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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Unser Ehemals und Jetzt: eine historische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0050
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leichten Erwerbe die Ausdauer in Fleiß und Sparsamkeit. Und
wo herrscht noch jene fromme Leb ens ansch auung, bei welcher
unsere Alten so gemüthliche und tüchtige Leute geworden?
Die Industrie und Spekulation haben das alte Ge-
werbe, die alte Landwirtschaft in den Hintergrund gedrängt; es
huldigt ihnen nicht nur der Staatsmann, sondern selbst der Ge-
lehrte. Mit ihnen erschien auch die Geldwirthsch aft, welche
durch die Auflösung des Leheuverbandes nothwendig geworden.
Denn nachdem es keine Naturalsteuern und Naturalbesoldungen
mehr gab, mit was anderem sollte man wirthschasten, als mit
Geld und wieder Geld?
Dieses Bindemittel des Staats und der Gesellschaft hat aber
allzusehr vorzuherrschen begonnen und das große Kreditwesen
und den Schwindel erzeugt, womit Unternehmer und Aktio-
näre meist zu viel und oft Alles wagen, um möglichst schnell
und ohne Arbeit reich zu werden. Denn Jeder will nur sein
Geld arbeiten lassen, wie gering die Summe auch sei. So
werden eine Menge kleiner Gelder an glänzende Unternehmungen
gewagt und vom Strome des Mißgeschickes verschlungen.
Ehemals und Jetzt! Ich werfe keinen Stein auf unsere
Neuzeit, um die alte dadurch unbillig zu erheben. Die Bewe-
gung ist ein ewiges Gesetz der Welt, der Fortschritt eine
Wesenheit der menschlichen Kultur. Darüber sind wir alle klar
und einig — nur das Maß und die Weise können den Fort-
schritt zur Streitfrage machen.
Es gibt eine Art, ihm zu dienen, und einen Drang, ihn
zu fördern, welche den Fluch aller Unächtheit, aller Ueber-
treibung oder Verblendung in sich tragen. Der vernünf-
tige Betrachter des Völkerlebens dagegen wird nie vergessen, daß
neben dem Gesetze der Bewegung auch eines der Stetigkeit
herrscht und daß allein das gesunde Wirken beider Gesetze neben
einander die Staaten und Völker wahrhaft weiter bringen und
beglücken könne.
Daher islls durch den Schöpfer auch so eingerichtet unter
den Menschenkindern, daß die einen mehr Kräfte und Neigung
für die Arbeit des Fortschrittes, die andern mehr Anlage und
 
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