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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Eine altbadische Fürstengestalt: nach Bild und Schrift
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0100
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— 86 —

Nachdem die bäuerische Erbschaftssache bereinigt war (1507),
verlebte Philipp „der Aufrichtige" noch ein Jahr guter Ruhe
zu Heidelberg in vertrautem Umgänge und Briefwechsel mit ge-
lehrten Männern, namentlich mit Agrieola, Reuchlin, Dal-
berg, W i m p h e l i n g rund Tritenheim, deren Ruhm damals
in seiner Blüthe stand?-).
Dieses find in wenigen Zügen die Gestalten der Nachbar-
fürsten unseres Markgrafen. Bildete nun Christoph zu dem
Erzherzoge Sigmund ein wahres Gegenstück und waren Leute,
wie der Göcking, am badischen Hofe eine Unmöglichkeit, so finden
wir im Leben und Charakter des Markgrafen all' das vereiniget,
wodurch sich die Bifchöfe von Basel, Straßburg und Speier
als Landesfürsten so löblich ausgezeichnet. Sein freundnachbar-
liches Berhältniß zu ihnen und ihre hohe Achtung vor ihm sind
ein Zeugniß, welches beiden Theilen zur Ehre gereicht.
So lange in Wirtenberg der Herzog Eberhard lebte, be-
hauptete er durch seine Negententugenden die erste Stelle unter
den süddeutschen Fürsten; nach seinem Tode nahm der Markgraf
von Baden dieselbe ein. Und Christoph verdiente die Ver-
gleichung mit dem Herzoge vollkommen — hätte er nur auch, wie
dieser, für die Einheit seines Hauses und Landes gesorgt!
Doch mag der Umstand, daß die damaligen badischen Lande
in drei Gruppen so sehr auseinander lagen (im Uf- und Pfinz-
gau, im Breisgau, am Hundsrücken und in den Niederlanden),
die Thcilung derselben unter drei Söhne entschuldigen.
Ligt aber für den Markgrafen in dieser Zusammenstellung
mit Herzog Eberhard das größte Lob, so hat sich in seiner
Beziehung zum Pfalzgrafen Philipp sein Charakter am schön-
sten erprobt. Wie nahe Christoph durch Verwandtschaftsbande
und Gesinnnngsähnlichkeit zu diesen: Fürsten auch stehen mochte,
nichts brachte ihn von der Bahn eines reichsgetreuen Fürsten ab.
Er beharrte unerschütterlich auf der Seite des Kaisers, doch ohne
in das andere Extrem zu verfallen, worin der Graf von Fürsten-

72) Finsterwald a. a. O. S. 164 bis 175. Häußer, Gesch. der rhein.
Pfalz I, 421.
 
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