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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Eine Fahrt an den Bodensee, 1856
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0209
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kiburgischen Lande und was zwischen all' diesen Gebieten lag,
zusammen zu werfen und zu einem abgerundeten, stattlichen
Fürstenthume zu verschmelzen!
Hiernach strebte Graf Rudolf, und es war ein tüchtig
Stück Arbeit. Dieser Mann aber gehörte zu den Auserwählten
des Geschickes, denen noch mehr gewahrt wird, als sie erlangen
wollten. Dreißig Jahre nach der Tiefensteiner Fehde stand er
nicht etwa als der mächtigste Herr am Oberrheine da, sondern
als Herzog zu Oesterreich, als König zu Böhmen und als
deutsches Reichsoberhaupt!
Und nun? Blicken wir umher von den Trümmern des
Hauensteines — kein Stücklein des Landes, diesseits wie jenseits
des Rheines,»ist österreichisch geblieben. All' seine Vorlande
vom Bodensee bis gegen Straßburg, diesen herrlichsten, geseg-
netsten Theil, diesen Garten des deutschen Reiches, opferte das
Erz Haus für die östlichen und südlichen Länder!
Wir wollen keine Betrachtungen darüber machen, was etwa
hätte werden müßen, wenn das Haus Baden in Oesterreich
nicht erloschen, und das Haus Habsburg in seiner schönen
Heimath — in Alemanni en verblieben wäre. Es wirken Ge-
setze in ganzen Geschlechtern, wie im einzelnen Menschen. Fürsten-
häuser, welchen die Vergrößerungsliebe einmal eingeboren
ist, ertragen keine Beschränkung auf den heimathlichen Boden;
sie streben hinaus nach fremden Ländern, und haben sie
deren erlangt, so fordert es die innere Nothwendigkeit solcher
Reiche, sich nach Verlauf gewisser Zeiträume immer durch neue
Erwerbungen auch neue Quellen des Bestehens zu eröffnen.
So aber geht das Umsichgreifen dann in's Grenzenlose, bis

5) Oesterreich, wie Brandenburg, war ursprünglich eine Markgraf-
schaft zum Schutze der östlichen Reichsgränze gegen die slavischen Völker.
Welche verhängnißvolle Zukunft war diesen zwei Vorländern vom Geschicke
zugedacht! Sie wurden die Kerne, an welche sich die beiden deutschen Groß-
mächte angesetzt. Nicht allein an seiner inneren Uneinigkeit ist das deutsche
Reich zu Grunde gegangen — auch an seinen slavischen Vorländern. Und
was werden dieselben ferner noch für eine Rolle spielen? Man kann sich einer
trüben Ahnung nicht erwehren.
Badenia, 1858,

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