das
andere Glaubensbekenntniß der neuen Regierung erweckte vielfach
Abneigung und Mißtrauen. Dazu kam das natürliche, aus ver-
letztem Stolze und gekränkter Treue gemischte Gefühl, sich vom
angebornen Fürstenhause an ein anderes überlaßen zu sehen,
wobei sich viel wirklich aufrichtige Anhänglichkeit an jenes, aber
 
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