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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Unser Ehemals und Jetzt: eine historische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0048
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Mittelschulen, auf zwei Universitäten und ein polytechnisches
Institut, wie aus eine Meuge anderer Unterrichtsanstalten ge-
gründete intelleetuelle Bildung — haben wir uns in den
schönsten Gauen des alten oberrheinischen Vorlandes zu einem
einheitlichen Volke und Lande gestaltet, das an Aufklärung,
Thätigkeit, Kultur und Neichthum mit feglicbem andern deutscher
Zunge wetteifern darf.
In der ersten Zeit des neuen Großherzogthums zählte das-
selbe ohngefahr eine Million Seelen und bis heute hat sich
unsere Volksmenge um ein Drittel vermehrt. Viel ödes Erd-
reich ist inzwischen angepflanzt und die Landwirthfchaft
allenthalben bedeutend verbessert worden. Einen nock größeren
Aufschwung hat bei uns die Industrie gewonnen; schon in
den meisten Theilen des Landes besitzen wir Fabriken aller
Art, von welchen einige die günstigsten Ergebniße liefern, und
der Gewerbfleiß hat sich von den Städten und vom Flach-
lande bis in die hintersten Winkel des Gebirges verbreitet.
Dergestalt konnte es kommen, daß das badische Land und
Volk innerhalb seines bescheidenen Gebietes von 278 Quadrat-
meilen ein Nationalvermögen von mehr als einer Billion
an Werth besitzt, welches jährlich ein reines Erträgniß von
46,000,000 Gulden abwirft.
Und wie gesichert sehen wir die öffentliche Ruhe und den
Privatbesitz gegen früher, wo nicht bloß Landstreicher aller Art,
sondern ganze auf weithin verzweigte Diebs- und Räuberbanden
das Gut und Leben der Bewohnerschaften fast täglich gefährdeten.
Von diesem heillosen Unwesen hat unser jüngeres Geschlecht
keinen Begriff mehr, so wenig als von dem Schwarme der Bett-
ler, Kranken und Krüppel, welche früher auf allen' gangbaren
Straßen und Plätzen das Mitleid in Anspruch genommen. Denn
für die öffentliche Ordnung, für Arme und Leidende, für
Wittwen und Waisen, ist in neuerer Zeit bei uns so umfassend
gesorgt worden, daß man beinah'sagen könnte, es sei darin hin
und wieder zu viel geschehen.
Gleichwohl aber, wie sehr mich die Vergleichung unseres
Jetzt mit dem Ehemals auch zu einem freudigen Ausrufe
 
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