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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Eine Fahrt an den Bodensee, 1856
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0178
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— 162

dem 12ten Jahrhunderte nichts anderes mehr darstellte, als ein
vornehmes Spital für fürstliche und adelige Töchter und eine
Sine eure für jeweils ein paar geistliche Herren.
Die Besitzungen und Gerechtsamen des Stiftes waren an-
fänglich bedeutend gewesen. Es gehörten ihm das Land Glarus,
die Herrschaft Laufenburg, die Stadt Säckingen und eine
Reihe von Dinghöfen diesseits und jenseits des Rheines; aber-
ersteres gieng 1395 (durch Loskauf) an die Eidgenossenschaft
verloren, die beiden andern wurden schon frühzeitig habsbur-
gische Lehen, und auch die letzteren erlitten seit dem loten Jahr-
hundert eine mehrfache Schmälerung.
Die schlechte Wirth schäft der meisten Vorsteherineu
und so viel' Unglück von Außen her erschöpften gar oft das ge-
schmälerte Einkommen und führten drückende Schulden herbei.
Das Haus Oesterreich, als Schirmherr des Stiftes, wußte
dasselbe, wie andere Reichsstände seiner Nachbarschaft, vom Reiche
zu trennen und jenen ihm verschafften Fürstentitel zum leeren
Scheine zu machen, während auch der sittliche Ruf der Säckin-
ger Stiftsfrauen mehrfach erschüttert ward.
Es geschah von jeher manches Zweideutige innerhalb der
stiftischen Mauern, und hin und wieder fand eine verunglückte
adelige Unschuld darin ihren Unterschlauf. Aus den letzten Zeiten
aber erzählt man sich noch Mancherlei von üppigem und leicht-
fertigem Leben der Stiftsdamen, wobei das Säckinger Bad be-
sonders eine Rolle gespielt.
Decken wir den Mantel billiger Nachsicht über diese Schwä-
chen; denn welchem Rufe, welchem Schicksale verfallen heutzu-
tage so viele bürgerliche und adelige Töchter — heutzutage,
wo man mit so verächtlichem Lächeln, mit so moralisirender In-
dignation auf die mittelalterlichen Nonnenhäuser blickt!

Murg und Wie 1 andinge n.
Von Säckingen fuhr ich mit dem Postwagen nach Walds-
hut. Es war ein herrlicher Morgen, welcher mir diese Fahrt
durch die freundliche Gegend zum reinsten Genuß gemacht hätte,
 
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