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zu lassen. So können Deutsche unserer Zeit die Gesinnungen
ibrer patriotischen und tapfern Vorfahren verläugnen."
„In den westfälischen Friedensverhandlungen war das Be-
satzungsrecht zu Philippsburg einer der wichtigsten Gegen-
stände. Frankreich bestand unabweichlich darauf und die deutschen
Gesandtschaften überließen es dieser Krone als ein kostbares Opfer
des Friedens. Der große Tü renne hielt den Besitz des Platzes
für fo -wichtig, daß er sagte: „Wir sollten lieber eine ganze
Provinz als Philippsburg verlieren."
„Im nimwegischen Frieden war die Wiedererlangung des
abgetretenen Philippsburger Besatzungsrechtes die Frucht verschie-
dener über Frankreich erfochtener Siege. Freiburg, eiue ge-
wiß nicht unbeträchtliche Festung, wurde damals im Vergleiche
zu Philippsburg so wenig geachtet, daß man das Anerbieten
der Franzosen, selbiges gegen ein Aequivalent znrückzugeben, mit
Stillschweigen übergieng."
„Mit gleicher Aufmerksamkeit wurde dem Kaiser und Reich
das Besatzungsrecht zu Philippsburg auch ine Ryswicker Frieden
gesichert. Und heutzutage wird die Schleifung der Veste eben
so kaltblütig angerathen, als warm und muthig unsere Vor-
fahren für ihre Erhaltung gekämpft."
Das war Alles recht schön und patriotisch; aber die Bruch-
saler Stimme erfreute sich gleichwohl des meisten Anklanges
und ein Vertheidiger derselbenverschaffte ihr durch seine schla-
gende Darstellung entschieden den Sieg.
„Entweder", heißt es in dieser Schrift, „will man mit un-
serer Reichsgränzfestung eine durchgreifende Kur vornehmen,
welche derselben den Werth ihres Namens und dem Reiche sowohl
Ehre als Nutzen verschaffe, oder man will nur ein Palliativ-
mittel anwenden, welches ihr Schicksal einsweilen hinausschiebc,
anstatt ihre Wunden zu heilen."
„Wenn nun die Kosten der völligen Schleifung der Festungs-
werke auf 200,000 Gulden berechnet sind, auf wie viel Millionen
25) Dieses Broschürlein (wahrscheinlich ebenfalls in Bruchsal verfaßt) nennt
sich: „Der Patriot von der Reichsfestung Philippsburg, 1776."
zu lassen. So können Deutsche unserer Zeit die Gesinnungen
ibrer patriotischen und tapfern Vorfahren verläugnen."
„In den westfälischen Friedensverhandlungen war das Be-
satzungsrecht zu Philippsburg einer der wichtigsten Gegen-
stände. Frankreich bestand unabweichlich darauf und die deutschen
Gesandtschaften überließen es dieser Krone als ein kostbares Opfer
des Friedens. Der große Tü renne hielt den Besitz des Platzes
für fo -wichtig, daß er sagte: „Wir sollten lieber eine ganze
Provinz als Philippsburg verlieren."
„Im nimwegischen Frieden war die Wiedererlangung des
abgetretenen Philippsburger Besatzungsrechtes die Frucht verschie-
dener über Frankreich erfochtener Siege. Freiburg, eiue ge-
wiß nicht unbeträchtliche Festung, wurde damals im Vergleiche
zu Philippsburg so wenig geachtet, daß man das Anerbieten
der Franzosen, selbiges gegen ein Aequivalent znrückzugeben, mit
Stillschweigen übergieng."
„Mit gleicher Aufmerksamkeit wurde dem Kaiser und Reich
das Besatzungsrecht zu Philippsburg auch ine Ryswicker Frieden
gesichert. Und heutzutage wird die Schleifung der Veste eben
so kaltblütig angerathen, als warm und muthig unsere Vor-
fahren für ihre Erhaltung gekämpft."
Das war Alles recht schön und patriotisch; aber die Bruch-
saler Stimme erfreute sich gleichwohl des meisten Anklanges
und ein Vertheidiger derselbenverschaffte ihr durch seine schla-
gende Darstellung entschieden den Sieg.
„Entweder", heißt es in dieser Schrift, „will man mit un-
serer Reichsgränzfestung eine durchgreifende Kur vornehmen,
welche derselben den Werth ihres Namens und dem Reiche sowohl
Ehre als Nutzen verschaffe, oder man will nur ein Palliativ-
mittel anwenden, welches ihr Schicksal einsweilen hinausschiebc,
anstatt ihre Wunden zu heilen."
„Wenn nun die Kosten der völligen Schleifung der Festungs-
werke auf 200,000 Gulden berechnet sind, auf wie viel Millionen
25) Dieses Broschürlein (wahrscheinlich ebenfalls in Bruchsal verfaßt) nennt
sich: „Der Patriot von der Reichsfestung Philippsburg, 1776."