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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Eine Fahrt an den Bodensee, 1856
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0172
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danken. Unter dieser drohte dem Stifte durch den Bauern-
krieg die größte Gefahr, Denn die Schwarzwälder Bauern
waren sehr aufgebracht gegen dasselbe und würden es, gleich der
Abtei St. Blasien, sicherlich geplündert und verwüstet haben,
wenn die Bürger von Säckingen und Laufenburg sich desselben
nicht durch bewaffnete Besetzung angenommen.
War nun aber das säckingische Damenstift der Gefahr des
Bauernkrieges glücklich entronnen, so brachte ihm die Kirchen-
trennung einen um so bittereren Schlag bei. Frau Anna's
unmittelbare Nachweserin, die fromme und beliebte Kun eg und
von Geroldseck, fiel 1543 der herrschenden Pest zum Opfer,
worauf Magdalena von Hausen die Abtei erhielt, welche an-
fangs vom Papste darüber besonders gelobt wurde, „daß sie mit
ihrem Stifte, wie es wahren Christen zustehe, standhaft beim
katholischen Glauben verharre", diesem Lobe aber nachmals
geradezu in's Gesicht schlug.
Schon seit 1524 war M agd alena mit ihrer Nebenschwester
von Freiberg heimlich eine Anhängerin der lutherisch en Lehre
gewesen und hatte die Schriften des kühnen Reformators, welche
sie von Rheinfelden und andern Orten bezog, immer eifrig ge-
lesen. Den Mittelsmann hiebei machte der Helfer Thom an
Leim er zu Schopfheim, mit welchem das beirrte Weib noch als
Aebtissin in einem solchen Verhältniße stand, daß das Gerede
gieng, sie wolle ihn heirathen. Und wirklich beredete er die
Schwache, sie könne sich ohne Hinderniße mit ihm verehelichen,
worauf dieselbe in der Blindheit ihrer Leidenschaft dem Geliebten
nacheilte, als er die Flucht ergriff.
Die flüchtige Fürstabtissin wurde aber eingefangen und auf
Befehl des Kaisers in's Gefängniß gesetzt. Die Verwandten
mit dem benachbarten Adel brachten es indeß dahin, daß man
sie unter folgenden Bedingnißen wieder frei gab. Sie hatte auf
die abtissische Würde zu verzichten, eine anständige Aufführung
und bei ihrer genauen Kenntniß der stiftischen Sachen die
bereitwillige Ertheilung jeder nöthigen Auskunft zu versprechen;
dagegen erhielt sie die Pfründe einer Chorfrau und durfte in
einem Häuslein des Klosters wohnen.
 
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