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Königin Wittwe nämlich, Elisabeth« von Tyrol, erlas ihn,
den alten Getreuen, und den Priester Niklaus von Bischofszell
zu Wärtern des Kirchleins, welches sie auf der Stelle errichtet
hatte, wo ihr Gemahl seinen Mördern erlegen war.
Der fromme Bruder Strobel mochte sich diese Berufung
zur hohen Ehre rechnen und mit treuer Verehrung des habs-
burgischen Namens sein Gebet für den erschlagenen König ver-
richten. Als er aber sah, wie grausam die königlichen Kin-
der den Tod des Ermordeten an den schuldlosen Familien der
Mörder zu rächen suchten, wandte sich sein gerechter Sinn ab
von ihnen, und als sie das Kirchlein auf dem Königsfelde mit
den Gütern, welche durch diese schreckliche Blutrache in ihre Hände
fielen, zu einem stattlichen Kloster erhoben, verließ er den fatalen
Ort, um sich jenseits des Arflusses, am Brücker Berge, gegen-
über von Windisch (wo noch im löten Jahrhundert eine Felsen-
vertiefung das „Bruderhäuslein" hieß), als einsamer Wald-
bruder anzusiedeln.
Indessen war Agnes, die Königin Wittwe von Ungarn,
nachdem ihre Mutter durch den Tod verhindert worden, sich in
Königsfeld en niederzulassen, mit um so größerem Eifer diesem
Vorhaben gefolgt und führte in einer bescheidenen Klause neben
dem Klostergebäude ein überaus strenges Büßerleben. Die
gläubige Menge verehrte lobpreisend ihren heiligen Wandel; viele
Leute aber hielten sie für eine „wunderbar listige und gewandte
Frau", welche die eigentliche Urheberin jener ausschweifenden
Blutrache gewesen, und nun die Gewissensstimme durch Kasteien,
Beten und Arbeiten, durch Armen- und Krankenpflege zu be-
schwichtigen und die Welt über die wahre Gesinnung ihres Her-
zens zu täuschen suche 23). Mw zu diesen Leuten gehörte auch
unser Bruder Berchtold.
Er vermied daher die Kirche zu Königsfeld en und be-
suchte die (entferntere) zu Windisch. Dieses aber mußte der
Königin auffallen; Vielleichtwaren ihr auch Aeußerungen des
23) So Tschudi I, 461, und selbst Pater Buzelin Oonstnnt. nst snn.
1309, fabelt die Königin.
Königin Wittwe nämlich, Elisabeth« von Tyrol, erlas ihn,
den alten Getreuen, und den Priester Niklaus von Bischofszell
zu Wärtern des Kirchleins, welches sie auf der Stelle errichtet
hatte, wo ihr Gemahl seinen Mördern erlegen war.
Der fromme Bruder Strobel mochte sich diese Berufung
zur hohen Ehre rechnen und mit treuer Verehrung des habs-
burgischen Namens sein Gebet für den erschlagenen König ver-
richten. Als er aber sah, wie grausam die königlichen Kin-
der den Tod des Ermordeten an den schuldlosen Familien der
Mörder zu rächen suchten, wandte sich sein gerechter Sinn ab
von ihnen, und als sie das Kirchlein auf dem Königsfelde mit
den Gütern, welche durch diese schreckliche Blutrache in ihre Hände
fielen, zu einem stattlichen Kloster erhoben, verließ er den fatalen
Ort, um sich jenseits des Arflusses, am Brücker Berge, gegen-
über von Windisch (wo noch im löten Jahrhundert eine Felsen-
vertiefung das „Bruderhäuslein" hieß), als einsamer Wald-
bruder anzusiedeln.
Indessen war Agnes, die Königin Wittwe von Ungarn,
nachdem ihre Mutter durch den Tod verhindert worden, sich in
Königsfeld en niederzulassen, mit um so größerem Eifer diesem
Vorhaben gefolgt und führte in einer bescheidenen Klause neben
dem Klostergebäude ein überaus strenges Büßerleben. Die
gläubige Menge verehrte lobpreisend ihren heiligen Wandel; viele
Leute aber hielten sie für eine „wunderbar listige und gewandte
Frau", welche die eigentliche Urheberin jener ausschweifenden
Blutrache gewesen, und nun die Gewissensstimme durch Kasteien,
Beten und Arbeiten, durch Armen- und Krankenpflege zu be-
schwichtigen und die Welt über die wahre Gesinnung ihres Her-
zens zu täuschen suche 23). Mw zu diesen Leuten gehörte auch
unser Bruder Berchtold.
Er vermied daher die Kirche zu Königsfeld en und be-
suchte die (entferntere) zu Windisch. Dieses aber mußte der
Königin auffallen; Vielleichtwaren ihr auch Aeußerungen des
23) So Tschudi I, 461, und selbst Pater Buzelin Oonstnnt. nst snn.
1309, fabelt die Königin.