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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Eine altbadische Fürstengestalt: nach Bild und Schrift
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0060
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geformte Nase, einen scharf geschnittenen Mund mit etwas ein-
gezogener Oberlippe, ein starkes, rundes, ziemlich vorgebogenes
Kinn und unter demselben einen vollen halbergrauten Bart,
welcher bis an die Schläfe hinauf reicht. Das ganze läng-
lichte Antlitz von Heller Hautfarbe trägt ein Gepräge scharfen
Geistes, sinnenden Ernstes, milder Männlichkeit und wohlbewuß-
ter fürstlicher Würde.
Oben im Grunde des Gemäldes findet sich das badisch-spon-
heimische Wappen mit der Beischrift: V. 6. 6. 0^181000.
2V0. VNV K00K8KK6. VLM.
001. ON^V. Der Verfertiger aber des schönen Bildes war
Hans Baldung, wie uns die Ueberlieferung berichtet.
Dieser Künstler, welcher sich zugleich als Maler und Holz-
schneider ausgezeichnet, führte den Beinamen „Grün" und stammte
aus Schwäbisch-Gemünd. Gegen Ende des loten Jahr-
hunderts kam derselbe im schönsten Jünglingsalter an den Ober-
rhein, wahrscheinlich zuerst nach Freiburg, wo sein Oheim
Caspar und sein Bruder Hieronymus beliebte Lehrer an der
Hochschule waren.
Von dorten zog er nach Straßburg (wohin ihm 1529
sein Bruder als Stadtadvokat nachfolgte), verehelichte sich daselbst
mit der Schwester eines Chorherrn, wurde bischöflicher Hof-
maler, auch Mitglied des großen Rathes und starb 1545 all-
gemein betrauert. Ein zahlreiches Gefolge begleitete den Leichnam
des „weit und breit berühmten Künstlers" zur Grabstätte H; seine
hinterlassenen Werke aber erwarben ihm bei der Mit- und Nach-
welt einen hochgeehrten Namen.
Die bedeutendsten davon befinden sich im Dome zu Frei-
burg. Wer die Gemälde des dortigen Hochaltares kennt, wird
die Darstellung der Kreuzigung auf der Rückseite desselben
ohne Frage zu den gelungensten Arbeiten der altdeutschen Schule

1) Diese Nachrichten über Baldung finden sich bei Schreiber, Gesch. v.
Freib. II, 83 f. und Strobel, Gesch. des Elsaß. III, 568 f. Die Notiz der
Bühler'schen Chronik, daß der Maler zu Weiersheim im Elsaße geboren
worden, bedarf noch einer nähern Untersuchung.
 
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