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DOI article:Bader, Joseph: Die Kommunisten von Amoltern: ein sozial-historisches Genrebild
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0290
274 —
ganz Anderes im Munde geführt. Diese „höchste Treulosig-
keit gegen Gott und den König" verdamme sich selber.
Pater Romuald wurde dafür mit der Anwartschaft auf
das Bisthum Ja en belohnt, der Denunzierte aber unter beschö-
nigtem Vorwande nach Madrid gelockt und daselbst nächtlicher
Weile von den Dienern der Inquisition festgenommen und in's
Gefängniß geschleppt.
So sähe sich Olavides für das Unglück, worein er Tau-
sende von braven Menschen gebracht, seiner Nemesis verfallen.
Er wurde 4778 vor das Jnquifitionsgericht gestellt und
nach Abschwörung „seiner Jrrthümer" zwar absolviert, aber gleich-
wohl auf acht Jahre in ein Kloster gesprochen entfloh jedoch
nach Venedig, kehrte später wieder nach Andalusien zurück und
starb daselbst im Jahre 1805.
Pater Romuald indessen hatte sich durch die Denunzie-
rung eines so bedeutenden Mannes viele einflußreichen Leute zu
Feinden gemacht und mußte, enttäuscht und gedemüthigt, den
Erdenwinkel verlassen, wo er seinen längst gehegten Plan einer
„christlich-bürgerlichen Bruderschaft" am besten verwirklichen
zu können geglaubt.
Da pochte es 1778 eines Tages an der Pfarrhofthüre zu
Amoltern und als man öffnete, streckte ein wohlbekannter Kä-
st uzinermönch seine gebräunte Rechte zum Willkomms dar.
Freudig emstfieng man den alten Freund, welcher nach einer
Reihe mühe- und sorgenvoller'Jahre aus der weiten Welt wieder
in den stillen Schooß brüderlicher Vertraulichkeit zurückkehren
wollte. Was gab es da Alles zu erzählen und zu berichten!
6) „Olavides, ein aufgeklärter Herr, welcher die Sierra Morena mit
deutschen Bauern bevölkert, hatte ihnen, da es nicht anders möglich war, Re-
ligionsfreiheit gestattet. Deswegen ist er jetzt vor die Inquisition beschicden
worden, ein kränklicher 55jähriger Mann. Die Inquisition hat ihn verdammt,
gestäupt zu werden, da aber seine Schwäche diese Barbarei unmöglich machte,
ist er auf acht Jahre in ein Kloster gesteckt worden und muß ohne Unterlaß zwei
Mönche bet sich haben, die ihm verbeten und heilige Historien lesen. Im aus-
geklärten I8ten Jahrhundert, unter dem Hause Bourbon." I. v. Müller's
Brief an Bonstetten, vom 5ten Jänner 1779.
ganz Anderes im Munde geführt. Diese „höchste Treulosig-
keit gegen Gott und den König" verdamme sich selber.
Pater Romuald wurde dafür mit der Anwartschaft auf
das Bisthum Ja en belohnt, der Denunzierte aber unter beschö-
nigtem Vorwande nach Madrid gelockt und daselbst nächtlicher
Weile von den Dienern der Inquisition festgenommen und in's
Gefängniß geschleppt.
So sähe sich Olavides für das Unglück, worein er Tau-
sende von braven Menschen gebracht, seiner Nemesis verfallen.
Er wurde 4778 vor das Jnquifitionsgericht gestellt und
nach Abschwörung „seiner Jrrthümer" zwar absolviert, aber gleich-
wohl auf acht Jahre in ein Kloster gesprochen entfloh jedoch
nach Venedig, kehrte später wieder nach Andalusien zurück und
starb daselbst im Jahre 1805.
Pater Romuald indessen hatte sich durch die Denunzie-
rung eines so bedeutenden Mannes viele einflußreichen Leute zu
Feinden gemacht und mußte, enttäuscht und gedemüthigt, den
Erdenwinkel verlassen, wo er seinen längst gehegten Plan einer
„christlich-bürgerlichen Bruderschaft" am besten verwirklichen
zu können geglaubt.
Da pochte es 1778 eines Tages an der Pfarrhofthüre zu
Amoltern und als man öffnete, streckte ein wohlbekannter Kä-
st uzinermönch seine gebräunte Rechte zum Willkomms dar.
Freudig emstfieng man den alten Freund, welcher nach einer
Reihe mühe- und sorgenvoller'Jahre aus der weiten Welt wieder
in den stillen Schooß brüderlicher Vertraulichkeit zurückkehren
wollte. Was gab es da Alles zu erzählen und zu berichten!
6) „Olavides, ein aufgeklärter Herr, welcher die Sierra Morena mit
deutschen Bauern bevölkert, hatte ihnen, da es nicht anders möglich war, Re-
ligionsfreiheit gestattet. Deswegen ist er jetzt vor die Inquisition beschicden
worden, ein kränklicher 55jähriger Mann. Die Inquisition hat ihn verdammt,
gestäupt zu werden, da aber seine Schwäche diese Barbarei unmöglich machte,
ist er auf acht Jahre in ein Kloster gesteckt worden und muß ohne Unterlaß zwei
Mönche bet sich haben, die ihm verbeten und heilige Historien lesen. Im aus-
geklärten I8ten Jahrhundert, unter dem Hause Bourbon." I. v. Müller's
Brief an Bonstetten, vom 5ten Jänner 1779.